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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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noch einmal streckte. Ihr Zeh kam hoch und spielte mit der Messerscheide, die noch immer an meiner rechten Wade befestigt war. Ich halte es normalerweise nicht für nötig, beim Sex bewaffnet zu sein, ehrlich, aber ich hatte mir nicht die Zeit gelassen, darüber nachzudenken.
    Es überraschte mich nicht, daß die ganze Anspannung aus ihrem Körper gewichen war. Selbst wenn man es falsch anstellt, passiert das gewöhnlicherweise. Und da ich mich nicht die ganze Zeit selbst beobachtet hatte, waren mir nicht viele Fehler auf beiden Seiten aufgefallen - nur die ganz normale Art von Schwerfälligkeit des ersten Mals. Mich überraschte jedoch, daß mich eine Menge Spannung, von deren Existenz ich gar nichts wußte, verlassen hatte. Besonders in den Schultern und im rechten Arm. (Ich vermute, daß auch die Anspannung aus meinem linken Arm gewichen war, aber er war taub und sollte es wohl noch für eine ganze Weile bleiben.)
    »Was soll ich sagen?« fragt e sie. Ihre Stimme klang schlaf rig verschwommen. » › Danke, das habe ich gebraucht?‹« Es wäre sehr grob gewesen, zu bemerken, daß sie es in der Tat gebraucht hatte, auch wenn ich es mit der Erklärung versehen hätte, daß es für einen Erwachsenen, der an ein aktives Sexualleben gewöhnt ist, bessere Dinge gibt, als darauf zu verzichten. Ich konnte das aus meiner eigenen kürzlichen Erfahrung belegen.
    Oder ich hätte sagen können, daß auch ich es gebraucht hätte. Nein, es war nicht nur die Entspannung, so sehr ich sie auch verlangt hatte. Ich bestehe aus mehr als aus einer Ansammlung von Keimdrüsen und Hormonen, umgeben von Haut und Muskeln. Was ich gebraucht hatte, was ich sehr dringend gebraucht hatte, war die Berührung einer Frau, die nicht zitterte, wenn ich Hand an sie legte.
    Aber ...
    »Sicher«, erwiderte ich. »Das wäre schön.«
    Es gibt zwei gute Aspekte, mit alten Freundinnen zusammen zu sein:
    Man kann es sich leisten, etwas zu t un, das im allergün stigsten Fall als moralisch zwiespältig gilt. Und wenn sie dich danach fragt, kannst du versuchen, es mit einem dummen Spruch abzutun. Damit wirst du sicher erreichen, daß sie sich zuerst in deinen Armen versteift, um dann ihren Kopf an deine Brust zu legen. Schließlich wird sie mit einem liebevollen Lachen in der Stimme sagen: »Walter, du bist wirklich ein Arschloch.« Und schnell hinzufügen: »Es ist besser, wir ziehen uns jetzt an, bevor mein Sohn zurückkommt.«
    Und später stehst du dann an der Reling, während das Schiff durch die Nacht treibt, und beobachtest die Lichter von Faerie, die wie verrückt am Horizont tanzen - ihre Spiegelungen im Wasser zerrissen und verteilt, lange, bevor sie dich je erreichen. Und eine andere alte Freundin kommt zu dir, legt eine schlanke Hand auf deine Schulter, lehnt ihren Kopf gegen deinen Arm und sagt nichts, gar nichts.

Kapitel zweiundzwanzig
In dem wir drei murrende Sklavenhändler, zwei wartende Zauberer und eine zweifelnde Klerikerin treffen, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen
    Wer li ebt und dabei nicht das wirkliche, wahrhaftige Ende der Liebe vorhersieht, ist ein Mensch, der sich auf See begibt, nur um seekrank zu werden.
    - JOHN DONNE -
    Der Trieb eines Spanners ist wie ein Schmerz im Arsch.
    - WALTER SLOWOTSKI -
    Die Sonne war gerade untergegangen. Sie hinterließ blaßgoldene und rötliche Streifen am Himmel, die in der See ihre Spiegelungen fanden, während sich langsam die Lichter von Ehvenor am Horizont abzeichneten und zwischen den Inseln hervorlugten.
    In den kalten, grauen Gewässern um Ehvenor lagen felsige, wellenumspülte Inseln verstreut. Einige ihrer steinernen Finger stießen durch die Wasseroberfläche in den Himmel. Sie erinnerten mich an Bergspitzen, die unter dem Wasser bedrohlich aufragten und nur darauf warteten, in die Eingeweide eines Schiffs einzudringen. Andere Felsen, deren Rückseiten mit Moos und Strauchwerk bewachsen waren, ragten nur ein wenig aus dem Wasser heraus. Ihre dunklen Körper unterhalb der Wellen waren nur undeutlich zu erkennen, wodurch sie die größte Bedrohung für den Rumpf der Delenia darstellten.
    Meistens kamen sie einem einfach in die Quere.
    So ist das oft im Leben.
    Erol Lyneian richtete den hohen Bug der Delenia auf eine enge Durchfahrt zwischen zwei Inseln. Das war gefährlich, doch er machte den Eindruck, als ob er wußte, was er tat - und ich hoffte inständig, daß er tatsächlich wußte, was er tat.
    »Drüben auf der anderen Seite der Durchfahrt gibt es einen Anlegeplatz.

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