Hüter des Todes (German Edition)
irgendwas sehen will, muss ich Antragsformulare ausfüllen! Ich kann es nicht fassen, dass Stone bei diesem Mist mitmacht! Als wäre das alles nicht genug, hat er jetzt auch noch Narmers Mumie …!» Sie schüttelte den Kopf. «Manchmal wünschte ich mir, diese ganze gottverdammte Station würde auf den Grund des Sumpfs sinken.»
Sie gingen schweigend nebeneinander her.
«Porter Stone ist geradezu berühmt für seine nicht invasive Vorgehensweise.»
«Ich weiß. Sehr berühmt sogar. Aber er ist auch hyper-paranoid, weil unser Zeitplan so knapp geworden ist. Im Gegensatz zu uns ist Af’ayalah-Damm weit vor seinem Zeitplan – dieser ganze Sumpf könnte in wenigen Wochen bereits tief unter Wasser stehen statt erst in Monaten. Mit dieser Information hat March Stone unter Druck gesetzt, damit er die Arbeiten beschleunigt. Ständig bauchpinselt er Stone und trichtert ihm ein, dass dies der größte Fund in seiner Karriere sei. Und jetzt, da die Artefakte nicht mehr im Grab sind, sondern hier oben … es wird verdammt schwer werden, die beiden dazu zu bringen, auch nur ein einziges Stück wieder nach unten zu schaffen.» Sie schüttelte resigniert den Kopf.
Sie hatten den Ponton von Sektion Rot erreicht. Logan folgte der Ägyptologin in ihr Büro, und sie nahmen beide an ihrem Schreibtisch Platz, der mit Artefakten und Notizbüchern übersät war.
«Ich bin neugierig», sagte Logan, «ob Sie Fortschritte gemacht haben. In Bezug auf die Aspekte der Grabstätte, für die Sie keine Erklärung hatten, meine ich.»
«Das ganze verdammte Grab ist ein einziges großes Rätsel», grollte sie. Ihre Stimmung war immer noch düster, doch sie schien sich allmählich zu beruhigen.
«Sie sagten etwas von Inschriften, die keinen Sinn ergäben. Ungewöhnliche Serechs. Gegenstände, die nicht übereinstimmen mit den Traditionen und Pharaonen, die auf Narmer folgten.»
Sie nickte. «Rätsel, verpackt in Rätsel.»
«Ich überlege gerade – meinen Sie, dass das, was wir in der dritten Kammer finden, zumindest einen Teil unserer Fragen beantworten kann?»
«Es wäre möglich. Normalerweise ist die letzte Kammer eines Grabes die, wo die wertvollsten und wichtigsten Objekte aufbewahrt werden. Aus diesem Grund waren wir auch so überrascht, als wir Narmer und seine kostbaren Grabbeigaben in der zweiten Kammer fanden.» Sie zuckte die Schultern. «Noch so ein Rätsel.»
Logan kniff die Augen zusammen. «Was werden wir Ihrer Meinung nach finden? In der dritten Kammer, meine ich?»
Sie dachte für einen Moment nach, dann sah sie ihn an. «Ich bin eine der bedeutendsten Ägyptologinnen der Welt. Das ist der Grund, aus dem Stone mich mitgenommen hat. Ich habe so ziemlich jedes Königsgrab studiert, jede Sandgrube, jede Pyramide, jeden Tempel und jede Mastaba, die jemals gefunden und dokumentiert wurden. Niemand kennt sich auf diesem Gebiet besser aus als ich. Und soll ich Ihnen etwas verraten, Mister Geisterjäger?» Sie beugte sich vor und durchbohrte ihn fast mit ihrem Blick. «Noch nicht einmal ich habe die leiseste Ahnung , was wir vorfinden werden, wenn wir dieses dritte Siegel geöffnet haben.»
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43
Als Logan das Zimmer betrat, stand Dr. Rush über seine Frau gebeugt. Sie lag wie bei den früheren Sitzungen in ein Krankenhausnachthemd gekleidet auf dem Bett. «Das letzte Mal, Honey», sagte er und streichelte ihr über die Wange.
Jennifer Rush sah zu ihm auf und lächelte flüchtig. Dann blickte sie zu Logan, als dieser zum Bett trat. Er nickte, nahm ihre Hand und drückte sie. Er konnte ihren Gesichtsausdruck nicht lesen – Nervosität? Resignation? –, und diesmal verriet ihm auch der Händedruck nichts.
Er trat zurück, als Rush sich über die Instrumente beugte und die letzten Vorbereitungen traf, das Sedativum zu verabreichen. Fünf Minuten vergingen, dann zehn, während Rush den Weihrauch entzündete, dann erst eine und schließlich die zweite Nadel in das Siegel des Tropfs einführte und mit Amulett und Kerze den modifizierten Hypnosetext murmelte. Schließlich nahm er den Digitalrecorder und näherte sich dem Kopfende des Bettes.
«Mit wem spreche ich?», fragte er.
Die einzige Antwort war Jennifers angestrengter Atem.
«Mit wem spreche ich?», fragte Rush erneut.
Keine Antwort.
«Das ist eigenartig», sagte Rush. «Ich hatte vorher noch nie ein Problem mit dem Induktionsprozess.» Er kontrollierte wiederholt die Instrumente, hob behutsam ein Augenlid seiner Frau, untersuchte das Auge mit
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