Hüter der Flamme 06 - Die Straße nach Ehvenor
und ihn von einem Hund zurückbringen zu lassen, macht einen Höllenspaß, jedenfalls die ersten Dutzend Male.
Aber ich mochte es überhaupt nicht, jeden Tag sechs Stunden damit zu verbringen, ein Pärchen Welpen endlos zu füttern und zu streicheln oder ihren Zwinger auszumisten und auf Schlaf zu verzichten.
Scheiße.
Ich hatte die Wache bis zum Morgengrauen. Ahira würde dann übernehmen. Stunden voll Ungemach lagen noch vor mir.
Dennoch waren sie irgendwie schön.
Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand. Nora, die immer etwas weniger gefühlsbetont war, zog sich zurück in die Schatten, nachdem sie ihr Mahl beendet hatte. Nick saugte und leckte so lange an dem Lappen im Flaschenhals, bis er schließlich leise winselnd auf meinem Schoß einschlief.
Eine lange Schicht lag noch vor mir, bei der es kaum mehr zu tun gab, als darüber nachzudenken, wie beschissen das Universum war.
Was hatte ich gegenüber Kirah falsch gemacht? Lag es an meiner Art, sie zu berühren, was den Sex für sie verdorben hatte? Ich will nicht prahlen, aber über die Jahre habe ich relativ wenig Beschwerden erhalten, zumindest was diese Sache betrifft. Zwar war es nicht immer unermeßlich wun derschön oder so ähnlich, aber ich habe immer gedacht, daß ich ein bißchen mehr als nur eine blasse Ahnung davon habe, was eigentlich vor sich geht.
Nein, ich war töricht gewesen.
Ich streichelte über Nicks Kopf, er bewegte sich für einen Augenblick und schlief dann wieder ein.
Es ist schon verwunderlich, daß das gleiche Leben am Tage schön aussah und in der Mitte der Nacht wie eine dunkle Jauchegrube wirkte.
Während des Tages schien es mir wichtiger, daß ich mit Freunden zusammenlebte und zusammenarbeitete, für die ich sorgte und die sich um mich sorgten. Es schien wichtiger zu sein, daß die Arbeit, die wir taten, nicht nur für uns von Bedeutung war; daß ich zwei schöne und gesunde Töchter hatte, die mich beide gern mochten; daß ich guter Gesundheit war und es schaffte, guter Dinge zu bleiben ...
... und in der Nacht konnte ich an nichts anderes denken als daran, daß meine Frau sich nicht von mir anfassen ließ.
Ich vermute, daß ich eingeschlafen bin, dann erwachte ich plötzlich. Nick, der wach i n meinem Schoß lag, war zur Reg losigkeit erstarrt.
Die Übung war immer die gleiche: du bewaffnest dich und machst dich kampfbereit, und dann erst entscheidest du, ob es zum Kampf kommt. Ich legte den Welpen auf eine Seite und zog meinen Dolch aus der Scheide.
»Walter?« Es war Kirahs Stimme.
»Ja.« Ich steckte das Messer zurück in die Scheide. »Ich bin's«, antwortete ich und beugte mich vor, um den verwirrten Welpen zu streicheln.
Ein Serviertablett auf einer Hand belancierend, kam sie herein und kniete sich vor Nick auf den Boden. Der entschied, daß sie in Ordnung sei und zeigte dies, indem er wild mit seinem Stummelschwanz hin und her schlug. Dann leckte er ihr freundlich das Gesicht, als sie ihn mit der freien Hand aufnahm.
»Hallo, Kirah, warum bist du denn auf?«
»Um dich zu füttern.« Sie reicht e mir das Tablett: ein hal ber Brotlaib von U'lens Knoblauchbrot, das in daumendicke Scheiben geschnitten war; ein riesiger Hügel - bestimmt ein Pfund - kalten, köstlichen Roastbeefs, das dünn genug für ein Carpaccio geschnitten war; daneben stand ein weißer tönerner Mörser (wie in ... und Stößel) mit frischgemahlenem Senf und Meerrettichsoße; ein keilförmiges Stück blaugeäderten Ziegenkäse, garniert mit Apfel schnitten (versuch das mal!); und schließlich ein gesprenkeltbrauner Topf mit dampfendem Kräutertee und zwei Bechern.
Meine Frau versteht sich darauf, eine Küche zu plündern.
»Ich konnte nicht allein schlafen.« Sie lächelte und war sich der Ironie bewußt. »Ich habe dich vermißt, glaube ich.«
»Wie spät ist es?« erkundigte ich mich, während ich einen dicken Batzen Senf und Meerrettichsoße auf eine Brotscheibe schmierte. Dann plazierte ich die Hälfe des Fleisches, das noch übrig war, oben drauf und stellte das Tablett auf den Tisch. Ich ließ ihr etwas übrig. Zumindest, bis ich die Schnitte vertilgt hatte.
»Eine halbe nach der ersten Stunde.« Sie setzte Nick auf den Boden, der sofort damit anfing, seinem Schwanz hinterher zu jagen.
»Zieh dir einen Sitz heran«, sagte ich. Ich bin um Mitternacht aufgestanden. »Ich bin seit kaum mehr als einer Stunde auf.« Die Zeit reichte aus, um sich eine richtige Depression zuzulegen, das war alles.
Ich biß in das Brot. Der
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