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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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den Fortbestand des Hauses Medici. Und Averardo durfte sich in Florenz nicht blicken lassen, war sein Gesicht doch in der Stadt allzu bekannt.
    »Für wie viele Florin hat Bernardo denn diesmal seine Ehre verkauft?«, fragte Sandro.
    »Für tausend Goldstücke.«
    »Tausend?« Sandro machte große Augen. »Heilige Muttergottes, da hat er Euch aber mächtig zur Ader gelassen!«
    Cosimo winkte verächtlich ab. »Ganz und gar nicht. Dieser Trottel von Speichellecker hätte glatt das Zehnfache verlangen können. Ich hätte ihm jede Summe gezahlt, ohne mit der Wimper zu zucken. Im Krieg gegen Lucca habe ich der Kommune mehr als hundertfünfzigtausend Florin geliehen und dieser Esel hat geglaubt, mein Leben wäre mit tausend Goldstücken gut bezahlt! Kein Wunder, dass Rinaldo es nicht schafft, seine handverlesene Balia für seine Machenschaften einzuspannen, wenn er sich dabei auf solche Versager wie Bernardo Guadagni verlässt!«
    Sandro atmete erleichtert auf.
    »Gibt es sonst noch wichtige Nachrichten?«, fragte Cosimo weiter. Sein Gesicht hatte inzwischen an Farbe gewonnen.
    »Venedig ist über Eure Inhaftierung empört und hat gleich drei Botschafter nach Florenz geschickt, um Druck auf die Signoria auszuüben«, erklärte Sandro. »Und der Marquis von Ferrara droht sogar damit, militärische Maßnahmen zu Eurer Befreiung zu ergreifen. Er will seinen Condottiere unverzüglich in Marsch setzen, sollte man Euch hinrichten wollen.«
    »Das höre ich gern«, sagte Cosimo mit einer Mischung aus Erleichterung und Schadenfreude. Jetzt machte es sich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt, dass der Marquis von Ferrara ein ebenso guter Kunde der Medici-Bank ist wie die führenden Familien von Venedig. »Die Balia wird es sich reiflich überlegen, ob sie es wagt, unsere alten Verbündeten gegen Mailand vor den Kopf zu stoßen.«
    »Auch Papst Eugenius setzt sich energisch für Euch ein, wie ich von Barione de’ Bardi erfahren habe«, fuhr Sandro fort. »Er hat der Signoria eine harsche Protestnote zustellen lassen und droht Sanktionen an, sollte man Euch aufs Schafott führen! Es ist sogar die Rede davon, dass er jeden exkommunizieren wird, der in der Balia für Euren Tod stimmt.«
    Ein spöttisches Lächeln zeigte sich aufs Cosimos Gesicht. »Das ist auch das Mindeste, was ich von ihm erwarte. Immerhin habe ich nicht nur seine sündhaft teure Amtseinsetzung finanziert, sondern auch die nicht weniger kostspielige Beisetzung seines Vorgängers! Zudem entstammt Eugenius einer reichen venezianischen Kaufmannsfamilie und er weiß nur zu gut, welche Bedeutung das Haus Medici für ihre Geschäfte hat.«
    Das Gespräch zwischen Cosimo de’ Medici und seinem Vertrauten Sandro Fontana war damit noch lange nicht beendet. Cosimo gewann allmählich seine Selbstsicherheit und seine Tatkraft zurück. Nun, da er nicht länger isoliert und hilflos war und durch Sandro Zugriff auf sein Vermögen hatte, war er in der Lage, einen genauen Plan zu entwickeln, wie er doch noch seinen Kopf retten konnte.
    Und er wusste die neuen Möglichkeiten zu nutzen. Geduldig und behutsam knüpfte er von der Kerkerzelle im Glockenturm aus mit Sandros Hilfe ein feines Netz, in dem Rinaldo degli Albizzi sich unweigerlich verfangen musste.
     
    Sandro wurde in den folgenden zwei Wochen zu Cosimos Sprachrohr und verlängertem Arm, der verlockende Versprechungen und viel Gold in das Räderwerk der Medici-Feinde streute. Und was er sich in diesen Wochen an Verdiensten erwarb, sollte eines gar nicht so fernen Tages dazu führen, dass man von ihm als »die dritte Hand des Cosimo de’ Medici« sprach.
    Die Verantwortung, die Cosimo ihm in dieser Zeit der Krise übertrug, nahm in einem atemberaubenden Maß zu. Ständig war er für ihn als Überbringer von geheimen Botschaften und üppigen Bestechungsgeldern unterwegs. Dabei schwebte er unablässig in der Gefahr, dass Rinaldos Anhänger seinem Tun auf die Spur kamen und ein gedungener Mörder ihm irgendwo in einer dunklen Gasse auflauerte, um ihm einen Dolch in den Leib zu stoßen. Denn noch war nicht entschieden, welche Seite in diesem riskanten Ränkespiel die Oberhand gewann. Die Balia vertagte sich von einer Sitzung zur nächsten, ohne dass sich die geforderte Mehrheit für einen der verschiedenen Strafvorschläge fand, die bei den Versammlungen zur Debatte gestellt wurden.
    Mehrmals verließ Sandro heimlich die Stadt, getarnt als zerlumpter Bauer oder als Bettelmönch, und suchte Averardo und Niccolò da Tolentino in

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