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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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stets sanft berühren. Das war schon immer so gewesen und ich hatte es schon immer an ihr gemocht. »Du hattest andere Probleme, aber du hast es weit gebracht, mein Kind.«
    Sie seufzte. »Hoffentlich.« Ihre Finger spielten mit meinem Kragen und dann an meinem Schnurrbart. »Wir sollten jetzt besser zum Abendessen hinuntergehen, oder?«
    Die Herausforderungen des Lebens der herrschenden Klasse lernt man nach einer Weile zu ertragen, selbst wenn man nur durch eine eheliche Verbindung zu einem Mitglied dieser Klasse geworden ist. Alles ist ein einziger Handel. Man pflegt gut zu essen, aber man kann auch jederzeit unterbrochen und dazu genötigt werden, bei einer Vielzahl von Dingen plötzlich auszuhelfen.
    In diesem Fall war ich damit beschäftigt, mich um zwei kürzlich eingetroffene Dorfvorsteher zu kümmern, die sich auf einem formellen Besuch befanden. Wirklich, es ist keine schlechte Idee, die Dorfvorsteher einzuladen, um sie mit Speis und Trank zu bewirten. Ich bin froh, daß ich Jason die sen Vorschlag gemacht hatte.
    Wir nahmen unsere Plä tze um den Tisch herum in der üblichen Weise ein. Jason saß am Kopf des Tisches, Andrea ihm gegenüber. Ritelen, der ältere der beiden Vorsteher, saß zu Jasons rechter Seite. Dann folgten Kirah, Dorann und Janie. Auf der anderen Seite waren es Doria, meine Wenigkeit, Aeia, Bren Adahan und schließlich Benen, der andere Vorsteher. Jedem Vorsteher wurde ein Ehrenplatz zur Rechten von Jason oder Andrea zuteil. Dadurch bot sich Kirah die Möglichkeit, mit Ritelen - ein Mann mit gewaltigem Brustkorb und Walroßschnauzer - ein höfliches Geplauder zu beginnen, da sich sowieso nur Jason und Kirah in normaler Lautstärke mit ihm unterhalten konnten.
    Es sah albern aus. Der für förmliche Abendessen vorgesehene Tisch war dafür gedacht, dreißig Menschen Platz zu bieten, doch diesmal waren es weniger als ein Dutzend Leute, die sich um den Tisch herum fast verloren.
    Ich persönlich hätte es vorgezogen, uns in zwei Gruppen an jedem Ende des Tisches zu plazieren. Vier oder sechs Leute sind ungefähr die richtige Anzahl für eine Unterhaltung beim Essen. Einer mehr, und die Gruppe tendiert dazu, sich in mehrere Gesprächsgruppen aufzuteilen. Und die meisten Leute werden das Mißtrauen nicht los, sich in der falschen Gruppe zu befinden. (Ich natürlich nicht. Per Definition ist die Unterhaltung mit mir immer die interessanteste.)
    Oder es kann in einen Monolog umschlagen.
    Natürlich entwickelte sich von Seiten der beiden Dorfvorsteher kein Monolog. Das wäre zu vernünftig und zu interessant gewesen. Ich hätte es vorgezogen, mehr über die Weizenfäulnis zu hören, die in Teleren aufgetreten war. Außerdem hätte ich lieber die beiden Vorsteher darüber ausge fragt, was sie über den Wert von Sojabohnensprößlingen als Ergänzungsnahrung dachten.
    Aber es kam nicht dazu. Während die Suppe gereicht wurde - es gab eine dicke, fleischige Schildkrötensuppe mit zerstoßenem Pfeffer und Karotten, die gerade eben so fest waren, daß man sie gut beißen konnte; dazu wurden heiße Brötchen serviert, welche noch wunderbar warm, fest und knackig-knusprig aus dem Ofen kamen; U'len war wirklich eine ausgezeichnete Küchenchefin - , während also die Suppe gereicht wurde, ließ sich Bren Adahan über einen besonderen Aspekt der Reitkunst aus, wobei Aeia ihm mit entzückter Aufmerksamkeit folgte, während die anderen mit leidlich vorgetäuschtem Interesse lauschten.
    » ... der Kniff besteht darin, dem Tier nicht die Möglichkeit zu geben, einem zuvorzukommen, sondern es augenblicklich reagieren zu lassen. Jeder Trottel kann mit einem Pferd auf eine Hürde zugaloppieren und dann erleben, daß er sie nimmt, ohne es überhaupt gewollt zu haben. Die meisten guten Reiter erahnen früh, daß das Pferd zum Sprung bereit ist. Am besten ist es, wenn nichts geschieht, solange du es nicht sagst. Ich kann mich an einen Vorfall erinnern . . .«
    Aeia und Janie zollten ihm äußerste Aufmerksamkeit, und die anderen Frauen hörten beinahe ebenso gebannt zu.
    Außer Andrea. In dem langen Kleid, tiefschwarz und karmesinrot, sah sie umwerfend aus. Sie hatte die Fingerspitzen vor dem Mund zusammengeführt und gab vor, aufmerksam zu lauschen.
    Ich bilde mir ein, den Zusammenhang zwischen Frauen und Pferden zu verstehen, aber ich kümmere mich nicht darum. Er ist fast immer sexueller Natur, oder vielleicht sollte ich das fast streichen, und ... nein, ich habe nicht die Absicht, irgendwelche derben Witze über

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