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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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Wahrscheinlichkeit von Zeitreisen diskutierten. Natürlich sei es möglich, sagte der eine entrüstet. Man müsse nur die richtigen Parameter in geeigneter Weise zu einem intelligenten Ganzen zusammenfügen, dann würden sich Möglichkeiten gigantischen Ausmaßes realisieren lassen.
    Was solche schwammigen Aussagen bedeuten sollten, fragte der andere. Der Moderator ließ beide gewähren und nahm sich vor, nicht einzugreifen, solange die Streithähne nicht handgreiflich werden würden.
    Warum er nicht begreifen könne, dass das alles nur eine Frage der Energie wäre, konterte der eine. Dass es einem Kollegen von ihm nachweislich gelungen sei, Kleinstlebewesen durch Raum und Zeit zu schicken und dass erst kürzlich die Forschungsgelder für jene Abteilung auf weitere dreißig Millionen Dollar aufgestockt worden seien. Und dass er es schon noch erleben werde eines Tages …
    Als der Moderator sich einschaltete und das Gespräch beendete, zappte Schneider weiter. Die haben Probleme ! Nach fünfzehn weiteren unsinnigen Sendungen schaltete er ab. Er nahm den letzten Schluck Bier aus der Flasche und zog die beiden Tagebücher aus seiner Jackentasche hervor. Er fühlte, wie die Energie zurückkehrte, um sie zu lesen. Augenblicklich waren seine Müdigkeit und die Sorge um die Firma vergessen. Er nahm den ersten der Bände zur Hand, und strich beinah zärtlich über den braunen Einband, als ahne er, dass diese Bücher sein Leben verändern würden. Er schlug die erste Seite auf und war um ein weiteres Mal über die Gleichmäßigkeit der Schriftzüge erstaunt. Aber sie passte zu der Pedanterie seines Vaters, den er stets nur als spießigen Bürokraten erlebt hatte, der den überwiegenden Teil seines Lebens mit dem Stempeln von Briefen, Ausfüllen von Formularen und Wegsortieren von Akten zugebracht hatte. Würde er nun eine ganz andere Seite seines Vaters kennenlernen?

IV
    Avner zündete sich eine Zigarette an und sog hastig daran. »Was machen wir jetzt, Mosche?«
    Der Rauch entwich seinen Lungen durch Nase und Mund und nahm Avner einen Augenblick die Sicht, bevor er von einem Windhauch erfasst wurde. Avner klopfte mit der Faust auf die massive Steinplatte. »Ich hätte große Lust, diese Platte wegzureißen und nachzusehen, was sich dahinter verbirgt. Du weißt, was dieses Ding bedeuten kann?«
    Mosche nickte stumm und schabte mit seinen Fingernägeln an seinem Dreitagebart. Er sagte kein Wort, er wusste, dass er mit seinem Bagger in der Lage war, die Platte so vorsichtig von der Unterlage abzuheben, als würde er mit Messer und Gabel ein Stück Fisch filetieren. Die Neugier griff nach ihm, aber er kannte die Spielregeln. Sie waren ein unabänderliches Gesetz.
    »Verdammt, wir dürfen nicht. Stell dir vor, dahinter ist tatsächlich ein Grab. Außerdem ist morgen Sabbat, da geht bei den Behörden gar nichts, aber die Platte wäre dann schon fort.«
    Mosche schüttelte den Kopf. »Nein, es geht einfach nicht. Wir müssen warten, wir haben keine Wahl.« Er verschränkte die Arme. »Hey, du kennst mich. Ich will auch wissen, was hinter der Platte ist.«
    Avner griff Mosche an die Schulter. »Nun stell dich nicht so an. Es hätte doch auch versehentlich passieren können.
    Die Araber arbeiten alle da hinten. Niemand würde etwas mitbekommen.«
    Mosche wandte sich gereizt ab. »Du spinnst, Avner.« Er zeigte auf die unter ihnen vorüberrollende Blechlawine. »Nennst du die da unten: niemand? Wir wären in kürzester Zeit von einer Meute Schaulustiger umgeben, und an den Anschiss, den wir dafür bekämen, möchte ich gar nicht denken, wir könnten beide unseren Job verlieren!«
    Avner wurde allmählich zornig. »Du übertreibst, Mosche. Außerdem – nicht jeder teilt deine religiösen Gefühle. Wenn du am Sabbat nicht arbeiten willst, wird man das respektieren, doch gearbeitet wird morgen garantiert, darauf kannst du dich verlassen. Nur wirst du nicht dabei sein.«
    Wütend schleuderte er seinen Zigarettenstummel in den Steinhaufen. Mosche schaute auf die Uhr und zog sein Handy hervor. Es war zehn vor sechs. Einen Versuch war es wert. Die Nummer der IAA erschien auf seinem Display, und eine ihm bekannte weibliche Stimme meldete sich.
    »Weizmann.«
    »Hallo Lea, hier ist Mosche. Hey, du weißt ja, wir bauen im Hinnomtal, und ich glaube, wir haben hier etwas für euch.«
    »Nun red’ schon. Wonach sieht es aus?«, neckte Lea ihren alten Studienfreund, und noch während sie lachte, sagte er ohne Umschweife: »Nach einem Grab, wenn

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