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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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herzuspringen, und eilte mit Jason dorthin, wo Andy am Feuer stand.
    Nun, ich hatte schon lange die Auffassung vertreten, daß man es mit magischen Symbolen zu tun hat, wenn irgend etwas in bezug auf Ehvenor geschah, was von Wichtigkeit war. Ich wußte nicht, ob ich froh oder enttäuscht darüber sein sollte, daß sich das als richtig erwiesen hatte.
    Eine der drei in eine Robe gekleideten Gestalten stand nun auf, warf die Kapuze zurück und ließ die dunkle Kutte zu Boden fallen. Unter der Robe trug er eine Tunika und Beinkleider. Beides hatte die Farbe von hellem Gelb. Ich hatte immer gedacht, daß Hexenmeister kleine, verhutzelte, dürre Männer und Frauen seien - je mächtiger, desto kleiner und schrumpeliger - , aber es ist wirklich dumm, wenn man so denkt. Ein Mensch, der ein attraktives Äußeres annehmen kann, wird sich zweifellos für ein junges und starkes Aussehen entscheiden. Und ein Mensch mit genügend Macht, dieses Äußere auch Wirklichkeit werden zu lassen, wird sich ebenfalls dafür entscheiden, jung und stark zu wirken - und zweifelsohne sind alle Hexenmeister Menschen.
    Er war hochgewachsen und eher hager als schlank. Sein schwarzer Bart war sauber gestutzt, und die Bewegungen seiner Hände waren anmutig, als er Andy zuwinkte.
    »Geselle dich zu uns, gute Zauberin«, sagte er, faltete die Hände und verneigte sich. »Wir haben bereits auf dich gewartet.«
    Andy antwortete nichts darauf, wodurch das Schweigen für eine Weile in der Luft hing, während die Stadt flimmerte und das Feuer vor sich hin loderte. In den knisternden Flammen brach ein brennender Baumstamm in zwei Teile und stieß einen Schwarm von Funken hinauf in den nächtlichen Himmel.
    Andrea hob eine Hand und hauchte einen Zauberspruch; daraufhin streckte sich der Magier immer weiter, bis er für einen Menschen viel zu dünn war. Die Spitzen seiner Ohren verloren ihre runde Form; seine Haare und sein Bart wurden immer dünner, bis sie so fein wie Babyhaare waren.
    »Gut gemacht, oh, sehr gut gemacht«, sagte der Elf in einem singenden Tonfall. »Du hast mich demaskiert, ich w erde sprechen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich brauche keine falschen Gratulationen. Ich hätte deine Erscheinung nicht überwinden können, wenn du mich nicht gelassen hättest.«
    »Das ist wahr.« Sein Blick war nicht wirklich herablassend, genausowenig wie die Art und Weise, wie er die Hände vor der Brust faltete und sich verneigte. Sein starrer Blick war so eindringlich, daß ich dachte, er könnte nicht nur durch meine Kleidung und mein Fleisch hindurchsehen, sondern durch mein ganzes Selbst.
    »Ich bin Vair ip Melhrood, seit langem Einwohner des herrlichen Pandathaway, zumindest seit den letzten zweihundert Jahren der Magiergilde. Ich bin als Vair der Unberechenbare bekannt.« Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Zumindest denke ich, daß ich deshalb bekannt bin.«
    »Du hast dich gut gehalten«, sagte sie.
    »Besten Dank.«
    Der zweite stand auf und warf seine Robe in einer raschen Bewegung beiseite. Stehend reichte er ihr gerade bis zur Taille: Es war ein Zwerg. Mein erster Gedanke war, daß es sich bei ihm nicht um einen Magier handeln konnte, denn Hexenmeister waren beim Volk der Zwerge selten. Als er sich aber im Schneidersitz in der Luft niederließ, entschied ich mich anders. Es bedurfte einer mächtigen Magie, um einen Levitationszauber auszuführen, und das um so mehr, wenn er für so simple Zwecke verwendet wird wie der trivialen Absicht, seine Augen auf dieselbe Höhe mit Andys Augen zu bringen. Es konnte sein, daß es sich dabei nur um Prahlerei handelte, aber er war ein Zwerg, und Zwerge neig ten nicht zum Angeben. Nein, er war ein Magier, aber er hatte sich keine Mühe mit seiner Erscheinung gegeben.
    Zwergen ist es gleich, wie sie aussehen; sie haben keinen Sinn für Geschmack.
    Dieser hier sah sogar für einen Zwerg besonders häßlich aus. Er war nur wenig kleiner als Ahira, wog aber wahrscheinlich nicht mehr als die Hälfte. Seine Haut hing in tiefen Falten von ihm herab. Dabei sah die abblätternde Haut nicht besonders gesund aus - doch ich vermutete, daß er sich um seine Schuppenflechten keine Gedanken machte.
    Während Ahiras große Nase und sein massives Kinn ihn angenehm hausbacken aussehen ließen, wirkte das mit tiefen Runzeln übersäte Gesicht des Zwerges wie verschrumpeltes Leder.
    »Nareen«, sagte er mit einem leisen Krächzen in der Stimme. »Nareen der Geduldige, Nareen der Glasmacher. Ich frage dich, ob du

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