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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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gut. Andy sieht schon viel besser aus, und der Zwerg ist auch schon so gut wie geheilt. Jason ist ein guter Junge. Grüner als der Hulk, aber ...«
    Sie brachte mich mit einem Finger auf meinen Lippen zum Schweigen. »Wir kommen jetzt zu Kirah, nicht wahr?«
    Ich antwortete nicht.
    Doria wartete. Sie war besser im Warten als ich.
    »Es ist nicht ihre Schuld«, sagte ich schließlich. »Als was würdest du es bezeichnen? Als posttraumatische Streßkrankheit?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Vier Semester Psychologie, und du würdest mich zum Psychiater haben wollen.«
    »Ich werde es nicht gleich der Medizinischen Gesellschaft Amerikas erzählen.« Ich hob den kleinen Finger. »Großes Indianerehrenwort.«
    »Also, so sieht's aus.« Sie nahm einen Schluck, durchdachte das Problem und ließ mit einem Achselzucken von ihm ab. »Das spielt keine Rolle, Walter. Das Ganze mit einem Etikett zu versehen, bedeutet nicht, es auch zu verstehen oder zu wissen, wie man es heilen kann. Sie befindet sich in einem schlechten Zustand ... oder zumindest eure Bezie hung.« Doria nahm einen Schluck und seufzte.
    Ich zog eine Augenbraue hoch. »Ich wußte nicht, daß man es uns ansieht. Du hast noch immer genügend Kraft, es herauszufinden?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. Hatte die Matriarchin sie all ihrer Kräfte beraubt, oder waren da noch einige Zaubersprüche auf dem Grund ihrer Seele verblieben, die lediglich eines Anstoßes bedurften? Doria würde sich dazu nicht äußern. »Ich habe Zaubersprüche immer für eine Möglichkeit gehalten, eine andere Wahrnehmungsfähigkeit zu entwickeln, und nicht für einen Ersatz. Wie lange ist es für euch beide jetzt schon her?«
    »Ist was schon her?«
    Sie zog einen Mundwinkel zu einer finsteren Miene herunter. »Rate mal.«
    »He, nicht ich gebe hier die Antworten. Erinnerst du dich?«
    »Ja.« Sie lächelte. »Üblicherweise.« Ich dachte an das letzte Mal und versuchte, es zu vergessen. Statt dessen erinnerte ich mich an eine wilde, warme Nacht in Heim, vor vielen Jahren, kurz nachdem Karl und ich von einem Streifzug zurückgekehrt waren. Ich glaube, es war die zweite Nacht - die erste hatte Karl freigehabt. So mußte es gewesen sein. Wir hatten damals Janie, die noch ein Baby war, bei Karl und Andy zurückgelassen. Wir nahmen uns aus der Siedlung einige Decken mit, durchstreiften die Wälder und erklommen einen Hügel. Von eine r kleinen Flasche wilden Heidel beerweins waren wir unglaublich betrunken und liebten uns die ganze Nacht lang unter den Sternen.
    Ich meine, wirklich, kein Scheiß, ich schwöre bei Gott: die ganze Nacht lang.
    Wenn ich die Augen schließe, kann ich sie noch immer sehen mit ihrem Haar, das über mir im Wind weht und vom Licht der Sterne eingerahmt ist ...
    Aber das war vor langer Zeit, in einem anderen Land, und das Mädchen würde eher tot sein, als wieder warm in meinen Armen liegen.
    Ich wechselte das Thema. »In letzter Zeit sieht Andy viel besser aus. Ich glaube, daß es nicht nur den Anschein hat.«
    Für einen Moment saß Doria still, lächelte dann und brachte die Sprache wieder auf Kirah und mich. »Es ist erstaunlich, was ein paar Übungen, etwas Essen und allge meine Aktivitäten auszurichten vermögen, nicht wahr? Ganz davon zu schweigen, keine Magie mehr zu machen.«
    »Sie ...« Ich unterbrach mich selber.
    »Sie hat es noch nicht aufgegeben?« Doria zuckte mit den Achseln. »Darüber bin ich nicht erstaunt. Das Krankheits modell ist auf Alkoholismus nicht immer ganz anwendbar, doch alles auf ihre suchtartige Hingabe an die Magie abzuschieben, ist wahrscheinlich auch nicht ganz richtig.«
    Ich war überrascht, sie auf diese Weise reden zu hören. Doria hatte alle Hebel in Gang gesetzt, um Andy auf Teufel komm raus nach allen Kräften aus ihrer Werkstatt fernzuhalten.
    »Aber wir sind sehr dicht dran«, sagte sie. »Ich wünschte, der Rest von euch würde mir das glauben. Es lauert immer eine Verführung, eine permanente Versuchung. Ich war ein schrecklich pummeliges Mädchen«, sagte sie, so als ob sie das Thema wechseln würde, obwohl sie dies nicht tat. »Schließlich habe ich es geschafft, mein Gewicht meistens auf einem halbwegs erträglichen Niveau zu halten, indem ich darauf achtete, was und wie ich aß. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn man anfängt zu hungern, stürzt man sich nach einiger Zeit unweigerlich in ein Freßgelage - das bringt nichts.«
    Ich legte ihre Hand in die meine und küßte sie. Sanft, ganz sanft. Man mußte Doria

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