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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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und spürte, wie sie sich versteifte. »Es tut mir leid.« Ich ließ die Arme fallen.
    Sie legte ihre Arme um mich und lehnte den Kopf gegen meine Brust. Manchmal ließen die Regeln das sogar zu. »Nein. Mir tut es leid, Walter.«
    »Du kannst nichts dafür.« Ich begann meine Arme anzuheben, doch dann besann ich mich eines Besseren. Es war nicht ihre Schuld. Ich hatte sie daran zu erinnern.
    Meine Hände ballten sich zusammen. Es war nicht ihr Fehler, daß sie sich verspannte, wenn ich sie hielt, und daß sie aufschrie, wenn ich nach ihr griff.
    Aber mein Fehler auch nicht. Ich habe stets das Beste für sie getan, aber wer immer ich auch sein mag, ich bin kein Heiler der Psyche und des Geistes. Bestenfalls bin ich ein Beobachter der Psyche und des Geistes.
    »›Auch das wird vergehen‹«, sagte sie, wobei sie mich korrekt, und nicht etwa Abe Lincoln unkorrekt zitierte. Ich pflegte dies als eine Art Mantra zu benutzen, als sie schwanger war. Das ist wirklich komisch. Politisch gesehen liege ich immer daneben. Hier, indem ich vorschlage, daß Frauen ungefähr dieselben Rechte wie Männer haben sollten oder, wenn ich auf der Anderen Seite darauf aufmerksam mache - doch das mache ich sehr, sehr selten und gewöhnlich mit schlechten Ergebnissen -, daß schwangere Frauen ungefähr für ein Jahr oder länger verrückt werden.
    Vielleicht ist es nicht ihre Schuld. Vielleicht trägt keiner die Schuld an irgend etwas.
    »Sicher.« Es könnte passieren. Ich bin skeptisch, aber wer weiß, es könnte passieren.
    Langsam und vorsichtig legte ich die Arme um sie, ohne sie jedoch dabei festzuhalten, und küßte sie leicht auf die Seite ihres Halses. Sie nahm es gefaßt hin. Sie schreckte zurück, schrie aber nicht auf und stieß mich nicht zurück.
    Schon ein kleiner Sieg, oder? Ich ließ meine Arme hinuntersinken. »Ich sehe dich beim Abendessen.«
    Es war nicht immer so gewesen. Am Anfang hatten wir mehr Zeit im Bett verbracht als außerhalb, und wenn das in der Realität nicht möglich war, dann zumindest in meinen Erinnerungen.
    Zur Hölle auch, das erste Mal waren wir schon ein paar Stunden, nachdem Karl und ich sie mit dem übriggebliebenen Häufchen Sklaven aus dem Sklavenwagen herausgezogen und befreit hatten, zusammengewesen. Wie ich zu sagen pflegte, hat dieses Geschäft schon immer seine beiläufigen Vorzüge gehabt.
    Schon in unseren ersten Tagen hat es Anzeichen gegeben - oftmals, wenn ich mich ihr in der Nacht näherte und sie zurückwich, nur um mir zu erklären, daß sie gerade müde war. Oder, wenn ich mich ihr von hinten näherte und meine Arme überraschend um sie legte, worauf sie einen erstickten Schrei ausstieß und entschuldigend lächelte, daß sie so leicht zu erschrecken sei.
    Aber diese Zwischenfälle kamen damals nur selten und in großen Abständen vor.
    Es hatte sich langsam gesteigert, von wenigen Malen, die weit auseinander lagen, zu ›gelegentlich‹, zu ›nicht unhäufig‹ und dann allmählich sehr häufig, bis ich bemerkte, daß wir uns schon seit beinahe einem Jahr nicht mehr geliebt hatten, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, von mir berührt zu werden.
    Ich brauchte einen Drink.
    Im Wohnraum der zweiten Etage fand ich eine grauschimmernde Keramikflasche mit holtischem Weinbrand und zwei Kognakschwenker aus Ton.
    Also, die Bediensteten nannten ihn den Wohnraum - ich hielt ihn mehr für einen aufgemotzten Raum. Der Vorleger, der den Fußboden bedeckte, war eine Patchwork-Arbeit aus Fellen. Die Wände waren verziert mit den Köpfen verschiedenster Bestien, die von verschiedensten Furnael-Baronen erlegt worden waren. Daru nter befanden sich ein paar Sie benender, einige ansehnliche Wolfs- und Keilerköpfe sowie ein riesiger Braunbär mit weit geöffnetem Maul und gelben Zähnen - zum Beißen bereit. Ich bezweifle, daß die Zähne im wirklichen Leben genauso poliert und glänzend waren, wie sie sich jetzt präsentierten.
    Unter all diesen Raubtieren befand sich hoch oben an einer Wand ein kleines Kaninchen - die einzige Trophäe, die an der Seite auf einem kleinen Sockel befestigt war, als wäre sie mitten im Sprung eingefroren. Ich bin sicher, daß hinter dieser Sache eine Familiengeschichte steckte, aber ich habe niemals herausgefunden, worum es sich handelte.
    Das Zimmer wirkte ein wenig gespenstisch, aber nicht deshalb, weil die Tiere den Eindruck erweckten, sie würden jeden Moment zum Leben erwachen. Das taten sie nicht. Biemishe Präparationsarbeit war nicht für ihr hohes Niveau

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