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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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zu sehen. Wenn ich nur ein wenig tiefer blicken könnte ...«
    Das Licht klärte sich weiter, wurde heller, aber ...
    »Nein.« Ich konnte die scharfe Klarheit der Gestalten fühlen, als sie in mein Bewußtsein schnitten. Sie sägten an meinem Verstand. Ich schob Andys Hand aus dem Weg, und das Licht hinter meinen Augen erstarb. Ich war nicht dafür geschaffen, Magie zu erzeugen oder mit Magie zu arbeiten.
    Und sie war es auch nicht. Nicht auf diesem Niveau. Nicht auf diese Weise.
    »Hör auf damit«, forderte ich. »Laß es bleiben.«
    Ihre Augen waren weit geöffnet und starrten ausdruckslos. Der Kiefer hing schlaff herunter. Ein dicker, roter Blutstropfen zeigte sich am Rand ihrer Unterlippe, während sie den Mund schnell und fast schweigend bewegte. Ihr Atem wurde heftiger und stockender.
    »Verdammt, nein!«
    Ich schüttelte sie sanft, dann noch einmal härter, aber sie hörte nicht auf. Ich versuchte, sie noch stärker zu schütteln, konnte es aber nicht. Nicht, daß ich es nicht gewollt hätte. Ich versuchte es, aber es war wie der Versuch, sie zuerst durch Wasser zu schieben, dann durch dicken Sirup und dann durch eine Wand. Es gab eine Grenze, wie hart ich sie schütteln konnte. Ihre Magie hinderte mich daran.
    »Verdammt, hör auf damit!«
    Ich versuchte, sie ins Gesicht zu schlagen, aber meine Hand wurde immer langsamer, als sie ihrem Gesicht näherkam. Was ein harter Schlag hatte werden sollen, verwandelte sich in ein sanftes Berühren ihrer Wange. Von was auch immer sie kontrolliert wurde, es beschützte sie vor physischen Angriffen.
    »Andrea!«
    Ich war nicht in der Lage, sie zu schlagen. Nichts, was ich sagte, würde helfen können. Deshalb zog ich sie an mich und berührte ihre Lippen mit meinem Mund. Ihre Augen waren weit geöffnet, der Mund feucht und warm - salzig, mit dem Geschmack von Blut, vielleicht meinem, vielleicht ihrem. Sie umschlang mich mit ihren Armen. Erstaunlich starke Finger schlossen sich fest hinter meinem Rücken zusammen, als sie sich eng an mich schmiegte, ihre Zunge warm und feucht in meinem Mund. Alte Reflexe sterben schwer, während lange Hemmungen schnell vergehen. Ich fegte das Zauberbuch und ihre Ausrüstung vom Bett auf den Boden und kümmerte mich nicht um die Zerstörung, die das anrichten mochte.
    Ihre Augen - jetzt eher eindringlich als wahnsinnig - senkten sich in meine, als wir auf die Koje sanken. Finger kämpften schwerfällig mit der Kleidung.
    Der Teil von mir, der immer analytisch vorgeht, sann darüber nach, daß ich früher ein besserer Experte in diesen Dingen gewesen sei, aber ich befahl ihm, mich in Ruhe zu lassen, und dieses eine Mal gehorchte er.
    Sie lag lange Zeit in meinen Armen. Ihr Kopf ruhte an meiner linken Schulter, und sie atmete so langsam, daß ich dachte, sie sei eingeschlafen. Deshalb zog ich meinen Arm nicht unter ihr hervor, obwohl sie so stark gegen meine Brust drückte, daß er einzuschlafen drohte.
    Um die Wahrheit zu sagen: Das erste Mal war nicht so gut gewesen. Wir hatten es zu eilig gehabt - oder zumindest ich. Das zweite Mal war besser. Vor zwanzig Jahren hatte es ein drittes Mal gegeben. Nun, egal wie lange es her gewesen war, daß ich mit einer Frau geschlafen hatte - und das war viel zu lange her - , jetzt war ich viele Jahre älter und daher ruhiger.
    Nun, ich hatte das kommen sehen. Jetzt war es geschehen, und die Welt hatte darüber nicht aufgehört zu existieren.
    Vielleicht hatte Doria doch recht, daß Andy es mit der Magie übertreibe. Und daß die Magie nicht nur einen Tribut von ihr fordere, sondern sogar drohe, sie über die Klinge springen zu lassen - fast als sei sie eine personifizierte Kraft. Ich mußte sie unbedingt von der Magie fernhalten, hatte aber nicht die geringste Vorstellung davon, wie ich das bewerkstelligen sollte. Das hier funktionierte einmal. Aber ich war nicht davon überzeugt, daß diese Methode wirklich eine reale Möglichkeit darstellte, wenn sie über vierundzwanzig Stunden am Tag angewendet werden sollte.
    Ich meine, mal angenommen, daß ich es darauf anlegte, wie sollte ich diesen Vorschlag in Worte fassen?
    Ich lächelte still vor mich hin, aber es war nicht witzig. Andy war viel zu engagiert, um sie aufzuhalten. Vielleicht, aber nur vielleicht, konnte sie mehr Kontrolle darüber erlangen. Und vielleicht gab es noch einen anderen Weg.
    Ich hasse die Vielleichts.
    Ich dachte, sie würde schlafen. Doch dann reckte sie sich, gähnte, hob ihr Gesicht zu meinem und lächelte, während sie sich

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