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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Prioren und des Gonfaloniere sind längst nicht mehr geheim. Die Spatzen pfeifen es doch schon von den Dächern, welche Namen in die Wahlbeutel kommen und welche gezogen werden. Die Posten werden geradezu offen auf dem Markt gehandelt!«
    »Das ist mir nicht neu, werter Cousin. Aber nenne mir doch bitte nur einen Prior oder einen Gonfaloniere, der in letzter Zeit in Amt und Würden gekommen ist und der nicht als Schuldner in meinen Büchern steht.«
    »Das mag jetzt so sein, aber eine Garantie für die Zukunft ist es nicht«, gab Averardo zu bedenken. »Deine Schuldner könnten vielleicht froh sein, wenn sie mit einem Schlag ihre Schulden bei dir los sind.«
    Cosimo sah nun regelrecht belustigt aus. »Du wirst mich doch hoffentlich nicht für vertrottelt oder einfältig halten, dass ich das nicht bedacht hätte. Natürlich habe ich Vorsorge getroffen. Hier in der Bank ist mittlerweile fast so wenig zu holen wie in einer leeren Nuss!«
    Averardos buschige Augenbrauen fuhren in die Höhe. »Du hast größere Summen abgezogen?«
    Ein selbstzufriedenes Lächeln huschte über Cosimos Gesicht. »Sagen wir es mal so: Ich habe meine Einlagen in unseren Bankniederlassungen in Rom und Venedig erheblich aufgestockt und einige größere Summen unter den verlässlichen Schutz frommer Männer gestellt«, antwortete er ausweichend.
    Sandro wusste, wovon Cosimo gegenüber seinem Cousin nur in Andeutungen sprach. Das Oberhaupt der Medici hatte die Voraussicht besessen, rechtzeitig fünfzehntausend Florin auf die Medici-Bank in Venedig zu übertragen, der Filiale in Rom Staatsanleihen in Höhe von zehntausend Florin zu verkaufen, dreitausend Goldstücke in die Obhut der benediktinischen Einsiedlermönche des Klosters San Miniato al Monte vor der Stadt zu geben und dem Oberen der Dominikaner von San Marco, von wo er die Silvestriner hatte vertreiben lassen, in Florenz weitere sechstausend Florin zur verschwiegenen Aufbewahrung anzuvertrauen. Und bei dem heimlichen Transport der Gelder in die beiden Klöster war er, Sandro, der unauffällige Überbringer gewesen. All diese aus der Bank abgezogenen Gelder stellten einen beachtlichen Teil von Cosimos Barvermögen dar, das bei einer gefährlichen Zuspitzung der Lage dem Zugriff anderer entzogen war, auf das er selbst jedoch jederzeit zugreifen konnte.
    »Glaub mir, das Gold der Medici wird auch weiterhin ungehindert dahin fließen, wo es zum Wohl unseres Hauses benötigt wird«, sagte Cosimo. »Und wo das Gold ist, mein werter Cousin, da ist letztlich auch die Macht.«
    »Teufel, du erweist dich immer wieder als weitaus gerissener als gedacht!« Averardo lachte.
    »Kein Plan ist besser als der, der dem Feind verborgen bleibt, bis du ihn ausgeführt hast«, erwiderte Cosimo.
    Doch plötzlich wurde Averardos Miene düster. »Da du mich ja wohl kaum zu deinen Feinden zählst, wäre es aber doch wohl angebracht gewesen, mir einen Wink zu geben, dass auch ich besser daran tue, einiges Geld in Sicherheit zu bringen.«
    »Ich glaube nicht, dass du um dein Kapital fürchten musst. Wer den Löwen erlegen will, wird sich nicht mit der Jagd auf ein Stück Rotwild aufhalten«, gab Cosimo spöttisch zurück.
    Averardo zog die Stirn in Falten.
    »Ich wollte dich nicht kränken, lieber Cousin«, sagte Cosimo schnell. »Dir bleibt noch genügend Zeit, um das nachzuholen, was ich schon längst getan habe. Und von Cafaggiolo aus werden wir beobachten, wie die Dinge in der Stadt sich entwickeln. Ich möchte übrigens, dass du diesmal mit uns hinausfährst.«
    »Warum? Ich könnte hier …«
    »Ich weiß, was du hier könntest. Ein bisschen für Aufruhr sorgen, nicht wahr? Nein, diesmal werden wir in Ruhe abwarten.«
    »Und da ist es dir lieber, wenn du mich unter Kontrolle hast«, knurrte Averardo verärgert.
    Cosimo schmunzelte. »Wie recht du hast. Und du, Sandro, wirst auch mit hinausfahren.«
    Sandro erstarrte. »Könnte ich nicht in diesem Jahr ausnahmsweise hierbleiben?«, fragte er vorsichtig. »Ich könnte in der Bank mithelfen.« Den wirklichen Grund nannte er nicht.
    Vor wenigen Wochen hatte Tessa ihm erzählt, dass Lionetto Vasetti das Familiengut Cosenza im Frühjahr verkauft hatte, um ein bedeutend größeres Anwesen zu erwerben. Doch bisher hatte er noch kein Gut gefunden, das ihm zusagte. Und so würde die Familie wohl diesen Sommer über in der Stadt bleiben.
    Cosimo schüttelte den Kopf. »Es reicht, wenn Ilarione mit ein paar Mitarbeitern den Sommer über in der Bank die Stellung hält. Du

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