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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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sei.
    Worauf der junge Bauer schlagfertig zur Antwort gab: »Ja, und gleich beginnt die für die Huren!« Damit zwängte er sich an ihr vorbei.
    Scharf zog die Frau die kalte Februarluft ein. »Elendes Gesindel! Du ungehobelter Bursche gehörst für deine unverschämte Beleidigung angezeigt und öffentlich ausgepeitscht!«, rief sie ihm empört nach, um dann mit flammendem Gesicht und rauschenden Gewändern in die Kirche zu hasten.
    Gemma lachte belustigt, als sie gemäß der Vorschrift durch die linke Kirchentür hinaus in den kalten, aber klaren Morgen traten. Der rechte, der gute Eingang war den Männern vorbehalten. Alle weiblichen Besucher hatten den linken und damit den schlechteren zu nehmen und sich in der Kirche auch abseits von den Männern in dem für sie ausgewiesenen hinteren Platz aufzuhalten.
    »Der Bursche war nicht auf den Mund gefallen«, sagte Gemma anerkennend. »Diese aufgedonnerte Schachtel hatte diese Antwort wahrlich verdient.«
    »Die sind in den Straßen von Florenz nicht gerade selten anzutreffen«, meinte Tessa, während sie die Richtung zum Mercato Vecchio einschlugen. Gemma war in den vergangenen Monaten eine gute Freundin geworden, mit der sie vertraut reden konnte. »All Euren Gesetzen wider den Luxus, von denen Ihr mir erzählt habt, zum Trotz. Wobei ich es höchst seltsam finde, dass die Mahlzeiten für die niederen Stände nicht mehr als zwei Gänge umfassen dürfen. Was hat das eine Regierung anzugehen, frage ich mich?«
    Die alte Zofe verzog spöttisch das Gesicht. »Dieses Gesetz hat die Signoria natürlich nur zu unserem Wohl erlassen, meine liebe Tessa.«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Nun, so werden wir ärmeren Leute dank der vorausschauenden Fürsorge der hohen Herren daran gehindert, durch maßloses Prassen und Verschwendung zu verarmen!«, höhnte Gemma.
    Tessa lachte. »Aber mir kommt es so vor, als ob sich die Reichen und Vornehmen wenig um diese Gesetze kümmern. Gelten die denn nicht auch für sie? Und sollten nicht Eure Wächter der Nacht, diese Sittenpolizei, dafür sorgen, dass man sie auch achtet?«
    »Das eine ist so richtig wie das andere, Tessa. Aber Geld und Rang sprechen nun einmal eine viel beredtere Sprache als der derbe Dialekt des gewöhnlichen Volkes. Und sieh doch nur, wie unsere Wächter von den reichen Florentiner Frauen an der Nase herumgeführt werden.« Dabei deutete sie auf einen Büttel, der gerade eine Frau anhielt und sie zur Rede stellte, weil ihre Kleiderärmel angeblich aus Brokatseide gearbeitet waren, und das war verboten.
    »Aber nein, da irrt Ihr Euch, guter Mann!«, hörten sie die Frau von oben herab sagen. »Die Ärmel mögen wie Brokatseide aussehen, sind jedoch etwas ganz anderes, nämlich eine neue französische Schöpfung, die nicht unter die Gesetze fällt.« Und dann nannte sie irgendwelche fremdländischen Namen, mit denen der Mann natürlich nichts anfangen konnte.
    Der Büttel, der sie schon nach ihrem Namen hatte fragen und sie in sein Abmahnungsbuch hatte eintragen wollen, zuckte mit den Schultern und ließ sie notgedrungen passieren.
    Auf ihrem Besorgungsgang durch die Stadt wurden Tessa und Gemma noch zweimal Zeugen eines ähnlichen Vorfalls.
    »Aber ich bitte Euch, das hier ist keine verbotene Knopfreihe auf meinem Oberkleid! Seht nur genau hin, Büttel. Hier sind ja auch gar keine Knopflöcher. Nein, was Ihr für eitles Knopfwerk haltet, sind in Wirklichkeit fein geknüpfte Nieten!«, redete sich die eine Frau erfolgreich heraus.
    Die zweite, die von einem Wächter der Nacht angehalten worden war, zeigte sich nicht weniger erfindungsreich, um einem Eintrag im Buch des Büttels und damit einer Strafe zu entkommen. Der Mann hatte bei ihr bemängelt, dass ihr Mantelumhang mit einem sündhaft teuren Hermelinkragen besetzt sei.
    »Ach, ich wünschte, ich könnte mir edlen Hermelin leisten«, sagte die Frau bekümmert. »Nein, das ist leider nur der Pelz eines billigen Zickels.«
    »Und was bitte schön ist ein Zickel?«, fragte der Büttel verdutzt. »Nun … ein Zickel … ist eben ein Tier, mein Herr. Es soll in den dunklen Wäldern im deutschen Norden leben. Sein Pelz fällt nicht unter die Gesetzgebung. Aber lasst Euch das bei Gelegenheit von Eurem Oberbüttel erklären. Ich bin in Eile!« Und damit ging sie ungerührt weiter.
    Tessa lachte. »Geschieht ihm recht«, sagte sie und Gemma nickte.
    So eilten sie zusammen zurück zum Haus ihrer Herrschaften, wo eine Hausgehilfin schon auf Tessa wartete. »Die junge Herrin ist

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