Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
keinen Spaß. Ich bin gut darin, aber meine wahre Identität zu verbergen, sogar vor mir selbst – so kann man nicht dauerhaft leben. Ich weiß, dass hier der Ort ist, an dem ich sein möchte, auf dieser Farm. Ich möchte an der Küste leben, umgeben von wunderschönen Wäldern. Mit dir.«
Er sah von ihr zu dem langen Tisch voller Farben. Mit einer ausholenden Geste beschrieb er den Raum. »Dein Zuhause ist für Gelächter und Liebe geschaffen, Judith. Für Kinder. Eine Kulisse für einen Mann und eine Frau, die einander lieben. Du verstehst diese Dinge besser, als ich sie jemals verstehen werde, aber ich möchte sie gemeinsam mit dir erleben.«
»Du willst Kinder?« Sie wusste nicht, warum sie das überraschte, aber es war so. Sie wollte unbedingt Kinder haben. Das hatte sie sich schon immer gewünscht. Sie sollten alles über ihr japanisches Erbe erfahren, und sie selber wollte wie ihre Mutter sein; mit einer so heiteren Ruhe sich anmutig durch ihr Haus bewegen und ihren Kindern das Gefühl geben, sie seien die klügsten, meistgeliebten Kinder auf der ganzen Welt.
Er nickte langsam. »Ich würde mit Begeisterung kleine Mädchen mit deinem Haar und deinem Lächeln und kleine Jungen mit meinen Augen und deinem Haar mit dir gemeinsam herumlaufen sehen.«
Sie berührte ihr Haar und konnte das Lächeln nicht unterdrücken, das in ihr aufstieg. »Du scheinst mein Haar wirklich zu mögen.«
Sein Lächeln erreichte seine Augen. »Wenn sich mir diese Chance bietet, werde ich sie nicht vergeuden. Ich packe zu und nehme alles, was ich kriegen kann.«
»Ich dachte, du hättest gesagt, selbst wenn du dir Ivanov vom Hals schaffst, würde dieser Sorbacov jemand anderen auf dich ansetzen.«
Er nickte. »Ich werde dich nicht belügen. Sorbacov wird ganz bestimmt einen anderen Eliminator schicken, aber mein Bruder lebt auch hier. Und wir werden vorbereitet sein. Glaube mir, meine Süße, wenn wir zu zweit hier sind, dann sind wir ziemlich sicher.«
Etwas in seiner Stimme ließ sie erschauern. Er nahm eines der kleinen Stücke Draht in die Hand, dessen Aquamarinblau ihn reizte, und ohne nachzudenken begann er ihn zu weicheren Kurven zu verbiegen. Sie sah ihm dabei zu und konnte den Blick nicht von der Intensität abwenden, die sich auf seinem Gesicht ausdrückte. Wenn er sich auf sie konzentrierte, wurde ihr dieselbe andächtige Aufmerksamkeit zuteil, und doch wusste sie, dass er jede kleinste Bewegung des Hauses und insbesondere ihre Gegenwart bewusst wahrnahm. Sie setzte sich ihm am Tisch gegenüber und beschäftigte sich mit dem Kaleidoskop, das sie für Jonas Harringtons Frau anfertigte, damit sie sich während der Wehen darauf konzentrieren konnte.
»Schau zwischendurch immer wieder mit dem Spiegelprisma in die Kammer«, ermutigte sie ihn, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. »Und gib nicht der Versuchung nach, zu viel hineinzupacken. Die Objekte müssen sich ungehindert in der Flüssigkeit bewegen können.«
Sie kannte jeden Gegenstand, den er in die Hand nahm und auch wieder weglegte, nachdem er ihn eingehend gemustert hatte. In einem kleinen Bereich des Tisches legte er eine Sammlung von Drähten, Amuletten und Edelsteinen an. Sie ließ ihn die Behälter durchstöbern und alles durch das Spiegelprisma seiner Wahl betrachten. Seine Gesichtsmuskulatur lockerte sich und die Anspannung floss aus seinen Schultern. Er hatte jetzt etwas weniger von einem Tiger im Käfig und dafür mehr von einem zufriedenen Tiger, der die Grenzen seines Reviers weiter steckt.
Sie versuchte, nicht zu oft hinzusehen, aber sie konnte unmöglich widerstehen. Er nahm etliche zweieinhalb Zentimeter lange Stücke von einem sehr feinen schwarzen Draht. Etwa ein Dutzend dieser Stücke, wenn nicht mehr, drehte er an einem Ende zusammen und breitete die Drähte sorgfältig aus. Er schien großen Wert darauf zu legen, die Drähte genau so zu biegen, wie er sie haben wollte, was hieß, dass dieses spezielle Objekt ihm etwas bedeutete.
Auf den ersten Blick schien es sich bei den Gegenständen, die er unter den silbernen Amuletten auswählte, um Ackerbaugeräte zu handeln, doch sie erkannte, dass jedes einem zweifachen Zweck diente. Wie die sich verändernden Farben in dem dichroitischen Glas konnte man auch die Gebrauchsgegenstände, die er auswählte, aus verschiedenen Blickwinkeln ansehen. Sie waren entweder todbringende Waffen oder aber dienten dazu, den Ackerboden zu bestellen.
Judith deaktivierte die Alarmanlage, die sie ohnehin für völlig
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