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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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war kein Wolf, aber es sah genau wie einer aus?«
    Er rang verzweifelt seine Hände. »Es bewegte sich nicht richtig. Es krümmte sich an den falschen Stellen.«
    »Ein Wolf, der sich an den falschen Stellen bewegt?« fragte Tennetty. »Ich glaube nicht, daß das ein schwerwiegendes Problem ist.« Tennetty entließ die Leute mit einem Wink, und sie verschwanden wieder in der Hütte. Dennoch konnten wir ihre Blicke auf uns spüren.
    »Es ist anderthalb Tage her«, sagte Ahira, sotto voce. »Wölfe können in anderthalb Tagen ein riesiges Gebiet durchstreifen, wenn sie wollen.«
    Ich wünschte, ich hätte den Biologiekurs belegt. Welche Gewohnheiten haben Rudelwölfe? Haben sie ein Revier oder ...
    Andrea kniete neben einem Dunghaufen und fingerte mit einer Hand in ihrem Zauberbeutel.
    »Warte einen Augenblick.« Ich stutzte. »Ich habe nicht ...«
    »Wenn du eine bessere Methode als einen Lokalisierungsspruch weißt, Walter«, sagte sie, »dann laß hören.«
    »Ich bin ein einigermaßen guter Fährtensucher«, brachte ich vor. Traditionell ist es die Verantwortung des Adels, die Kleinbauern zu beschützen, egal ob es sich um einfallende Banden oder um wandernde Wölfe handelt. Wir waren nicht der zuständige Baron, aber wir vertraten ihn.
    »Das reicht mir nicht.« Tennetty schüttelte den Kopf. »Wenn sie sich verschanzt haben und nicht auf Wanderschaft sind, sollte man sie in ein paar Tagen finden können. Während sie sich in der Zwischenzeit an den Kälbern der Umgebung sattfressen, müssen wir auch noch in der Hitze des Tages schlafen und nachts jagen.«
    »Andererseits sollte Andrea den Gebrauch von Magie auf ein Minimum beschränken. Es ist nicht gesund ...«
    » ... für dich, über mich in der dritten Person zu sprechen«, sagte Andy mit breitem, aber nicht ausgesprochen freundlichem Grinsen.
    Ahira hob seine Hand. »Wir sind alle müde. Aber laßt uns überlegen.« Er unterstrich seine Rede mit einem seiner kurzen Finger. »Falls Wölfe in der Gegend umherziehen, ist das kein Problem für uns, solange die Tiere klug genug sind, sich von den Leuten fernzuhalten. Diese sind es nicht.« Er nahm einen zweiten Finger dazu. »Sie jagen nicht etwa die Kälber, weil andere Beute rar ist. So ist es nicht. Sie haben eine Vorliebe für Rindfleisch und fürchten sich nicht genug vor Menschen. Also müssen sie verschwinden. In den Wäldern ist es kühl; wir verlassen die Straße, tauchen im Wald unter und spannen die Schlafplane auf. Jeder kriegt etwas Ruhe, dann eine heiße Mahlzeit, und am späten Nachmittag jagen wir ...«
    Er zog die Stirn in Falten. » ... mit dem Lokalisierungszauber.«
    Es gab keinen Grund, noch weiter zu warten. Die Pferde waren gesattelt, die Gewehre geladen und an ihren Plätzen festgezurrt. Mein Bogen war nur halbgespannt über meine Brust gestreift; zwei Dutzend Jagdpfeile mit breitem Blatt klemmten in einem Köcher auf meinem Rücken. (Jawohl, klemmten - man möchte ja nicht, daß die Pfeile herausfallen, selbst wenn man stürzt.) Eine Flasche mit Earevener Heiltropfen war an meine rechte Wade gebunden - meine Schwertscheide schlug immer wieder dagegen.
    Meine Hand, mit der ich den Eberspieß hielt, war verschwitzt. Dieser Spieß war die beste Jagdwaffe, die jemals erfunden wurde: ein sechs Fuß langer Schaft, Griffmulden, die mit Leder und Messing umwickelt waren, und an der Spitze ein langes, faustbreites Blatt. Ungefähr zwei Fuß unterhalb der Klinge saß das Kreuzstück. Das klassische Kreuzstück bestand schlicht und einfach aus einem Stück Messing und war dazu gedacht, auf Armeslänge von dir fern zu halten, was immer du gerade aufgespießt hast. Irgendein Genie -, nein, keiner von uns; wir haben ja kein Patent auf Genialität - hatte es in eine Art U-förmige Gabel mit scharfen Spitzen, aber ohne Widerhaken, umgeformt.
    Das Ergebnis sah wie ein Dreizack mit einer Drüsenkrankheit aus.
    Tennetty hielt vier der Pferde. Sie standen und stampften, während Andy in einem Ring von Fackeln über der Wolfslosung kauerte.
    Etwas in ihrem Gesicht führte mich weit in die Erinnerung zurück.
    Einst, vor langer Zeit, sah ich einen kleinen Spaniel, der vielleicht hundert Meter vom Tierarzt entfernt von einem Auto angefahren worden war. Mein Bruder Steven und ich waren gerade aus der Schule gekommen und auf dem Weg nach Hause. Wir kamen hinzu, als fast alles schon vorbei war. Dr. MacDonald, ein komischer rundlicher kleiner Mann, kam mit einer schwarzen Tasche angerannt, wie sie richtige Ärzte

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