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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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bekannt. In den meisten Gebieten von Eren hat es auch niemals großartige Glasarbeiten gegeben. So verwendeten auch die Präparatoren anstelle von Glasaugen traditionell die weißen Kugeln aus poliertem Knochen. Es war genauso, als hätte man ein volles Zimmer mit Orphan Annies kleinen Kuscheltieren ausstaffiert, die auf mich herunterstarrten. Es dauert ein wenig, bis man sich daran gewöhnt hat. Weinbrand hilft dabei.
    Das einzige Problem war, daß ich einen Schluckauf bekam. Ich hasse es, mit Schluckauf zu trinken. Das zieht den Weinbrand bis zur Nase rauf.
    Schnell hatte ich ein Feuer im Kamin entfacht und mich bequem in einem niedrigen Stuhl vor den aufflackernden Flammen niedergelassen, als Doria mit einem Fingernagel gegen den Türrahmen klopfte.
    Zum Abendessen hatte sie ein langes, purpurnes Kleid angezogen, das aus einem Stoff angefertigt war, den ich immer für Velour hielt, obwohl ich weiß, daß dies nicht der richtige Name dafür war. Das Oberteil lag von ihrer Brust bis zur Hüfte eng an, von wo sich ein Faltenrock unter einem gewebten goldenen Gürtel aufbauschte. Dessen goldenes Muster wurde von Filigranarbeiten auf den Ärmeln und dem Ausschnitt des Kleides sowie auf dem Band ihrer Tasche aufgegriffen.
    »Gut so?« fragte sie.
    »Hübsch«, antwortete ich. »Stell schon mal einen Thron auf.«
    Sie schaute zu den beiden Kognakschwenkern, die sich auf den flachen Steinen vor dem Feuer erwärmten.
    »Hast du mich erwartet?« fragte sie, während ich die beiden Schwenker mit einer lässigen Handbewegung drehte.
    Als ich den Kopf schüttelte, bekam ich wieder Schluckauf. »Nein. Aber es macht keinen Umstand, zwei Schwenker aufzuwärmen. Man weiß nie, ob nicht ein Freund auf einen Drink vorbeischaut.«
    »Oder um deinen Schluckauf zu kurieren.« Sie lächelte, als sie sich im Stuhl niederließ und den Kopf gegen das hohe Rückenteil lehnte.
    »Ja.« Ich war ein bißchen sarkastisch.
    Aus ihrer Tasche zog sie etwas hervor, das wie ein Stückchen Quarz aussah. »Lutsch eine Weile darauf.«
    Ich zuckte mit den Schultern und steckte es in den Mund. Süß ... »Kandiszucker«, sagte ich lutschend. Demosthenes, erblasse vor Neid.
    »Ausgezeichnet, Watson.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch, als ob ich sagen wollte: Und das soll den Schluckauf heilen?
    Sie nickte. »Zu neunzig Prozent. Schluckauf wird verursacht durch ein elektrolytisches Ungleich gewicht im Blut, das ein Verkrampfen des Zwerchfells verursacht. Gewöhnliche Übersäuerung des Blutes. Zucker oder Salz erzielen den umgekehrten Effekt. Wenn das nicht hilft, bedeutet das, daß du alkalisch bist, und ein wenig Zitrone würde dann helfen. Mach noch ein bißchen weiter.«
    Ich fing an, mit ihr darüber zu diskutieren, doch der Schluckauf verschwand, möglicherweise aus eigenem Entschluß. »Wo hast du davon gehört? Von der Hand?«
    »Nein. Es handelt sich um etwas von der Anderen Seite. Eine Freundin von mir namens Diane. Ich weiß nicht, ob du ihr jemals begegnet bist.«
    »Hmmm ... vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Nein, du bist ihr nie begegnet.« Sie lächelte. »Du würdest dich erinnern. - Was machen die Schwenker?«
    »Warte eine Sekunde.« Die Tonschwenker waren warm genug. Gerade so heiß, daß man sie anfassen konnte. Die ideale Temperatur, um holtischen Weinbrand zu trinken. Ich entkorkte die Flasche und schenkte jedem von uns einen ordentlichen Schluck ein. Ich wollte gerade aufstehen, um ihr den Becher zu reichen, doch statt dessen erhob sie sich und ließ sich auf der Armlehne meines Sessels nieder, den Arm um meine Schultern gelegt. Sie roch nach Seife und Blüten.
    »L'chaim«, sagte ich mit einem leichten Gurgeln auf dem hebräischen Ch -Laut.
    Das brachte mir ein Lächeln ein. »L'chaim«, wiederholte sie und trank. Ich tat es ihr nach. Der Weinbrand brannte mir im Hals und wärmte mir den Baum. Keine schlechte Marke.
    »Macht dir was Sorgen?« fragte sie.
    »Nur das Übliche«, antwortete ich, wobei ich meiner Stimme einen unbeschwerten Klang verlieh. »Weißt du, du bist nicht die einzige, die sich Sorgen macht.«
    Sie lächelte leicht. »Worüber machst du dir jetzt Gedanken? Über deine Aussichten bei dem Mädchen eine Etage höher?« Ihre Finger spielten sanft mit meinem Haar.
    Ich täuschte ein Schaudern vor. »Hast du schon einmal das Mädchen von über uns gesehen?«
    »Selbstverständlich.«
    Ich zuckte mit den Achseln, jedoch sanft genug, um sie nicht zu vertreiben. »Ich sollte mich nicht beschweren, die Dinge laufen ganz

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