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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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bereits wach. Du sollst sofort auf ihr Zimmer kommen, sowie du zurück bist!«
    Das Herz war Tessa schwer, als sie die Treppen hocheilte. Fiametta hatte sich in den vergangenen Monaten nur allzu oft als launische Herrin erwiesen. Auch wenn sie nach und nach Zutrauen zu Tessa gefunden hatte und inzwischen in ihre Fähigkeiten als Zofe vertraute, wusste man bei ihr nie, was der Tag an Plagen brachte.
    Zu Tessas Überraschung saß Fiametta jedoch mit geröteten Wangen und einem strahlenden Lächeln im Bett. »Du wirst es nicht erraten, was ich dir zu erzählen habe!«, platzte sie aufgeregt heraus, kaum dass Tessa ins Zimmer getreten war. »Komm, mach schnell die Tür zu! Wir wollen es noch eine Zeit lang für uns behalten!«
    »Und was ist es, was wir erst noch für uns behalten sollen?«, fragte Tessa verwirrt.
    »Vater war vorhin bei mir! Er hat mir eröffnet, dass er heute zu Cesare Borsini gehen und ihm einen Auftrag erteilen wird!«
    Damit war Tessa immer noch keinen Deut schlauer. »Und wer ist dieser Cesare Borsini?«
    »Er ist Heiratsvermittler, und zwar einer der angesehensten sensale der Stadt!« Fiametta strahlte über das ganze pausbäckige Gesicht. »Vater und er suchen eine gute Partie für mich! Ich werde noch dieses Jahr heiraten und Herrin in meinem eigenen Haus sein! Na, ist das nicht eine Überraschung?«
    Das war in der Tat eine Überraschung. Tessa wusste nur noch nicht, ob es eine gute oder eine schlechte war.

3
    E in nasskalter Wind fegte zur Mittagsstunde über den Kornmarkt von Or San Michele, als Sandro und Tommaso sich bei einer der offenen Garküchen ein Stück gebratenes Hammelbein auf die Hand kauften und sich in den Schutz der nächsten Loggia stellten. Die ersten warmen Frühlingstage ließen noch immer auf sich warten, obwohl es doch schon in die erste Aprilwoche ging.
    Der Markt, der ganz in der Nähe der Piazza della Signoria lag, war der Herrschaftsbereich von sechs Getreidebütteln, die weiße Kappen und eine Ähre hinter dem Ohr trugen. Ihre Aufgabe bestand darin, die Einhaltung der festgesetzten Preise sowie die Maße und Gewichte zu kontrollierten. In Notzeiten wachten sie über die gerechte Verteilung der Kornvorräte.
    »Elendes Mistwetter!«, fluchte Sandro und biss in das heiße Fleisch, das auf einem Holzspieß steckte.
    »Warum muss Vieri uns ausgerechnet dann losschicken, um den Mietzins bei den Webern einzutreiben?«, schimpfte Tommaso mit vollem Mund.
    »Denk an die gute Seite des Ganzen«, erwiderte Sandro. »So haben wir ihn und sein ständiges Gepolter wenigstens für ein paar Stunden vom Hals.«
    Schon seit gut einem halben Jahr arbeitete Sandro nun in der Medici-Bottega und er hatte sich schnell in seine Aufgaben eingefunden. Er hatte viel gelernt und war mit dem aufwendigen Verfahren vertraut, wie aus einem Berg schmutziger englischer Wolle in sechsundzwanzig Arbeitsschritten feinstes Florentiner Tuch wurde. Die meisten Arbeiten wie das Spinnen des Garns und das Weben, Walken, Färben und Spannen des Tuchs wurden dabei nicht in der Bottega selbst ausgeführt, sondern lagen in der Verantwortung von kleineren Unternehmen oder Einzelpersonen, die dafür bezahlt wurden.
    Aber auch wenn Sandro seine Aufgaben gewissenhaft erledigte, so bedeutete das noch lange nicht, dass er vor dem übellaunigen Wesen von Meister Vieri sicher war. Der fand immer irgendeine lächerliche Belanglosigkeit, die er zum Anlass nehmen konnte, seinen Untergebenen den Tag zu vergällen.
    »Das ist auch wieder wahr! Und dafür nimmt man sogar schlechtes Wetter in Kauf«, pflichtete Tommaso ihm bei.
    Sandro aß das letzte Stück Fleisch und warf den blanken Spieß in die Gosse. »Komm, wir sollten weiter. Vieri weiß ganz genau, wie lange wir brauchen, um unsere Runde bei den Webern zu machen.«
    Tommaso seufzte. »Du hast recht. Sehen wir zu, dass wir hinüber nach Santo Spirito kommen. Da sind noch acht Weber, bei denen wir abkassieren müssen. Dann sind wir endlich fertig.«
    Sandro trat unter der Loggia hervor und schaute zum Himmel, der wie eine bleierne Glocke über der Stadt lag. »Wenigstens hört es langsam auf zu regnen.«
    »Sag, kommst du heute Abend mit ins Pacino?«, fragte Tommaso, während sie in Richtung Ponte Vecchio gingen. Grinsend fügte er hinzu: »Ich bin sicher, auch du findest bei Giulia so ein hübsches und anschmiegsames Mädchen wie die kleine Catalina, die mir die Stunden versüßt.«
    Sandro verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Dafür ist mir mein Wochenlohn

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