Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
Vom Netzwerk:
wie, dass er sich für die Variante »Alles ignorieren, Hauptsache guter Sex« entschieden hatte. Kein Wunder, dass Liander am nächsten Morgen so breit gegrinst hatte.
    Und kein Wunder, dass er nun wieder unzufrieden war.
    »Darf ich dich daran erinnern, wie schwer es ist, einen guten Mann zu finden?«
    »Darf ich dich daran erinnern, dass du hier bist, um einen Vampir festzunehmen, und nicht, um deinem älteren, erfahrenen Bruder einen Vortrag zu halten?«
    Ich grinste. Er hatte es ganze fünf Minuten vor mir auf die Welt geschafft. »Ich gehe jetzt rein.«
    »Ich auch.«
    Ich schlich geduckt um die Ecke und hielt mich nah an der Mauer, während ich die Umgebung im Auge behielt. Der Raum war groß, und am Rand befand sich eine breite Bühne. Es sah aus wie eine Laderampe, an die Lastwagen rücklings heranfuhren, um die Ware direkt dort abzuladen. Ich machte zwei Doppelschwingtüren aus. Eine befand sich direkt vor mir, die andere lag zu meiner Linken. Die linke schwang ganz leicht hin und her, es musste gerade jemand hindurchgegangen sein.
    Aber wieso führte die Geruchsspur dann geradeaus?
    Ich wusste es nicht. Aber an einem Ort, bei dem ich so deutlich das Gefühl hatte, dass es sich um eine Falle handelte, hielt ich mich nicht an offensichtliche Beweise. Ich schlich an der Wand entlang nach rechts und folgte dem schwachen Geruch von Tod die Rampe hinauf und durch die Tür.
    Dahinter gelangte ich in einen langen Flur, von dem zahlreiche weitere Türen abgingen. Die Luft war abgestanden, beinahe faulig. Als hätte irgendetwas hier lange Zeit vor sich hingemodert.
    Ich rümpfte die Nase und hoffte inständig, dass es nur verdorbener Abfall der fleischlosen Sorte war, aber mein Wolfinstinkt sagte mir, dass das zumindest bei einigen Gerüchen nicht der Fall war.
    Offensichtlich hatte der Babyvampir noch mehr Opfer auf dem Gewissen, und vielleicht war sein Erzeuger dann angezeigt worden.
    Ich ging weiter, öffnete jede Tür und versuchte, die Zeichen von Verfall und Tod zu ignorieren, was mit jedem Raum schwieriger wurde. Der Babyvampir arbeitete nicht allein, so viel war klar. Hier lagen mindestens zehn Leichen und diverse Leichenteile wie Gliedmaßen, Köpfe und Organe herum. Selbst ein frisch gezeugter Vampir auf der Höhe seines Blutrausches konnte nicht so viel Blut konsumieren.
    Schließlich erreichte ich eine weitere Schwingtür. Hier roch es noch stärker nach Tod, der Babyvampir musste in der Nähe sein. Sehr nah. Beispielsweise direkt hinter der Tür. Wollte er mir auflauern? Wenn dem so war, hätte er besser erst geduscht. Sein natürlicher Geruch nach Tod verriet ihn jedem, der ein einigermaßen gutes Riechorgan besaß.
    Ich trat ein Stück zurück und stieß mit dem Fuß die Tür auf. Als sie krachend aufschwang, tauchte ich in einer geschmeidigen Bewegung hindurch, rollte nach vorne ab, landete wieder auf den Füßen und zielte mit der Laserwaffe auf den Vampir.
    Er war jünger, als ich angenommen hatte, eher ein Jugendlicher, noch nicht einmal über zwanzig. Aus der Nähe waren die Venen unter seiner blassen Haut deutlich zu erkennen, sie hatten die gesunde blaue Farbe eines gut genährten Blutsaugers.
    Sein plötzliches Lachen trieb mir eine Gänsehaut über den Leib. Nicht wegen des leisen, kalten Geräusches, sondern weil mich sein Lachen an jemanden erinnerte.
    An Gautier.
    War unser krimineller Wächter etwa der Erzeuger dieses Jungen? Das würde erklären, wieso er der Abteilung mit neun Morden entkommen konnte.
    Ich hatte es kaum gedacht, als ich ein warnendes Prickeln auf meiner Haut spürte.
    Er war hier. Gautier war hier.
    Mist.
    Panik ergriff mich, aber ich unterdrückte sie. Wenn ich der Panik nachgab, spielte ich Gautier nur in die Hände. Er liebte Angst. Er ernährte sich von ihr.
    Aber ich konnte mich nicht um Gautier kümmern und gleichzeitig den Babyvampir im Auge behalten. Ich hatte schon gegen mehrere Vampire gleichzeitig gekämpft, aber Gautier war die erfolgreichste Tötungsmaschine, die die Abteilung je ausgebildet hatte. In unserem bislang einzigen Kampf hatte er mich brutal zusammengeschlagen.
    Ich war noch nicht einmal sicher, ob Rhoan und ich ihn zu zweit überwältigen konnten.
    »Rhoan, wir haben ein Problem.«
    »Sag nicht, dass wir ihn verloren haben. Ich will nicht noch eine Nacht bei diesem Mistwetter da draußen verbringen.«
    »Den Vampir habe ich. Das Problem ist etwas größer.« Größer und näher. Mich fröstelte, aber ich widerstand dem Drang, über meine

Weitere Kostenlose Bücher