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Hüter des Todes (German Edition)

Hüter des Todes (German Edition)

Titel: Hüter des Todes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Zeit.»
    «‹Geb wird seinen Fuß auf eure Köpfe setzen›» , wiederholte Christina Romero leise. «Klingt in meinen Ohren wie eine Paraphrase der Pyramidentexte. Satz drei-vierundfünfzig oder drei-sechsundfünfzig, glaube ich. Woher kann sie davon gewusst haben?»
    «Von den Pyramidentexten?», fragte Logan.
    «Den ältesten religiösen Symbolen auf der Welt. Es waren Verwünschungen des Alten Königreichs, Beschwörungen, die nur von Königen verwendet werden durften.»
    «Narmer», murmelte Logan.
    «Falls ja, falls sie bis auf die Zeit Narmers zurückgehen, dann sind die Texte noch viel älter, als die Wissenschaft bisher geglaubt hat – mindestens siebenhundert Jahre älter.»
    «Worum ging es bei diesen Texten?»
    «Reanimation des Pharaos nach seinem Tod, Schutz seines Leichnams vor Plünderern, sichere Überführung in die nächste Welt – all die Dinge, die den altägyptischen Königen Kopfzerbrechen bereiteten.»
    Logan flüsterte: «Was hat sie gesagt über das Ornament an der Wand?»
    «Dass es Leben zu den Toten und den Tod zu den Lebenden brachte.»
    «Was bedeutet das Ihrer Meinung nach?»
    «Vielleicht nichts. Geschwätz. Auf der anderen Seite waren die ägyptischen Pharaonen von Nahtod-Erfahrungen fasziniert. Sie nannten es die ‹Zweite Region der Nacht›.»
    «Die Zweite Region der Nacht», murmelte Logan. «Jennifer hat ebenfalls eine Region der Nacht erwähnt.»
    Rush blickte von seinen Instrumenten auf und sah in ihre Richtung. «Christina», sagte er, «wenn Sie Jeremy und mich vielleicht für einen Moment entschuldigen könnten?»
    Christina Romero zuckte die Schultern und ging zur Tür. Mit der Hand auf dem Knauf drehte sie sich noch einmal um.
    «Ich hoffe wirklich, es ist das letzte Mal, dass Sie ihr das zumuten», sagte sie, dann ging sie und schloss leise die Tür hinter sich.
    Es folgte angespanntes Schweigen, dann wandte sich Logan an Rush. «Was gibt’s denn?»
    «Es dauert diesmal viel länger, bis sie zurückkommt», sagte er. «Ich weiß nicht, woran es liegt.»
    «Wie lange braucht sie denn normalerweise?»
    «Normalerweise ist sie fast sofort wieder da. Aber dieser letzte Übergang, bei dem du dabei warst – schon da hat sie fast zehn Minuten gebraucht, um wieder völlig zu sich zu kommen. Das ist ungewöhnlich.»
    «Kannst du ihr irgendetwas geben?»
    «Ich würde es lieber nicht tun. Wir mussten im Center nie etwas geben. Propofol ist ein so kurz wirkendes Hypnotikum, dass sie schon längst wieder bei vollem Bewusstsein sein müsste.»
    Beide schwiegen erneut für ein paar Sekunden. Dann zuckte Rush zusammen, als erinnerte er sich plötzlich an etwas, und zog einen Stick aus der Tasche seines Laborkittels.
    «Hier, wie von dir gewünscht», sagte er. «Die Patientenaufzeichnungen, die klinischen Tests, die Ergebnisse unserer Arbeit am Center. Bitte behandle die Daten absolut vertraulich.»
    «Das werde ich. Danke.»
    Rush sah seine Frau an. Wie auf ein Geheiß hin traten beide Männer gleichzeitig an das Kopfende ihres Bettes.
    «Ich denke, ich werde selbst eine Sitzung mit ihr durchführen», sagte Logan. «Gleich morgen, wenn du nichts dagegen hast.»
    «Je früher, desto besser», erwiderte Rush.

[zur Inhaltsübersicht]
    36
    Die Kommunikationszentrale lag im Kern der Sektion Rot, am Ende des Ganges gegenüber der Energieverteilstation, wo Perlmutter wenige Tage zuvor seinen beinahe tödlichen elektrischen Schlag erhalten hatte. Die Zentrale war ein relativ kleiner Raum, vollgestopft mit obskurer Elektronik, deren Zweck sich Logan nicht ansatzweise erschloss.
    Jerry Fontaine, der Chef der Kommunikation, war ein massiger Mann in verwaschenen Khakihosen und einem kurzärmeligen rosafarbenen Hemd. Das weiße Taschentuch in seiner Rechten kam nie auch nur für einen Augenblick zur Ruhe: Entweder wurde es nervös in seiner bärenhaften Tatze gedrückt, oder es wurde über seine Stirn gewischt, auf der sich ständig neue Schweißperlen bildeten.
    «Wie geht es Perlmutter?», fragte Logan, während er auf dem einzigen freien Stuhl im Raum Platz nahm und einen kurzen Blick in sein Notizbuch warf.
    «Der Doktor meint, es ginge ihm besser», antwortete Fontaine. «Gott sei Dank.»
    «Erzählen Sie mir von den eigenartigen Phänomenen, die Sie beobachtet haben.»
    Weiteres Stirnabwischen mit dem Taschentuch. «Es ist inzwischen schon zweimal passiert. Immer mitten in der Nacht. Ich höre, wie Apparate aktiv werden, wie sie anfangen zu blinken und zu piepsen, obwohl alles

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