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Hüter der Macht

Hüter der Macht

Titel: Hüter der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Florin erhielt, machte es keinen guten Eindruck mehr, weiterhin an dieser ebenso bequemen wie preiswerten Lösung festzuhalten.
    Voller Sorge ging er auf Tessa zu. »Was ist mit dir?«, fragte er vorsichtig. »Warum stehst du hier so abseits? Und seit wann gehst du wie eine vornehme Frau mit Haube und Spitzenschleier zur Messe?«
    Tessa wandte sich verlegen ab. »Ach, meine Herrin hat mir eine ihrer alten Hauben und den Schleier geliehen. Sie hat eine ganze Truhe voll davon. Ich trage sie auch nur heute.«
    Sandro zögerte. Irgendetwas stimmte mit Tessa nicht, aber er wusste nicht, was genau sie umtrieb.
    »Und warum trägst du sie?«
    Tessa druckste herum und wollte das Thema wechseln. Doch das machte Sandro erst recht stutzig und er wollte nun mehr denn je wissen, was es mit ihrem absonderlichen Aufzug auf sich hatte.
    »Weich mir nicht aus, Tessa. Sag die Wahrheit. Warum trägst du diesen Schleier vor dem Gesicht?«
    Er konnte ihre Augen nicht sehen, was ihn umso mehr verunsicherte. »Es ist nichts Schlimmes«, sagte sie leichthin, doch er hörte deutlich, wie ihre Stimme zitterte. »Mir ist ein Missgeschick geschehen. Ich bin gestolpert und die Treppe hinuntergestürzt. Dabei habe ich mir im Gesicht wehgetan. Und mit den hässlichen Prellungen habe ich mich nicht unter Menschen gewagt, weswegen Fiametta mir Haube und Schleier ausgeliehen hat.«
    »Wie schlimm ist es denn?«, fragte er besorgt. »Lass mich mal sehen …«
    »Nein, das möchte ich nicht!«, stieß sie ängstlich und ein wenig zu hastig hervor.
    Sandro wusste nicht, woher er den Mut nahm, aber bevor sie es verhindern konnte, griff er nach ihrem Schleier und schlug ihn zurück.
    Entsetzt riss er die Augen auf, als er die verkrustete Wunde an ihrem Mund und die grüngelben Flecken auf ihrem Gesicht sah.
    »Großer Gott, Tessa!«, stieß er erschrocken hervor. »Das sind die Spuren von ganz gemeinen Schlägen!«
    Erschrocken zog sie den Schleier wieder vor ihr Gesicht. »Nein, sind sie nicht! Das hättest du nicht tun dürfen!« Ihre Stimme bebte.
    »Erzähl mir doch nichts! Jemand hat dich geschlagen! Ich habe genug Prügeleien in meinem Leben gesehen und weiß, welche Art von Spuren sie auf einem Gesicht hinterlassen.«
    Er schluckte. »Bitte, Tessa, du musst mir die Wahrheit sagen! Wer hat dich so gemein zugerichtet?«
    Sie senkte den Kopf. »Sandro, bei unserer Freundschaft, frag nicht weiter. Ich … Ich will nicht darüber reden.«
    Ihre Worte trafen Sandro direkt ins Herz.
    »Tessa«, flüsterte er bestürzt. »Bedeute ich dir denn gar nichts mehr, dass du mich so ausschließt aus deinem Leben? Hast du kein Vertrauen zu mir? Auch wenn wir nicht zusammen sein dürfen, so ist meine Liebe zu dir doch nicht weniger geworden.«
    Tessa wusste nicht, was sie tun sollte. Eine Träne tropfte unter ihrem Schleier zu Boden.
    »Also gut, ich werde es dir erzählen«, sagte sie so leise, dass er sich vorbeugen musste, um ihre Worte zu verstehen. »Aber zuerst musst du mir schwören, dass du … dass du Ruhe bewahrst und nichts Unvernünftiges tust! Schwöre es, Sandro! Bei allem, was dir heilig ist.«
    Was meinte sie? Sandro spürte auf einmal einen dicken Kloß im Hals. Jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, als rechnete er damit, im nächsten Augenblick von einem Schlag getroffen zu werden.
    »Ich schwöre es!«, stieß er mit belegter Stimme hervor.
    »Lionetto!« Sie hauchte den Namen mehr, als dass sie ihn aussprach. Und fast unhörbar fügte sie dann noch hinzu: »Er war betrunken, als er in der Nacht in meine Kammer kam und mich … mich gegen meinen Willen nehmen wollte.«
    Sandro spürte, wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich. »Dieses Schwein!«, stieß er hervor. Seine Hände ballten sich wie von selbst zu Fäusten. Ihm wurde übel. »Dieser verfluchte Schweinehund!«
    »Ich habe mich mit aller Kraft gewehrt und so hat er es nicht geschafft, mich … zu schänden«, sagte sie schnell. »Und deshalb hat er mich geschlagen. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Er wird es bestimmt nicht wieder versuchen, glaub mir!«
    »Nicht mehr wichtig?« Sandro blickte hasserfüllt zu Lionetto Vasetti hinüber, der sich in der Aufmerksamkeit von weniger hochgestellten Nachbarn sonnte und gerade über irgendetwas lachte. »Ich werde …«
    »Nichts wirst du tun!«, fiel Tessa ihm beschwörend ins Wort. »Du wirst vernünftig sein! Du hast es mir hoch und heilig versprochen!«
    »Aber ich konnte ja nicht ahnen …«
    »Mein Gott, Sandro!«, unterbrach

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