Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
Vom Netzwerk:
werde es einfach tun.
    »Worüber denkst du nach?« fragte Ahira. Fssssst. Fssssst.
    »Ich dachte gerade, daß es hier draußen kalt wird.«
    Geradeaus, vielleicht ein paar hundert Meter oder sogar mehr als ein paar Kilometer entfernt, umkreisten sich langsam drei Feenlichter, die sanft in blauen und grünen Tönen pulsierten. Das Tempo nahm zu; die Lichter drehten sich schneller um ihr unsichtbares Zentrum. Sie wurden rot und orange. Die Geschwindigkeit nahm weiter zu, während sie sich gegenseitig schneller und schneller, enger und enger umkreisten, bis der Kreis sie nicht mehr halten konnte. Erst verging eins, dann auch die anderen beiden in einem feurigen Funkenregen, der sich blau verfärbte, als er ins dunkle Wasser fiel.
    »Magie und Wahnsinn sind irgendwo draußen in der Nacht freigesetzt«, flüsterte ich.
    »Das stimmt.«
    »Und wir segeln darauf zu.«
    »Genau.« Fssssst. Fssssst. Fssssst. Er hob den Kopf. »Wo würdest du lieber sein?«
    »Hier gefällt es mir, muß ich sagen.« Die schönsten Stunden sind die, wo man nur herumsitzt, spricht und nachdenkt.
    Erol Lyneian war ein sehr ordentlicher Kerl: Das Ankerkabel fremdartiger Therranj-Konstruktion, die ein Messing-Eisen-Kabel so biegsam wie ein Seil machte, lag sauber aufgeschossen auf Deck, und nicht einfach nur zu einem Haufen aufgetürmt.
    Vor uns tanzte das Sternenlicht auf dem Wasser; die Wellen schlugen gegen das schnell dahingleitende Boot. In der Dunkelheit über uns bemühte sich der Klüver, jeden Windhauch einzufangen; er zeichnete sich über uns ab wie ein geisterhafter Schatten.
    Einer von der Besatzung bahnte sich seinen Weg nach vorn. Sein Name war Vertum Barr; ein kleiner, knochiger Mann in den Fünfzigern, von Natur aus so dünn, daß man die Rippen trotz des prallen Bäuchleins sehen konnte. Er war dunkel und verschrumpelt wie ein vertrockneter Champignon - die Art von Seemann, die überall auf dem Zirrischen See zu finden ist - auf jedem Boot. Er würde niemals mehr besitzen als das, was er in seinem Seesack tragen konnte. Aber solange er zu arbeiten vermochte, würde er immer eine Koje finden, um seinen Seesack unterzubringen.
    »Du kümmerst dich um die Trimmung, weil der Wind stärker wird, wie?«
    Er verzog das Gesicht zu einem zahnlosen Grinsen.
    »Wie hast du das erraten?«
    »Aber bitte. Ich habe nun mal ein Auge für das Offensichtliche: sie bricht hinten ein bißchen aus. Wer auch immer hinten an der Ruderpinne steht, muß das ständig ausgleichen. Das geht auf die Geschwindigkeit.«
    »Hmmm ... und was würdest du machen, wenn es deine Aufgabe wäre?«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Ist das ein Test? Ihr bemüht euch, das Problem zu weit heckwärts zu lösen. Ich würde einfach die Taljenführung leewärts wegfieren - und das Hauptsegel ein bißchen schießen lassen. Vielleicht würde ich auch beidrehen, um das Großsegel etwas zu reffen. Aber ich bin ein Faulpelz. Ein Kapitän, der sich auf jeden Hauch von Geschwindigkeit etwas einbildet, ist entweder einer von denen, der ein leicht bedienbares Segel aufzieht, so wie du, oder einer, der lieber gleich einen größeren Klüver nimmt.«
    »Das tut er ... genau.«
    »Und jemand, der sich die ganze Arbeit gemacht hat, zwei Fockstagen am Hauptmast zu befestigen, wäre bestimmt nicht bereit, beizudrehen und die Segel auf leichte Weise einzuholen. Für diese Arbeit wären mindestens vier Männer erforderlich. Ich wette, daß du ein paar Gehilfen für diesen riesigen Koloß von Klüver brauchst.«
    »Um die Wahrheit zu sagen: Ich würde nicht gegen dich wetten.« Er lächelte. »Ja, ich könnte dabei etwas Hilfe gebrauchen.«
    »Klar, wir tun es gern.«
    Ahira nickte. »Das hier kann ich genauso gut später zu Ende machen.« Er schob die Axt in die Scheide und band sie an eine Nagelbank. »Was hast du jetzt mit uns vor?«
    »Nur ein bißchen Arbeit.« Ich wollte ihn immer noch fragen, wie er überlebt hatte, und er hätte es mir auch gesagt. Aber wir beide haben es uns immer gestattet, in unwichtigen Dingen stur zu bleiben.
    Sein Lächeln strahlte in der Dunkelheit. »Damit kann ich umgehen.«
    Wir überraschten sie. Ahira und ich schafften es ganz allein, den riesengroßen Sack mit dem Ballon-Klüver heranzuholen - auf der Anderen Seite hätten wir es Genua-Klüver genannt. Ahira stöhnte allerdings vor Anstrengung, als er den Segelsack durch die Luke nach oben transportierte. Er wog bestimmt vierhundert Pfund - aber Ahira kann sol che Gewichte tragen.
    Ich stabilisierte die Sache

Weitere Kostenlose Bücher