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Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe

Titel: Hüter der heiligen Lanze - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg S. Gustmann
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unsere Rechtsabteilung für sie.«
    Wieder hatte er einige gequälte Lacher auf seiner Seite. Was er da von sich gegeben hatte, war eine erneute Kampfansage an jedes unloyale Verhalten und die Aufforderung zu maximalem Einsatz. Zu gut erinnerten sich die Zuhörer an die drei Kollegen, die schon beinahe so etwas wie Freunde Schneiders geworden waren und am Ende des Jahres ihren Hut hatten nehmen mussten. Sie hatten eine Menge Geld für die NIC erwirtschaftet, doch als sie versagten und der Firma, wenn auch nur geringen, finanziellen Schaden zufügten, wurde ihnen der weiche, mit edelstem Leder bezogenen Sessel unter ihrem Hintern weggezogen. In solchen Fällen gab es weder eine ordentliche Kündigungsfrist, noch die Aussicht auf eine Abfindung – und in den folgenden Jahren keinen annähernd so lukrativen Job in der gesamten Branche. Dafür sorgte Schneider persönlich; und eben jene besagte Rechtsabteilung. Diese Abteilung bestand aus pfiffigen Anwälten, und auch, wenn der Name dieser Einrichtung das Gefühl von Recht und Gerechtigkeit vermitteln sollte, beinhaltete sie eher die politisch rechte Gesinnung der Anwälte. »Eine Hand wäscht die andere«, bemerkte Schneider stets und meinte damit die gegenseitigen Hilfestellungen und Handreichungen, zu denen sich die Advokaten verpflichtet sahen. Enge, auf Gegenseitigkeit beruhende Kontakte, waren in Zeiten wie diesen das Wichtigste. Jedes Unternehmen hat seine Erfolgsrezepte – und dieses war das Geheimnis der NIC.
    Gerd Blome zuckte in seinem Sessel zusammen, als mitten in den Ausführungen die Tür zum Saal aufsprang und eine hübsche Sekretärin mit einem in die Luft erhobenen Telefon hereintrat.
    »Herr Dr. Schneider, ich …«
    »Sind Sie des Wahnsinns, Frau Stein, mich mitten in einem Vortrag zu stören? Sie wissen, wie sehr ich das hasse!«, polterte Schneider die Frau an, die sich nicht im geringsten eingeschüchtert fühlte. Die Dringlichkeit des Anrufs vermittelte Vera Stein das Gefühl, zu jeder Tages- und Nachtzeit mit dieser Nachricht zu ihrem Chef kommen zu können.
    »Ich hätte Sie nicht gestört, wenn es nicht wichtig wäre, Dr. Schneider«, gab sie zu bedenken, um einem übereilten Rausschmiss zuvor zu kommen. Sie streckte ihren Oberkörper, der in einem engen Kostüm steckte, und fügte hinzu: »Es geht um Ihren Vater.«
    Schneider hielt irritiert inne, sah sich in der Runde um und erfasste blitzschnell die Reaktionen der Teilnehmer. Er schaltete sein Mikrofon am Revers aus und ging zügigen Schrittes seiner Sekretärin entgegen, die im Türrahmen zu ihrem Büro stand.
    Die Konferenzteilnehmer hielten ihren Blick auf ihre Bildschirme gerichtet, als Schneider an ihnen vorbeieilte. Sie bemerkten eine sonderbare Verunsicherung in seinen Augen. Das Lodern darin hatte nachgelassen.
    Schneider ergriff den Arm seiner Sekretärin und schob sie mit sich in sein Büro. »Was ist denn los, verdammt noch mal?«, fauchte er sie an, riss ihr das Telefon aus der Hand, ohne ihre Antwort abzuwarten.
    »Schneider«, meldete er sich kurz und deutlich zu laut.
    »Krankenhaus Maingau vom Roten Kreuz. Dr. Bergau am Apparat. Es geht um Ihren Vater.«
    »Ja, das weiß ich schon. Was ist mit meinem Vater? Ich bin in einer wichtigen Sitzung.«
    »Ihr Vater hatte einen schweren Schlaganfall, Herr Schneider. Wir mussten ihn auf die Intensivstation verlegen, und ich denke, wenn Sie Ihren Vater noch einmal lebend wiedersehen möchten, sollten Sie unverzüglich vorbeikommen. Nach unserer Einschätzung bleibt ihm nicht mehr viel Zeit.«
    Schneiders Farbe wich aus seinem verlebten Gesicht und er dachte eine Weile nach. »Meinetwegen, ich komme«, entgegnete er dem Arzt. »Wo sagten Sie, liegt er?«
    »Fragen Sie an der Anmeldung nach Dr. Bergau. Ich werde Sie zu ihm bringen.«
    Schneider drückte die Stopptaste und gab das schnurlose Telefon wie in Zeitlupe seiner Sekretärin zurück. Er eilte in den Sitzungssaal zurück und auf Blome zu, der nun aufrecht saß und die Katastrophe auf sich zukommen sah.
    Schneider musste sich aufgrund seiner geringen Körpergröße nicht übermäßig bücken, um Blome an der Schulter anzustupsen. »Steh auf, Gerd. Du musst das hier zu Ende bringen. Du weißt, was ich von dir erwarte.«
    Der Chef nahm die Funkmaus vom Finger und knöpfte das Mikro ab. Beides drückte er derart energisch Blome in die Hand, dass jeder Widerspruch ausgeschlossen war. Nun war Blome von einer Sekunde auf die nächste stocknüchtern. Sein Kater war mit gesträubtem Fell

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