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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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nicht.
    «Allerhöchstens war es eine Gemütsstörung. Schwach ausgeprägt und vorübergehend, und sie verging, als sie erwachsen wurde.»
    «Trotzdem – angesichts dieser Vergangenheit, wie konntest du ihr so etwas zumuten? Wie konntest du zulassen, dass sie so traumatisiert wird?»
    Rush legte die Stirn in Falten und öffnete den Mund zu einer Erwiderung, doch dann hielt er inne und holte tief Luft. «Es war wichtig für Stone», sagte er schließlich. «Und es war wichtig für mich . Ich dachte, es wäre eine Gelegenheit, unsere Forschung am CTS weiter auszudehnen und unsere Erkenntnisse im Feld einzusetzen. Und wie ich bereits sagte, ich dachte außerdem, es würde Jennifer vielleicht guttun. Ich konnte nicht ahnen, dass es ihr so schwer fallen würde. Hätte ich das gewusst … nun, sagen wir einfach, es wird nicht mehr passieren, okay?»
    Beide Männer schwiegen. Dann traten sie beide vom Bett zurück, ohne die Blicke von Jennifers regloser Gestalt abzuwenden.
    «Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast», murmelte Rush. «Dass Jennifer so lange hirntot war und dass ihre Nahtod-Erfahrung so lange gedauert hat, dass sie möglicherweise ihre Seele verloren haben könnte.»
    «Das habe ich so nicht gesagt», erwiderte Logan.
    «Aber es ist das, was deine Worte implizieren. Dass sie zu einer Art leerem Gefäß geworden sein könnte. Und dass König Narmer, falls sein Geist an diesem Ort noch intakt war, dass er… nun ja, dass er von Jen Besitz ergreifen könnte.»
    «Seit unserer Unterhaltung habe ich selbst weitere Nachforschungen angestellt», sagte Logan. «Theoretisch ist das, was du sagst, möglich. Doch das ist hier nicht der Fall.»
    «Es erleichtert mich sehr, das zu hören. Aber wieso bist du dir so sicher?»
    Logans Blick ruhte unverwandt auf Jennifer Rush. «Zwei Gründe. Erstens glaube ich zwar, dass es möglich ist, dass die Lebensenergie einer Person, deren physische Gestalt tot ist, in einen Körper schlüpft, dessen Seele … kompromittiert wurde. Doch eine so intime, physische Besitzergreifung ist eher selten. Ich habe die Forschungsliteratur studiert, und es gibt höchstens ein halbes Dutzend eher bescheiden dokumentierter Fälle. In einem stimmen jedoch alle überein – der Geist eines Toten kann nicht Besitz ergreifen vom Körper einer Person anderen Geschlechts.»
    «Also ist es nicht König Narmer», sagte Rush mit sichtbarer Erleichterung.
    «Nicht, wenn ich mit meiner Vermutung richtigliege.»
    Rush nickte langsam. «Du hast zwei Gründe erwähnt.»
    «Über den zweiten habe ich schon gesprochen. Denk daran, dass der primäre Grund für das kunstvoll ausgestattete Grab eines Pharaos darin besteht, seine Reise in die nächste Welt zu vereinfachen. Ohne die zugehörige Mumie hätte das ka , die spirituelle Essenz, keinen Ort, zu dem es gehen könnte, und es würde rast- und ruhelos bleiben und im Grunde genommen für alle Zeiten im Grab herumspuken. Doch mit einem physischen Leichnam – den Narmer bei sich im Grab hat – könnte sein ka die Reise durch die Unterwelt zusammen mit seinem ba durchführen, jenem Teil der Seele, der beweglich und in der Lage ist zu reisen. Alles, was wir im Grab gefunden haben, hat dazu gedient, Narmer auf eine erfolgreiche Reise vorzubereiten.»
    «Und da wir Narmers Mumie intakt vorgefunden haben, bedeutet das, dass sein ka nicht mehr dort ist», sagte Rush.
    «So sieht es jedenfalls aus.»
    «Aber … wenn es nicht König Narmer ist …» Rush zögerte. «Wenn es nicht Narmer ist, mit wem haben wir dann kommuniziert?»

[zur Inhaltsübersicht]
    44
    Es war zwei Uhr morgens, und ein aufgeblasener gelber Mond tauchte die Station in ein gespenstisches Licht. Eine Handvoll Techniker war noch bei der Arbeit und bereitete das Brechen der letzten Siegel und das Öffnen des dritten Tores vor. Wachposten waren beim Schlund, unten an der Basis des Umbilicus und im Kommunikationsraum stationiert. Ansonsten herrschte mehr oder weniger Nachtruhe.
    Eine einsame Gestalt wandelte durch die verlassenen Korridore von Sektion Rot. Sie trug einen weißen Laborkittel und sah aus wie die vielen anderen Wissenschaftler, die tagsüber in den Labors ihre Arbeit verrichteten. Allein ihre Bewegungen waren anders – vorsichtig, beinahe verstohlen, zögernd. An jeder Kreuzung blickte sie um sich und versicherte sich, dass sie allein war, bevor sie weiterhuschte.
    Vor dem archäologischen Labor blieb die Gestalt stehen. Die Tür war abgeschlossen, doch die Gestalt hatte bereits

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