Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
schüttelte den Kopf. »Nein, Walter, du umgehst sie und treibst sie auf uns zu.« Er warf mir zwei Granaten zu.
Ich kicherte tapfer, als ich die Granaten in meine Weste stopfte. Nun gut, es sollte ein tapferes Glucksen werden, aber für mich hörte es sich aufgesetzt an; ich hoffte nur, daß die anderen nicht so aufmerksam waren.
»Und was ist, wenn sie s ich entschließen, auf mich zuzu rennen anstatt auf euch?«
Er kicherte zurück. »Dann schlage ich vor, daß du auf einen Baum kletterst. Los jetzt.«
Durch die Wälder zu schleichen, ist nur zum Teil eine Kunst, hauptsächlich ist es Handwerk. Es ist egal, wer oder was du bist, wenn du versuchst, auf einem Waldboden zu gehen. Mit Zweigen, trockenem Laub und Gott weiß was sonst noch unter den Füßen wirst du unvermeidlich Geräusche machen. Der Trick besteht darin, auf festem Sand zu gehen, auf ebenen Felsen oder grünem Gras. Das kann ein bißchen kompliziert werden, wenn du dich dann auch noch darum bemühst, in der Nähe tiefhängender Zweige zu bleiben.
Auf der windabgewandten Seite schlug ich einen Bogen um die Stelle, wo sich das Wolfsrudel aufhalten sollte, und machte dabei mehr Lärm, als mir lieb war, aber nicht so viel, daß es über größere Entfernung trug. Der Plan sah vor, daß ich die Tiere erschreckte und in Richtung meiner Freunde trieb.
Eine nette Sache, die man seinen Freunden da antut, nicht wahr?
Schön, es war Ahiras Plan gewesen, nicht meiner. Es sollte aber eigentlich keine Schwierigkeiten geben - dafür waren die Gewehre und der Bogen da. Doch darum brauchte ich mich nicht zu kümmern, jedenfalls im Augenblick nicht. Ich machte mir Sorgen darüber, wie ich am Leben bleiben konnte, ohne gebissen zu werden, während ich die Meute aufstöberte.
Hmm. Wenn ich ein Wolfsrudel anführen würde, hätte ich Wachen in einiger Entfernung von der Hauptgruppe aufgestellt. Es war ein interessantes mathematisches Problem - je weiter der Kreis der Posten gezogen wurde, desto früher konnten sie Alarm schlagen, aber desto mehr Wachen waren erforderlich. Wahrscheinlich eignete sich hier eine Art Minimax-Lösung, oder die Spieltheorieanalyse, aber ich glaube, daß Wölfe weder das eine noch das andere beherrschen.
Die andere Möglichkeit war natürlich, entweder anstelle oder zusätzlich zu den Posten einen Wachmann regelmäßige Rundgänge machen zu lassen.
Ich weiß nicht, ob es ein Posten oder ein umherstreifender Wächter war, der mich ansprang. Fast ohne das Rascheln eines Blatts oder Zweigs schossen zweihundert Pfund dichtes Fell und fürchterlicher Gestank aus den dunklen Büschen auf mich zu, die Zähne unfehlbar auf mein Bein gerichtet.
- Das nicht mehr dort war.
Emma Slowotskis kleiner Sohn trödelt nicht herum, bis er von einem Wolf gebissen wird. Ich tänzelte ihm aus dem Weg und versetzte ihm einen Tritt, als er an mir vorbeisprang. Ich verletzte ihn nicht, aber es lenkte seinen Sprung hinter mich.
Bis er sich umgedreht hatte, war ich schon beim nächstbesten Baum und zog mich auf einen dicken Ast. Ich hatte das Gefühl, als würde mein Magen irgendwo in meinen Stiefeln hängen.
Während ich weiter die Äste hochkletterte, hörte ich Rufe und Schüsse aus einiger Entfernung, aber sie schienen mir unwichtiger zu sein als die Art und Weise, wie der Wolf an der Borke des Baumes kratzte und sich bemühte, mich zu erreichen.
Er heulte einmal kurz auf, dann wurde er still - er fletschte weder die Zähne, noch knurrte er. Die Stille war erschreckender, als ein Knurren es gewesen wäre. Am meisten aber erschreckte die Art, wie er sich zum Sprung niederduckte.
Ich weiß, daß ich eigentlich in jeder Situation vollständig gelassen und ruhig bleiben sollte, aber das steht nur im Drehbuch, es hat nichts mit der Realität zu tun. Meine Finger zitterten, als ich eine Granate aus der Weste zog und versuchte, die Lunte an einer Reibfläche an der Seite anzureißen. Nach den Schüssen und Rufen zu urteilen, die aus der Entfernung zu hören waren, klang es so, als wenn der Kampf dort bereits entbrannt war, aber es erschien mir trotzdem sinnvoll, irgendwelche zurückgebliebenen Wölfe aufzuschrecken und auch noch in jene Richtung zu treiben.
Unterdessen belauerte mich mein neuer Freund zwischen seinen Sprüngen, die seine furchtbaren gelben Zähne bis auf wenige Zentimeter an meine Fersen brachten. Ich erwog den Versuch, mich ganz auf den Ast zu ziehen und auf ihm zu stehen, anstatt zu sitzen. Doch fürchtete ich, dabei das Gleichgewicht zu
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