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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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schmutzig, stank und war nicht allzu schlau, aber auch nicht so dumm, daß er ni cht aufgeregt gewesen wäre. Wäh rend er sprach, schlug er sich unaufhörlich gegen die Stirn und grunzte seine Beschwerde heraus, daß etwas oder jemand die Kuh seines Vaters getötet hätte.
    Er weinte sogar.
    Ja. Eine Kuh. Keine große Sache, oder? Falsch. Für eine Bauernfamilie mit einem kleinen Stück Land und zwei Kühen macht es vermutlich den Unterschied zwischen Durchkommen und Verhungern aus. Eine gute Milchkuh ernährt eine kleine Familie mit Milch - und alle ein oder zwei Jahre einem Kalb - für lange Zeit. Die Kuhhaltung ist nicht gerade die wirtschaftlichste Methode, mit eßbaren Gräsern umzugehen - wenn man genug von der Ergänzung der Proteine versteht, ist vegetarische Ernährung um eine Größenordnung effizienter - , aber eine ganze Menge von dem, womit Kühe bestens auskommen, ist für Menschen nicht genießbar.
    Nutzungsrechte für einige Weiden des Barons würden der Bauernfamilie nicht weiterhelfen. Bauern essen kein Gras.
    »Hört sich nach Wölfen an, wenn du mich fragst«, vermutete Jason. Er schürzte die Lippen und krauste die Stirn. »Ihre Anzahl hat während des Krieges zugenommen.«
    Auch die herrschenden Klassen sind für ein paar Dinge gut; die Zahl der anderen Räuber niedrig zu halten, gehört dazu. In Bieme ist das außerdem eine der traditionellen Aufgaben des Barons.
    Tennetty zuckte mit den Achseln. »Mit Wölfen werden wir fertig«, sagte sie abschätzig. »Mit der vierbeinigen und der zweibeinigen Art. Haben alle Gewehre dabei?«
    Durine nickte. »Nicht um sie zu erlegen, aber um sie zu vertreiben.«
    »Hat er jetzt die andere Kuh von der Koppel genommen?«
    Ahira hob die Schultern. »Möglich.« Er warf mir einen Blick zu, zog eine Augenbraue halbwegs hoch und spreizte die Hände.
    Ich schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ahira nickte zustimmend.
    »Ihr glaubt nicht, daß es ein Wolfsrudel war?« Jason war irritiert.
    Ich seufzte. »Falsch. Ahira hat mich gerade gefragt, ob ich es für eine offensichtliche Falle halte, oder ob wir losziehen und einen Blick auf den Kadaver werfen sollten, bevor die Wölfe den Rest besorgen.«
    »Hast du das?« fragte er und drehte sich zu dem Zwerg um.
    Ahira nickte. »Habe ich tatsächlich.« Er lächelte. »Ganz schön widerlich, was?«
    Jason sah nachdenklich aus, und ich lächelte.
    So ist es bei alten Freunden: Du bist mit jemandem über viele Jahre zusammen und führst immer wieder die gleichen Debatten mit ihm. Wenn du dann irgend etwas machst oder über andere sprichst, bemerkst du eines Tages, daß du die meisten Worte ausläßt oder sogar alle Worte. Du brauchst nicht mehr darüber zu spekulieren, wie man sich in einer bestimmten Situation zu verhalten hat: Du weißt es. Eine Geste, ein Wort oder sogar noch weniger - und es ist klar.
    Aber das kannst du einem Siebzehnjährigen nicht erklären, auch nicht einem sehr verantwortungs bewußten, vorsichtigen Siebzehnjährigen. Er wird dir nicht glauben.
    In diesem Fall war es jedoch einfach. Ahira und ich hatten es nicht nötig, uns an einer gewöhnlichen Wolfsjagd zu beteiligen, aber wenn es etwas anderes war, konnte man das mit den Geschichten von Dingen verbinden, die aus Faerie hervorbrachen, und alles was Magie einschloß, konnte Arta Myrdhyn und uns auf den Plan rufen.
    Ehrlich, ich habe keine Ahnung, warum Arta Myrdhyn - ja, der Arta Myrdhyn der Sagen und Legenden - uns herübergeschickt hat. Wahrscheinlich nicht mal, damit wir das Tor für seine Wiederkehr öffnen, wie er behauptet hat. Ich für meinen Teil bin da skeptisch. Ich glaube, das liegt zum Teil daran, daß ich etwas dagegen habe, wenn Leute mich herumschieben, die ich nicht mag - dafür sorgen schon meine Freunde. Ich habe Puzzle noch nie gemocht und noch weniger gefällt es mir, ein Teil davon zu sein.
    Oder ich fürchte, daß das Universum mit mir macht, was ich selbst immer gerne machen würde: ich knalle das Teil an seinen Platz, auch wenn es nicht ganz paßt.
    Für das Teil ist das meistens ziemlich hart.
    Das Problem mit dem Leben ist, daß nichts davon mit einer Anleitung daherkommt und du immer entscheiden mußt, was dich etwas angeht und was nicht. Nach mehr als zwanzig Jahren der Freundschaft wußte ich, daß Ahira besser schlafen würde, wenn er diese Sache überprüft hatte und daß er sowieso nicht schlafen würde, bevor wir einer Klärung näher gekommen waren.
    Wie gewöhnlich trieb er mich in eine

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