Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Pechsträhne abgefunden? Aber nein, er hatte geglaubt, in den nächsten Runden das Glück wenden und sein verlorenes Geld wieder zurückgewinnen zu können! Jetzt saß er böse in der Klemme und er wusste nicht, wie er seine Schulden auf die Schnelle begleichen sollte. Zehn Tage hatte ihm der Kerl eingeräumt, und keinen Zweifel daran gelassen, was er, Vicenzo Moravi, zu erwarten hatte, wenn er ihm das Geld nicht zahlen konnte.
    Der Kerkermeister blickte auf, als der schmuddelige Vorhang zum Schankraum zur Seite geschoben wurde und dieser Gnom Jacopo mit der Hasenscharte unter der Nase zu ihm ins Hinterzimmer trat. Er trug einen Krug Wein in der Hand.
    Jacopo setzte sich und schob Moravi den Krug hin. »Geht aufs Haus, Vicenzo. Ich denke, du kannst einen kräftigen Schluck gebrauchen. Ist wirklich schlecht gelaufen für dich, wenn ich das mal so sagen darf.«
    Der Kerkermeister schnaubte und griff zum Krug, um seinen Becher aufzufüllen. »Schlecht gelaufen? Verdammt, ich habe mich um Kopf und Kragen gespielt! Ich verstehe immer noch nicht, wie dieser Fabio mich ausnehmen konnte!«
    Jacopo schenkte ihm einen mitfühlenden Blick. »Mit dem werde ich mich auch nicht wieder an einen Spieltisch setzen, das kannst du mir glauben. Ich hab da ganz üble Dinge über den gehört. Der hält sich erst gar nicht lange mit Drohungen auf, wenn er sein Geld nicht bekommt. Aber vielleicht kennst du ja jemanden, der dir das Geld vorstrecken kann und der wartet, bis du es bei ihm abgestottert hast.«
    Vicenzo verzog das Gesicht. »Ich wünschte, es wäre so«, erwiderte er düster.
    »Mhm, dann sitzt du wahrlich tief in der Scheiße! Am besten, du machst dich schleunigst aus dem Staub, bevor Fabio dir auf den Leib rückt.«
    »Wie stellst du dir das vor? Ich habe Frau und Kinder! Und so eine gute Stellung wie hier im Gefängnis kriege ich nie wieder!«
    »Tja, dann sieht es böse aus für dich …« Jacopo ließ sich Zeit, bevor er seine nächsten Worte wählte. »Es sei denn …« Er brach ab und schüttelte den Kopf.
    Moravi schnappte sofort nach dem Köder. »Es sei denn was?«
    »Ach, ich habe nur laut gedacht …«
    »Nun sag schon!«, drängte der Kerkermeister.
    »Mir ist da plötzlich so eine Idee gekommen, wie du noch mal mit einem blauen Auge aus dem Schlamassel herauskommen könntest. Vielleicht taugt sie ja nichts, aber wenn ich in deiner Haut stecken würde …«
    Der Kerkermeister unterbrach ihn rüde. »Red nicht so lange um den heißen Brei herum!«
    »Nun ja«, begann Jacopo betont langsam, »du hast doch bei dir im Gefängnis bestimmt eine Menge Leute einsitzen, von denen so mancher sein letztes Hemd hergeben würde, wenn er damit einer schweren Strafe entkommt, oder? Und als Kerkermeister kennst du bestimmt Mittel und Wege, um daraus deinen Vorteil zu ziehen.«
    »Klar habe ich die«, erwiderte Vicenzo grimmig. »Gegen ein nettes Handgeld kann ich für allerlei Vergünstigungen sorgen. Aber ich wüsste keinen, bei dem ich dafür mehr als ein paar Silbermünzen herausschlagen könnte, geschweige denn verfluchte fünfzehn Goldflorin!«
    »Mhm«, machte Jacopo und kratzte sich hinterm Ohr, als würde er angestrengt nachdenken. Dann grinste er plötzlich und platzte scheinbar spontan heraus: »Und was ist mit dieser Giftmörderin, dieser Tessa Brunetti?«
    »Was soll mit der sein?«, fragte Vicenzo mürrisch. »Auf die wartet nächste Woche das Urteil und dann der Galgen.«
    »Na also, das ist es doch!«, rief Jacopo und hieb mit der Hand auf den Tisch.
    Der Kerkermeister sah ihn verständnislos an.
    »Ist das so schwer zu begreifen? Für die Frau kannst du ganz sicher fünfzehn Florin herausschlagen! Ach was, bestimmt ist sogar das Doppelte drin, wenn du es so drehst, dass sie dir irgendwie entkommt«, sagte Jacopo und beugte sich verschwörerisch vor. »Mir ist nämlich zu Ohren gekommen, dass es da einen gibt, dem das Leben dieser Frau eine Menge Geld wert ist. Der ist eng mit den Medici verbandelt und die werden hier ja wohl bald wieder das Sagen haben.«
    »Das kannst du gleich vergessen«, erwiderte Vicenzo schnell. »Das würde mich den Kopf kosten und ich hätte nichts mehr davon, selbst wenn die Medici wieder am Ruder sind. Denn dann läge meine Leiche schon längst irgendwo verscharrt unter der Erde.«
    »Wart’s doch erst mal ab, Meister Vicenzo. Ich habe ja nicht gesagt, dass du ihr die Zelle aufschließen und sie einfach so aus dem Kerker herausspazieren lassen sollst.«
    »Aber wie soll es sonst gehen?«,

Weitere Kostenlose Bücher