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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Mädchen wird, wollen wir sie auf den Namen Carmela taufen lassen«, sagte Sandro.
    Tessa lächelte. »Ich hatte keinen anderen im Sinn.«
    Sandro beugte sich vor und tupfte ihr die Schweißperlen von ihrem blassen Gesicht.
    »Habt ihr denn auch eine gute, verlässliche Amme gefunden?«, hauchte sie.
    Jacopo nickte. »Eines von meinen ehemaligen Mädchen hat geheiratet und vor zwei Wochen selbst ein Kind bekommen. Sie hat genug Milch für zwei«, beeilte er sich zu sagen.
    »Und wenn ich unser Kind aus der Stadt in Sicherheit gebracht habe, wartet dort schon eine andere Amme«, fügte Sandro hinzu.
    Tessa seufzte erleichtert, doch dann wurde ihr Körper von einer heftigen Wehe geschüttelt und ihre Finger gruben sich schmerzhaft in Sandros Arm.
     
    Die kostbare Stunde, die sie sich von dem Wärter erkauft hatten, verstrich entsetzlich schnell. Viel zu früh, so kam es Sandro vor, zischte Jacopo ihm zu, dass Bartolo jeden Augenblick wieder auftauchen werde. Er könne schon den Schein der Laterne erkennen.
    Es zerriss Sandro das Herz, als er von Tessa Abschied nehmen musste.
    Statt dass er ihr Trost spendete, war nun sie es, die ihn tröstete und ihn aufforderte, dankbar und tapfer zu sein. Alles in ihm sträubte sich mit Macht dagegen, sie aus seinen Armen freizugeben und sie mit dem fürchterlichen Gedanken in dem finsteren Kerkerloch zurückzulassen, dass dieser letzte Kuss und diese letzte zärtliche Berührung ein Abschied für immer waren.
    »Ich …«, begann er, doch dann brach er ab. Tränen rannen über seine Wangen und er schämte sich nicht dafür.
    »Du musst jetzt stark sein, mein lieber Sandro«, sagte sie und strich ihm über das Haar. »Immer denke ich an unsere gemeinsamen Stunden. Das musst auch du tun. Niemand kann uns diese Erinnerung nehmen, nicht einmal, wenn es …«, sie stockte, »… zum Ende kommen sollte.« Sie wandte ihr Gesicht ab und flüsterte in die Dunkelheit. »Und wenn das naht, dann werde ich dein Gesicht sehen und du wirst bei mir sein in dieser bitteren Stunde.«
    Sandro konnte nicht antworten. Er verschloss ihren Mund mit einem Kuss und hoffte, dass all sein Gefühle, all das, was er ihr noch hatte sagen sollen, in dieser letzten Berührung liegen würden.
    Wie betäubt stieg Sandro wenig später mit Bartolo die Treppen hinauf. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen und musste an sich halten, dass er nicht wieder anfing zu weinen.
    »Die Mörderin scheint Euch ja was Entsetzliches gebeichtet zu haben, so mitgenommen, wie Ihr ausseht, Pater«, sagte der Wärter.
    »Noch entsetzlicher, als du dir vorzustellen vermagst«, murmelte Sandro und griff mit zitternder Hand zum Kruzifix seines Rosenkranzes.
     
    Das Kind kam am frühen Morgen zur Welt, als sich die Stadttore von Florenz öffneten. Nicht nur zu Tessas, sondern auch zu Jacopos großer Freude war es ein Junge. Er schrie laut und kräftig und ballte seine kleinen Fäuste, als wollte er dagegen protestieren, aus der wohligen Wärme und Sicherheit des Mutterleibes vertrieben zu werden.
    Jacopo ließ es sich nicht nehmen, das kleine blutverschmierte Bündel Leben abzutrocknen und in ein frisches Tuch zu wickeln.
    »Beeil dich!«, schnauzte die Hebamme ihn an. »Jetzt muss es schnell gehen, sonst ist alles umsonst gewesen. Her mit dem Laudanum, damit das Geschrei aufhört! Und mach die Kiste auf!«
    Jacopo legte das Neugeborene behutsam in Tessas Arme, gab der Hebamme ein kleines Fläschchen und räumte hastig die Kiste leer. Dann machte er sich an der Bodenplatte zu schaffen und hob sie schließlich hoch. Darunter kam ein Versteck zum Vorschein. Darin lag, ganz in Tücher eingewickelt, ein kleines Bündel. Jacopo holte es heraus und legte es ins Stroh.
    Tessa sah ihn fragend an. Noch war der Schmerz der Geburt in ihr schönes Gesicht gezeichnet, doch gleichzeitig lag ein tiefer Friede darin. Der Herrgott hatte ihr das gegeben, um das sie in all den finsteren Stunden hier im Kerker gebetet hatte: einen gesunden Sohn, der bei seinem Vater in Freiheit aufwachsen würde.
    Sie wusste, dass ein Stück von ihr in dem kleinen Jacopo weiterleben würde, und das erfüllte sie mit unendlichem Glück.
    Jacopo deutete auf das kleine Bündel. »Es ist auch ein Neugeborenes«, sagte er leise. »Aber es ist schon tot.«
    Tessa bekreuzigte sich. Sie brachte es nicht übers Herz zu fragen, woher sie den leblosen Körper hatten. Sie wusste nur zu genau, wie viele Kinder tot auf die Welt kamen.
    Die Hebamme hatte dem Säugling in der Zwischenzeit

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