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Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor

Titel: Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Meerrettich trieb mir die Tränen in die Augen, aber er war es wert. Man muß schon ein paar Worte darüber verlieren: kaltes, dünngeschnittenes Roastbeef, mit ganz wenig Salz gewürzt, etwas zerstoßener Pfeffer, Senf und Meerrettichsoße, auf knusprig braunem Brot, in das kleine Knoblauchstückchen eingebacken sind ... aber ich esse es viel lieber, als darüber zu reden.
    Kirah setzte sich gerade außerhalb meiner Reichweite. Dann lehnte sie sich zurück und zupfte an dem Saum des leichten Baumwollkleides, das sie über Pumphosen und Pantoffeln trug.
    Nun fing Nick an, Nora zu jagen, die sich noch tiefer in ihrem improvisierten Nest in der entfernten Ecke des Schuppens verkroch. Kirah wollte aufstehen, ließ aber davon ab, als ich den Kopf schüttelte.
    »Laß sie lieber in Ruhe«, sagte ich mit vollem Mund. »Es würde zu nichts führen, wenn man hinter ihr herjagt. Sie wird schon herauskommen, wenn sie es für richtig hält. Oder eben nicht.«
    Wenn dich etwas bedrückt, was du nicht ändern kannst, hilft es oft, an etwas anderes zu denken, an dem du nichts ändern kannst, und das dich nicht bedrückt.
    Deshalb wünschte ich mir ein gutes Nachschlagewerk von der Anderen Seite. Der gesunde Menschenverstand und alte Aufzeichnungen reichen da nicht weiter. Ich erinnere mich daran, daß die meisten Wölfe sich Alpha-Männchen unterordnen und daß ein Mensch erfolgreich mit ihnen zurechtkommt, wenn er sie davon überzeugt, daß er eine Art Super-alpha-Männchen ist. Aber wie sollte man das zuwege brin gen? Sie anknurren und kneifen? Ihnen auf die Schnauze schlagen? Sie mit einem Arm auf den Boden drücken und ihnen so Manieren beibringen? Oder war sanfte Strenge die beste Methode?
    Der gesunde Menschenverstand hilft da nicht weiter. Alle Tiere - Homo Sapiens selbst verständlich inbegriffen - haben ihre eigenen Verhaltensweisen, und wenn man diese nicht berücksichtigt, gefährdet man sich nur selbst. Es ist egal, wie lange man argumentiert oder droht - man wird nie erreichen, daß eine Kuh die Treppe hinuntergeht, eine Katze Wild apportiert oder ein Pferd etwas fängt.
    Ich erinnere mich an einen Agrarökologiekurs, in dem es hieß, daß Wölfe meistens von schädlichen Nagetieren leben und daß sich die Farmer, die die Wölfe jagen, damit keinen Gefallen tun. Damals, als ich König Maherralen von Endell diente, stoppte ich die winterliche Wolfsjagd der Zwerge. (Schon gut, schon gut: Ich empfahl dem König nachdrücklich, sie zu stoppen, und er tat es.) Das Volk des Königs hatte Besseres zu tun, wieviel böses Blut es auch zwischen Zwergen und Wölfen gegeben hatte.
    Ob es wohl möglich wäre, diese Burschen wieder in der Wildnis auszusetzen? Verdammt, ich wußte es nicht.
    Nick kam herüber und fing an, an meine r Hand herumzu zupfen und sie mit der Schnauze anzustoßen. Ich versuchte, ihn durch Streicheln zu beruhigen, aber das funktionierte nicht. Er ließ mich nicht los. Scharfe kleine Zähne. »Nein. Nicht beißen.«
    Kirah kicherte. »Genauso hast du immer zu Jane geredet.«
    Ich mußte auch lachen. »Das habe ich wohl.« Ich gestikulierte mit der freien Hand in Richtung des Tabletts und bot ihr an, ihr ein Brot zu machen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe es für dich gemacht. Was hat es deiner Meinung nach mit die sem Boio ardo auf sich?« fragte sie.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Irgend etwas aus Faerie. Irgend etwas Gefährliches.«
    Sie zog Nick zu sich heran, der es sich auf ihrem Schoß bequem machte und prompt in den Schlaf fiel.
    Ich hob eine Augenbraue.
    »Man muß nur wissen, wie man mit ihnen zu sprechen hat«, sagte sie. Sie schüttelte sich mit einer Kopfbewegung das Haar aus den Augen.
    Ich verteilte einen Klacks Ziegenkäse auf eine Apfelscheibe und biß hinein. Das ist eine der Kombinationen, die einem lächerlich erscheint, bis man sie versucht hat, wie Prosciutto und Melone oder rohe Austern und heiße Würstchen. Die Süße des Apfels mildert die Schärfe des reifen Käses. Und die Festigkeit des Apfels kontrastiert mit der Weichheit des Käses.
    Ich machte noch eine Scheibe fertig und bot sie Kirah an, die mich dadurch überraschte, daß sie sie annahm.
    »Ich habe mit Andrea über ihn gesprochen«, sagte Kirah und leckte sich einen Rest Käse vom Daumen.
    »Über Nick?«
    »Nein. Über den Elf.«
    Manchmal weiß ich, wie man mit einer Frau sprechen muß: »Ach? Hat sie irgendwelche Vorstellungen?«
    »Nein.« Ihr Blick verriet mir, daß einer von uns beiden ein unsensibler

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