Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe
äußerster Mühe hervor. »Guck nicht so blöd! Ich werde euch den Kopf abreißen, wenn das alles nur falscher Alarm war und deshalb der Bau der Straße nicht vorankommt. Du kennst unsere Auflagen, Mosche.«
Mosche wartete auf seinen Chef und schaute genüsslich zu, wie Simon Moriah sich den Hügel empor quälte. Moriah war ein Sklaventreiber, profitorientiert und skrupellos und Mosche dachte gar nicht daran, ihm zu helfen. Außerdem würde Moriah es als Verhöhnung empfinden, wenn Mosche ihn hochzöge. Also ließ er ihn schnaufend allein den Berg hinauf stapfen.
Die Gruppe der Archäologen hatte sich an die Arbeit gemacht und begann, die Steinplatte noch weiter freizulegen. Ohne Rücksicht auf ihre Kleidung legte Lea Hand mit an. »Mosche, das ist großartig. Schau dir das an.«
Mosche schob einen der arroganten Typen zur Seite und stellte sich neben Lea. Sie zeigte auf einen großen Spalt zwischen der Platte und der Erde. »Dahinter liegt eine Höhle. Setzt dich in deinen Bagger und versuch die Platte nach rechts zu drehen und an den Hang zu kippen. Schaffst du das?«
Er zog belustigt die Brauen hoch. »Soll das ein Witz sein? Niemand sonst legt dir das Baby so sanft auf die Seite.«
Lea klopfte ihm lächelnd auf die Schulter. »Du bist der Beste. Das wolltest du doch hören, oder?«
»Absolut«, bestätigte Mosche grinsend und machte sich auf den Weg zu seinem Bagger. Am Fuß des Berges hatte sich eine kleine Traube neugieriger Menschen angesammelt – Touristen und Fußgänger. Solange die Presse von dieser Sache keinen Wind bekam, war alles in Ordnung. Mosche ließ den 219 PS starken Motor an, und der schwere Dieselqualm schoss aus dem Auspuff hinter dem Führerhaus. 6-Zylinder-Deutz-Dieselmotor, flüssigkeitsgekühlt, mit Abgasturboaufladung und Ladeluftkühlung: Mosche hätte diese Daten jederzeit hinunterbeten können, und seine Hände umfassten die Knäufe der Hebel. Langsam bewegte er den Arm der Spitze, mit der er hinter die Steinplatte greifen wollte. Mosche wusste, dass er sich jetzt keinen Fehler leisten durfte, und er hasste es, wenn ihm die Leute bei seiner Arbeit auf die Finger schauten. Die Spitze des Armes krallte sich behutsam zwischen die massive Platte und das dahinterliegende Gestein. Er betätigte mit Bedacht den Hebel für die Hydraulik und zog die Platte Zentimeter für Zentimeter von ihrer Unterlage ab. Erneut begann er zu schwitzen, denn er musste im entscheidenden Moment verhindern, dass die Platte vornüber fiel und, im schlimmsten Fall, den Abhang hinunterrutschte. Inständig hoffte er, dass er seine Klappe nicht zu weit aufgerissen hatte und fing an zu beten.
Das Team der Archäologen hatte sich fünf Meter höher auf ein sicheres Plateau begeben und betrachtete das Szenario mit derselben Spannung, die auch Mosche empfand. Nach und nach begann er, die massive Platte von ihrer Unterlage abzuheben und nach rechts herumzudrehen. Der ganze Vorgang dauerte nur fünfzehn Minuten, auch wenn es Mosche vorkam, als seien Stunden vergangen. Mit einem dumpfen Aufschlag kam die mächtige Steinplatte genau dort zu liegen, wo Lea sie haben wollte, und gab den Blick in ein gewaltiges Dunkel frei. Ein Schwall muffiger und modriger Luft entwich ins Freie. Sofort rutschten alle vom Plateau den Abhang zum Eingang der Höhle hinunter. Bei Moriah dauerte es etwas länger, doch dann war auch er fassungslos angesichts dessen, was sich vor seinen Augen im Schein der Lampen eröffnete. Mosche stieg hastig aus dem Führerhaus und rannte den Berg hinauf. Er fand die komplette Mannschaft in Schweigen gehüllt und drückte sich an Avner vorbei, um einen Blick in die Höhle zu werfen. Lea hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, weil es übel nach Verwesung roch. Schließlich ergriff sie das Wort, während sie die Leuchte auf eine tiefe Nische am Rand der Höhle richtete. »Es besteht kein Zweifel, es ist eine Grabkammer.«
Sie schüttelte den Kopf, als wollte ihr Gehirn diese Erkenntnis noch nicht verarbeiten. Voller Anerkennung drehte sie sich zu Mosche um. »Das war grandios, Mosche. Niemand hätte das so gut hingekriegt wie du.« Mosche nickte stolz, die Ernüchterung folgte auf dem Fuße, denn Lea fügte hinzu: »Wenn du möchtest, kannst du jetzt gehen. Wir, für unseren Teil, brauchen dich heute nicht mehr. Hast du nicht Geburtstag?« Mosche blickte stumm in ihre Augen. »Geh ruhig. Dein Sabbat beginnt bald.«
Mosche sah abwechselnd auf Lea, seinen Chef und auf die im trüben Staubnebel erkennbaren
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