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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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ihrem provisorischen Heerlager auf, um sie über die Entwicklung in der Stadt und über Cosimos Wünsche auf dem Laufenden zu halten.
    Stets war er sich der Gefahren bewusst, die er damit auf sich nahm. Und manchmal fragte er sich, ob er stolz oder erschrocken darüber sein sollte, dass Cosimo ein solch großes Vertrauen in ihn setzte.
    Wenn Sandro später an diese Septemberwochen zurückdachte, dann wurden nicht nur die gefahrvollen Unternehmungen in Cosimos Auftrag wieder in ihm lebendig, sondern auch die Stunden nächtlicher Leidenschaft, die er mit Tessa in der kleinen Dachkammer von Jacopos Schenke teilte. Denn Carmela ließ sich noch vier Mal von Tessa dazu überreden, ihr den Schlüssel für die Hintertür zu überlassen und damit eine schwere Bestrafung zu riskieren, sollten Tessas heimliche Nachtausflüge hinüber nach Santo Spirito durch einen unglücklichen Zufall auffliegen.
    Je mehr sich der September seinem Ende zuneigte, desto schwächer wurde die Position von Rinaldo degli Albizzi und seinen Anhängern in der Balia, die noch immer ein Todesurteil für Cosimo de’ Medici forderten. Schon seit der Bestechung von Bernardo Guadagni wendete sich das Blatt allmählich. Nachdem der Gonfaloniere seine tausend Florin erhalten hatte, nahm er unter dem Vorwand einer plötzlichen Erkrankung nicht mehr an den Beratungen der Balia teil. Er übertrug seine Befugnisse einem der Prioren, der sich ebenfalls als überaus empfänglich für Bestechung erwies. In den sich zäh dahinziehenden Beratungen sprachen sich nach und nach immer mehr Mitglieder, die in Cosimos Schuld standen oder die schlau genug waren zu erkennen, wie sich die Gewichtungen allmählich verlagerten, gegen die Todesstrafe aus. Rinaldo degli Albizzi und seine Gefolgsleute mussten sich schließlich geschlagen geben. Zähneknirschend stimmten sie einem Kompromissvorschlag der Versammlung zu.
    Am 29. September 1433 fiel endlich eine Entscheidung und das Urteil wurde öffentlich verkündet. Die Balia schickte Cosimo de’ Medici für zehn Jahre in die Verbannung nach Padua. Sie begründete die Strafe damit, dass er zum unseligen Krieg gegen Lucca gedrängt und der Kommune während des Feldzuges großen Schaden zugefügt habe.
    Cosimo ließ sich nicht anmerken, wie lächerlich diese Begründung in seinen Augen klang, und nahm das Urteil mit fast heiterer Gelassenheit entgegen. »Ich gehe, wohin mich die Signoria schickt, und ich hoffe, dass ich unserer stolzen Republik auch dort von Nutzen sein kann«, sagte er abschließend.
    Lorenzo de’ Medici wurde nach Venedig verbannt, Averardo de’ Medici nach Neapel. Der Bannstrahl fiel auch auf andere Familienmitglieder. Sie wurden in verschiedene Städte Italiens geschickt. Wer seinen Verbannungsort verlasse und aufgegriffen werde, so lautete das Urteil, sei unverzüglich hinzurichten. Auf diese Weise hoffte man, die Familie auseinanderzureißen und damit ihre Macht zu brechen. Eine lange Liste führte die Namen derjenigen einflussreichen Anhänger der Medici auf, die in Florenz wohnen bleiben durften, denen jedoch die Bürgerrechte aberkannt wurden, sodass sie fortan von allen öffentlichen Ämtern ausgeschlossen waren.
    Aber es wurde noch ein Name verlesen, der keinem Medici gehörte: Sandro Fontana. Der ihm zugedachte Ort für zehn Jahre Verbannung war Padua.
    Sandro war bei der Urteilsverkündung im Ratssaal des Regierungspalastes nebst einigen Medici-Familienmitgliedern zugegen. Er wurde blass, als er seinen Namen hörte, aber er war nicht wirklich überrascht.
    Seit er wusste, dass Lionetto Vasetti in die Balia berufen worden war, hatte er geahnt, dass so etwas passieren könnte. Vasetti hatte keinesfalls die Schmach vergessen, die er und Averardo ihm zugefügt hatten, und seine Macht in der Versammlung genutzt, um auf diese Weise zu einer späten Rache zu kommen.
    »Ich muss schon sagen, für einen jungen Mann von dreiundzwanzig Jahren hast du es weit gebracht, Sandro Fontana«, sagte Cosimo spöttisch, als sich die Versammlung wenig später auflöste. »Du bist gerade mal sechs Jahre in Florenz und schon hält man dich für wichtig genug, um dich in die Verbannung zu schicken. Das kommt einem Ritterschlag gleich, den du dir allerdings redlich verdient hast, wie ich betonen möchte.«
    »Dieser elende Schweinehund Vasetti!«, stieß Sandro zornig hervor.
    »Es war unklug von dir, sich in eine Sklavin zu verlieben«, sagte Cosimo nachdenklich. »Lass die Finger von ihr, Sandro. Das hat keine Zukunft. Dir

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