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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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verhalten und schüttelte den Kopf. «Geschieht mir recht – was muss ich auch fragen.»
    «Im Ernst, es hat nichts zu tun mit Knoblauchbündeln oder Violen voll Feenstaub. Es erfordert nichts weiter als eine ziemlich ausgeprägte Kenntnis gewisser Themen – einige davon liegen auf der Hand, wie Geschichte und komparative Theologie, andere weniger, wie Astrologie und die, äh … geheimen Künste. Oh, und die Bereitschaft, den Geist vor nichts zu verschließen. Schon mal was von Ockhams Rasierer gehört?»
    Rush nickte.
    « ‹Entia non sunt multiplicanda praeter necessitatem.› Die einfachste Erklärung ist sehr häufig die richtige. Nun, in meinem Fachgebiet verfolge ich den umgekehrten Ansatz. Die korrekte Erklärung ist sehr häufig die am wenigsten erwartete, die ungewöhnlichste – zumindest für Leute wie uns, modern, westlich erzogen, die nicht im Gleichklang mit der Natur leben und nichts übrighaben für die alten Traditionen und alten Glauben.» Er hielt inne. «Nimm beispielsweise das von dir erwähnte Gespenst von Exeter. Durch Recherchen über andere alte Legenden in den Archiven der Stadt und durch Befragen der Einheimischen fand ich heraus, dass es um 1400 einen von der Gemeinschaft sanktionierten Mord an einer mutmaßlichen Hexe gegeben hatte. Das war alles, was ich brauchte. Nachdem ich den Ort gesichert hatte, an dem die Hexe begraben wurde, war es lediglich eine Frage gewisser Rituale – und chemischer Substanzen –, bis das Problem gelöst war.»
    «Du meinst …» Rush sah ihn verblüfft an. «Du meinst, es gab tatsächlich ein Gespenst?»
    «Ja selbstverständlich. Was dachtest du denn?»
    Rush schwieg minutenlang. Schließlich rührte sich Logan auf seinem Sitz. «Lass uns zum Grund meiner Anwesenheit kommen. Stone hat eine wirklich bemerkenswerte Geschichte erzählt, doch sie wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet – und ich spreche nicht nur vom Inhalt des Grabes. Beispielsweise – wie ist es ihm gelungen, es zu lokalisieren? Ich meine, dieses Ostrakon ist ein faszinierendes Artefakt, keine Frage – aber es ist alles andere als eine Wegbeschreibung.»
    Für einen Moment schienen Rushs Gedanken in weite Ferne zu schweifen. Dann schüttelte er sich und kehrte zu ihrem Gespräch zurück. «Ich kenne selbst nicht sämtliche Einzelheiten. Ich weiß nur, dass Stone gewaltige finanzielle und logistische Ressourcen aufgebracht hat – selbstverständlich sehr diskret. Ich weiß, dass er damit angefangen hat, die Bewegungen von Petrie zu studieren. Woher hatte der alte Ägyptologe gewusst, wo er suchen musste, nachdem er das Ostrakon entziffert hatte? Er wäre kaum in so großer Eile nach Ägypten aufgebrochen, ohne eine ziemlich genaue Vorstellung zu haben. Also stellte Stone die bekannten Fakten zusammen. Und er begann mit seiner Suche beim Horustempel in Hierakonpolis.»
    «Wo?»
    «Hierakonpolis war die Hauptstadt von Oberägypten. König Narmers Heimat, bevor er die reichen Gebiete im Norden eroberte und das Land vereinte. In Hierakonpolis wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die Narmer-Prunkpalette gefunden. Abgesehen davon wusste Stone, dass Petrie bei seinen frühesten Expeditionen bis nach Hierakonpolis gekommen war.»
    «Die Hauptstadt von König Narmer», sagte Logan. «Fundort der Narmer-Palette und vermutlich auch des Ostrakons? Und ein wichtiges Ziel von Petries Expeditionen. Das also ist der Ort von Narmers Grab – Hierakonpolis?»
    Rush schüttelte den Kopf. «Nein. Aber es ist der Ort, an dem das Dokument gefunden wurde, das zur wahren Grabstätte führt.»
    Logan überlegte kurz. «Stimmt», sagte er sodann. «Es kann nicht Hierakonpolis sein. Du hast selbst gesagt, die Grabungsstelle liegt nicht in Ägypten, so einfach wäre das nicht.» Er musterte Rush von der Seite. «Was hast du damit gemeint?»
    Rush kicherte. «Ich habe mich schon gewundert, dass du nicht gefragt hast. Wir reden auf dem Boot über alles.»
    «Auf dem Boot?»
    Rush nickte, und in diesem Moment spürte Logan, wie das Flugzeug allmählich tiefer ging. Er sah aus dem Fenster und bemerkte, dass sie sich über dem Nasser-Stausee befanden. Fünfzehn Minuten später waren sie auf einer kleinen Piste wenige Kilometer südlich des Stausees gelandet: nichts als ein schmaler, von Schlaglöchern übersäter Streifen, umgeben von brauner Wüste. Sie stiegen aus dem Flugzeug und in einen wartenden Geländewagen. Der Fahrer lud Logans Taschen und eine große, unbeschriftete Metallkiste aus dem Bauch der

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