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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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abgeworfen. Gruppen pelziger Ungeheuer kämpften in den engen Gassen miteinander. Die klü geren flohen aus der Stadt, wäh rend die Kreaturen der Nacht ihr Heil in der Dunkelheit des Berges suchten, um dem anbrechenden Tag zu entfliehen.
    Dunkle Schatten huschten hinaus, entflohen der Enge der Stadt, einige schoben sich über den Boden, andere erhoben sich in die Luft oder tauchten in den Zirrischen See. Ich hätte fast schwören können, daß ich sah, wie ein Drache seine Flügel ausbreitete und nach Süden flog, aber ich kann mich auch geirrt haben.
    Ich brauchte dringend etwas zu trinken. Ich hatte den Wunsch, mit Tennetty einen zu heben - vielleicht ein Nicken und ein kaltes Lächeln von ihr, das bestätigte, daß ich meine Sache gut gemacht hatte. Warum auch immer ich überhaupt einen Furz auf die Meinung dieser kaltblütigen Psychopathin gab, entzog sich meiner Kenntnis.
    Verdammt, Tennetty.
    Ich mußte mich hinsetzen für den Drink, durchwühlte meine Ausrüstung und brachte den Flachmann mit Riccettis Bestem zum Vorschein. Er fühlte sich noch ziemlich schwer an, also war noch etwas übrig. Genug für, sagen wir, ein halbes Dutzend reichlich bemessener Schlucke. Ich zog den Korken, tat einen tiefen Zug und ließ den feurigen Whisky in meiner Kehle brennen und meinen Bauch wärmen, bevor ich die Flasche an Ahira weitergab.
    »Hmm«, sagte er und überlegte. »Ich glaube, das haben wir uns verdient.« Er nahm einen Schluck und bot die Flasche dann der Hand-Frau an. Das überraschte mich.
    Sie schlug das Angebot jedoch aus. Ihre Augen - das echte und das Glasauge - ließen nie den Blick von dem Schauspiel da unten. »Magische Ungeheuer, freigelassen in Wildnis, Erde, Luft und Wasser«, murmelte sie vor sich hin. Sie neigte den Kopf zur Seite. »So etwas hat es nicht mehr gegeben, seit ich ein kleines Mädchen war.«
    Erst viel später fiel mir ein, daß die meisten magischen Kreaturen seit Jahrhunderten aus Eren verschwunden waren.
    Sie schulterte eine kleine Leinentasche, drehte sich um und schritt in die Dunkelheit hinaus.
    Ich brauchte fast eine ganze Minute, bis mir klar wurde, daß sie gerade verschwunden war und nicht wiederkehren würde. Ahira gab die Flasche an Jason weiter, der sie dann Nareen reichte.
    Vair polierte einen münzgroßen Rubin und fügte ihn in eine offene Drahtfassung. Er warf eine Handvoll Pulver auf das Feuer und beobachtete den Qualm durch diese Linse.
    »Es hätte wesentlich schlimmer kommen können«, erklärte er. »Ganz Faerie wäre herausgeflossen, wenn der Durchbruch nicht versiegelt und derjenige, der ihn geschlagen hatte, nicht aufgehalten worden wäre.« Er fixierte mich durch das Feuer des Rubins; dann steckte er ihn in seine Gürteltasche und verschränkte die langen Arme über der Brust. »Es wäre alles fehlgeschlagen, wenn wir den Durchlaß nicht mit dem Auge gesehen hätten. Ihr habt euch alle tapfer gehalten.« Er erhob sich. »Jedenfalls sieht es für mich so aus.« Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trat in die Dunkelheit. Ich war sicher - ich bin mir sicher -, daß er schon verschwand, während er immer noch im Licht des Feuers hätte sichtbar sein sollen.
    Andrea, die sich an ihren Sohn lehnte, schluchzte immer noch. Jason blitzte uns alle wild und schweigend an, als ob wir etwas ändern könnten.
    Nareen kicherte sanft, denn so kichern die Geduldigen. »Wir können nichts tun, junger Cullinane. Man kann nur erleiden.« Nareen lief zu den beiden hinüber. Sanft und langsam löste er Andrea von ihrem Sohn und nahm ihre kleinen, zarten Hände in seine kräftige Faust.
    »Du siehst«, erklärte er, als spräche er zu Jason, »diejenigen von uns, die mit der Gabe gesegnet sind, kennen die Wahrheit. Es gibt keine größere Freude als die, diese Gabe anzuwenden und zu verfein ern.« Seine breiten Hände strei chelten die ihren. »Die meisten von uns wissen, daß wir uns beim Gebrauch dieser Gabe vorsehen müssen. Wenn wir die Gabe zu oft anwenden und es zu weit damit treiben, müssen wir zwischen ihr und unserem klaren Verstand wählen. Und wer würde den Verstand wählen, verglichen mit der Unvergleichlichkeit der Kraft, die dein Rückgrat entlangströmt, nicht wahr?«
    Seine Worte waren sanft, aber jedes davon traf Andy wie ein heftiger Schlag. Sie schluchzte noch lauter und versuchte, sich abzuwenden. Aber der Zwerg ließ sie nicht.
    »Nein«, drängte er. »Du hast deine Entscheidung getroffen. Du wirst deine Kraft nicht mit dem Verstand nähren, sondern

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