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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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verlieren. Ich hätte ihm zwar gern auf die Nase getreten, aber es blieb bei dem Wunsch.
    Es kostete mich drei Versuche, bevor die Lunte der Granate zu sprühen anfing. Dann warf ich sie mit aller Kraft in die Richtung, von der ich hoffte, daß sich dort das Rudel befand. Dann wandte ich mich wieder dem einsamen Wolf zu.
    Ich wünschte, ich hätte etwas Kluges oder Heldenhaftes zu berichten, aber ich zog nur eine von meinen beiden Pistolen heraus und spannte sie. Als der Wolf sich das nächste Mal für einen Sprung sammelte, bot er mir ein gutes Ziel. Ich legte an und zog den Abzug vorsichtig durch. Nach unten zu schießen gilt als schwierig, aber nur, wenn man auf größere Entfernung nach unten schießt - man neigt dazu, für die horizontale Komponente beim Anvisieren des Ziels einen Ausgleich zu schaffen.
    Aber bei unserem Wölfchen, das sich ungefähr zwei Körperlängen unter mir befand, legte ich nur mein Schießeisen auf seinen unteren Brustbereich an und zog den Abzug durch. Ich wurde belohnt durch einen Knall, eine Wolke fauligen Rauchs und Spritzer aus Fleisch und Blut aus seinem Halsansatz.
    Er taumelte ein halbes Dutzend Schritte zurück; dann brach er zusammen und beobachtete mich aus glasigen Augen, während ich hinabkletterte.
    Es war nichts Persönliches, jetzt nicht mehr. Wölfchen hatte nur sein Rudel verteidigt, so wie ich meins beschützte. Nur, daß ich nun mal mit Waffen ausgerüstet war, denen er - genetisch bedingt - nichts entgegenzusetzen hatte. Ich sollte eigentlich sagen, daß es mir leid tat, aber das tat es nicht.
    Mir tat nur leid, daß wir auf verschiedenen Seiten standen. Als ich an ihn herantrat, erinnerte er mich an einen alten Freund, so wie er knurrte. Die Zähne zu einem letzten Wunsch entblößt, noch einmal das Blut eines Feindes auf der Zunge zu spüren.
    Ich ließ eines meiner Wurfmesser in die Hand gleiten und schleuderte es mit Wucht. Die Spitze grub sich in seine Kehle und trennte die Halsschlagader durch. Blut tränkte seine Brust und rann dunkel auf den Boden.
    Er starb schnell.
    Ich weiß, daß die Granate irgendwann während dieser Ereignisse detoniert war, und ich weiß, daß von mir erwartet wird, daß ich in der Lage bin, auf alles zu achten, was um mich herum geschieht. Aber ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, wann es geschah. Sieh es mal so, ich bin kein Held, aber es war nicht Feigheit, die mich noch für einige Zeit bei dem toten Wolf verharren ließ.
    Ich glaube, der Grund war, daß ich mich einfach beschissen fühlte.
    Mir war danach, dem toten Körper einen versöhnlichen Klaps zu geben, aber das hätte auch nichts geändert. So eilte ich fort in den Wald.
    Dichtes Unterholz zerrte an mir, alles war in schummriges Licht getaucht. Mein Orientierungs sinn ist unfehlbar, daher wußte ich, daß ich nur wenige Fuß vom Rand des Gehölzstreifens entfernt war, wo er in gerodetes Land überging. Aber bei meinem Leben, ich konnte es nicht sehen.
    Plötzlich brach ich durch die Büsche und trat in weichen Matsch und auf ein Schlach tfeld, das in das rote und oran gene Licht der untergehenden Sonne getaucht war.
    Es war noch zu hell für die Sterne, aber das Elfenlicht wirkte schon. In seinem Pulsieren sah ich Wolfskörper und Teile von Wölfen über das Feld verstreut liegen, den meisten ragten Pfeile aus ihren reglosen Leibern, einige waren von bleiernen Zähnen zerrissen worden. Einer hatte sich durch den Hagel von Blei und Stahl durchgekämpft, um Ahira zu erwischen; er lag auf dem Boden und rang immer noch an der Spitze des Eberspießes um sein Leben.
    Nur einer stand in Angriffshaltung vor Andy und Tennetty.
    Ahira befreite seinen Eberspieß mit einem heftigen Ruck, der den Wolf noch einmal aufzucken ließ, und drehte sich herum, um dem letzten Angreifer entgegenzutreten.
    Nur, daß es kein Wolf war.
    Er sah aus wie ein Wolf, das stimmt, auch wenn es sich um ein übergroßes, graues Exemplar handeln mochte. Bis er sich rührte, ging ich davon aus, daß wir den Leitwolf vor uns gehabt hätten. Doch er bewegte sich nicht in den Gelenken, so wie es jedes andere Tier tat, er floß wellengleich mit schlangenartigen Beinen, anstatt seine Glieder einzuknicken.
    Tennetty schoß eine Pistole auf seine Flanke ab, aber entweder traf sie nicht, oder es verursachte keinen großen Schaden. Er schüttelte sich nur und duckte sich zum Sprung. Kein Laut kam zwischen seinen entblößten Zähnen hervor.
    Andy riß ihr Gewehr hoch, aber sie war nie eine gute Schützin

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