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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Zweifel eine fürstliche Entdeckung.
    Die Gestalt nahm das Skalpell zur Hand – die Finger inzwischen fettverschmiert, was seine Bewegungen ein wenig schwerfällig und langsam machte –, und ohne die geringste Ehrfurcht für den vor vielen Jahrtausenden verstorbenen König zu zeigen, schnitt sie tief in die Bandagen über der Brust. Der Geruch nach Tod wurde stärker, während es beinahe im gleichen Moment an mehreren Stellen zwischen den Bandageschichten golden glitzerte. Der Eindringling identifizierte einen Dolch, eine goldene Kette, mehrere kunstvolle Schutzamulette und … was war das, kaum zu sehen unter den tiefsten Schichten der Bandagen? War das etwa … war das tatsächlich ein großer goldener ba -Vogel, die Flügel verziert mit zahllosen Edelsteinen?
    Die Gestalt arbeitete geradezu fieberhaft. Sie schob die Hände zwischen die Bandagen, tastete umher und pflückte die Amulette eines nach dem anderen hervor, um sie in den zweiten Beutel zu stopfen. Auch sie waren dick verschmiert mit dem primitiven erdfarbenen Fett – abscheulich und ekelhaft, doch später würde noch genügend Zeit sein, um alles zu reinigen.
    Der Eindringling rieb sich die Hände, wischte das klebrige Zeug an seinen Kittel. Dann packte er wieder das Skalpell, beugte sich über die Mumie und machte Anstalten, die letzten Bandagen wegzuschneiden.
    Doch was war das? Irgendetwas stimmte nicht. Was war das für ein merkwürdig prickelndes Gefühl, das in ihm aufstieg? Was war das für ein grauenhafter Gestank nach Schwefel oder Schlimmerem, der stärker und stärker wurde, bis er den gesamten Raum auszufüllen schien? Die Gestalt trat erschrocken zurück. Doch noch in der Bewegung wich das Gefühl von prickelnder Hitze der Wahrnehmung von Flammen und aufquellendem Rauch. Die Gestalt riss den Mund auf, um Luft zu holen, doch aus dem Schnaufen wurde ein ansteigender, schriller Schrei, als der Schmerz sich rasend schnell ausbreitete und den Grabräuber in einen Schraubstock unerträglicher Qualen presste.

[zur Inhaltsübersicht]
    45
    Als Logan diesmal zur Schleusenplattform am Boden des Umbilicus hinunterstieg, waren so viele Leute da, dass er kaum Platz fand. Er zählte zehn Personen, einschließlich Christina Romero, Ethan Rush, Porter Stone, Frank Valentino, dazu zwei von Marchs Assistenten, zwei Arbeiter und zwei Sicherheitsleute. Logan nickte den Versammelten zu. Einige von ihnen – Rush, Stone, die Assistenten von March – wirkten sichtlich mitgenommen und geschockt. Die Stimmung war ernst und angespannt, und es war nicht viel zu spüren von der nervenaufreibenden Erwartung, die er bei seinem ersten Abstieg hinunter zu Narmers Grab bemerkt hatte.
    Logan konnte nachvollziehen, dass Rush geschockt war – Jennifer lag immer noch im Koma; sie war in eine Art hypnotische Trance gefallen, aus der sie nicht ohne weiteres wieder aufgeweckt werden konnte –, doch warum die anderen genauso mitgenommen aussahen wie Ethan Rush, konnte Logan sich nicht erklären.
    «Wo ist Dr. March?», fragte er und sah sich um. Niemand antwortete.
    «Sind wir so weit?», fragte Stone stattdessen. Vereinzelt nickten Leute oder murmelten ihre Zustimmung.
    «Dann wollen wir anfangen.» Während er sprach, nahm er Logan beim Arm und ging mit ihm ein Stück weit voraus und in die erste Grabkammer. Als sie außer Hörweite waren, beugte er sich zu Logan hinüber. «March ist tot», murmelte er.
    Logan starrte ihn schockiert an. «Tot?»
    Stone nickte. Er hatte die Lippen so fest aufeinandergepresst, dass nur ein dünner Strich zu sehen war. «Er hat sich vergangene Nacht unbefugten Zutritt zum archäologischen Labor verschafft und Narmers Mumie beschädigt. Er hat die Bandagen zerschnitten und die Artefakte geplündert, die in den Bandagen versteckt waren. Es gab eine kleine Explosion und ein Feuer …»
    «Eine Explosion ?», fragte Logan ungläubig.
    «Zwei unterschiedliche Chemikalien, die in den Schichten der Bandagen verborgen waren. Voneinander getrennt sind sie harmlos, hat man mir gesagt. Zusammengemischt verhalten sie sich wie eine antike Version von Napalm.»
    «Sie meinen, eine Sprengbrandfalle? Was für Chemikalien? Wie konnte sie nach so langer Zeit noch funktionsfähig sein?»
    «Meine Leute sind noch bei der Analyse, aber es sieht so aus, als wären die beiden Komponenten für sich genommen äußerst stabil. Ein Kaliumsalz, wie es scheint, und eine primitive Form von Glykol oder Glycerol als Antagonist.»
    Stone sah zu den anderen, die sich langsam

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