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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Stufe inne und richtete mich vorsichtig auf.
    Das Plateau war von dichten Ranken überwuchert, die den Boden flach bedeckten. Sie hatten schon lange alle anderen Pflanzen erstickt, so daß die Sicht frei war, wodurch es keine Möglichkeit gab, sich zu verbergen.
    Aber in der Dunkelheit vermutet man nicht, daß irgend jemand nach einer Stirn und einem Augenpaar Ausschau hält. Man erwartet auch nicht, daß sich dort jemand befindet, dessen Augen nur wenige Zentimeter von den eigenen entfernt sind.
    Zum Glück war es auch diesmal nicht so.
    Was tatsächlich dort war, war ein Mann, der gerade außerhalb meiner Reichweite bequem auf dem Boden hockte und zu mir heruntersah. Hinter ihm standen noch zwei Männer. Er war breitschultrig und hatte dunkles Haar sowie einen dunklen Bart. Seine schmalen Lippen waren zu einem kaum sichtbaren Lächeln verzogen, das vielleicht ein wenig zynisch war, möglicherweise aber auch nur eine Spur von Verachtung widerspiegelte.
    An seiner linken Hüfte konnte man den Griff eines Säbels erkennen - doch er hatte die Hände locker gefaltet.
    »Seid gegrüßt«, meinte er. Mit übertrieben langsamen Bewegungen öffnete er die Hände und wies hinter sich auf ein Lagerfeuer, an dem sich drei weitere Gestalten in dunklen Roben um einen brodelnden Topf drängten. »Sie haben auf euch gewartet, auf euch alle.« Er streckte mir seine muskulöse Hand entgegen, um mir hinaufzuhelfen, zog sich aber mit erhobenen Handflächen langsam zurück, als ich die angebotene Hand nicht nahm.
    Ich blickte hinüber zu den drei rauhen Gesellen am Feuer - drei Kapuzengestalten, die uns reglos beobachteten.
    Sie waren sechs und wir waren fünf. Dieser Unterschied gefiel mir nicht besonders. Die drei, die eine Robe trugen und um das Feuer herumsaßen, hätten genausogut Schilder tragen können, die sie als Magier auswiesen.
    Der Mann mit dem dunklen Bart sprach weiter. »Ta havath«, sagte er mit einem Lächeln. »Wir wollen euch nichts Böses antun, nicht hier und nicht jetzt ...« - es war ein aufrichtiges Lächeln, aber es gefiel mir trotzdem nicht - »... obwohl ich Wolkennen genannt werde und ein Vollmitglied der Sklavenhaltergi lde bin, genau wie meine Gilden brüder«, vollendete er seinen Satz.
    Manchmal sind alle froh, daß ich Walter Slowotski und nicht Karl bin - besonders ich selbst. Karl hätte sich auf Wolkennen gestürzt, ohne dabei auch nur einen Gedanken an die Konsequenzen zu verschwenden. Einen zu erledigen war für ihn auf jeden Fall schon ein guter Anfang. Ich dagegen winkte nur den anderen zu, so schnell wie möglich die Stufen hinaufzukommen, richtete mich ganz auf und ließ den Griff meines Wurfmessers in die Hand gleiten.
    Ich meine, ich glaubte ihm, aber ich war nicht sicher, ob ich mir glauben konnte, daß ich ihm glaubte, wenn du verstehst, was ich meine.
    Andy stand neben mir; sie berührte mit einer Hand meinen Arm, um mich zur Vorsicht zu gemahnen, mit einem leisen Zauberspruch auf den Lippen.
    »Bleib ruhig, Walter«, warnte sie und stieg die letzten Stufen hinauf, um über die Rankenflechten zum Lagerfeuer zu gelangen, an dem die drei anderen noch immer saßen. Einer der Sklavenhändler machte einen halben Schritt auf sie zu, wurde aber durch ein Aufblitzen in Wolkennens Augen gestoppt.
    »Nein«, sagte er. »Laßt sie.« Er und die beiden anderen Sklavenhändler zogen sich zurück, fort von uns, fort vom Feuer, in Richtung auf das entfernte Ende des Plateaus, wo ein paar Zelte aufgestellt waren.
    Ich stieg die wenigen Schritte zum Plateau hinauf. Unten am Abhang lag wartend Ehvenor. Aber vielleicht lag es gar nicht, und möglicherweise wartete es auch nicht. Mag sein, daß es mehr tat, als nur dazuliegen.
    Denn in der Nacht flimmerte nicht Ehvenor unten im Tal, sondern der ganze Abhang von Ehvenor war von unzähligen Lichtern erhellt.
    Das letzte Mal, als ich mich in der Nähe von Ehvenor aufhielt, sah sie eigentlich wie eine normale Stadt aus, mit Ausnahme der Region um Faerie herum ... nun, sagen wir lieber um Faeries Botschaft herum. Daran mußte ich immer wieder denken.
    Ich würde sagen, daß Teile von diesem Außenposten Faeries nicht verändert waren, abgesehen von der Tatsache, daß er noch niemals unverändert gewesen war: Das war ja gerade das Problem mit ihm.
    Es war ein schmaler, mit einer Kuppel überdachter Turm, der sich vielleicht vier Stockwerke emporstreckte. Er schien aus Dunst und dem Licht des Sonnenaufgangs gewebt zu sein. Am besten konnte man ihn aus den

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