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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Fähigkeit verlassen, die Aura von Menschen zu deuten. Somit bin ich auf meine eigene Wahrheit angewiesen. Wirst du es tun? Das Kaleidoskop herstellen? Du musst dir deiner Sache ganz sicher sein, Thomas, denn du wirst es nicht schaffen, dich vor mir zu verbergen«, warnte sie ihn.
    Er hatte sich niemals jemandem gegenüber geöffnet, aber wenn er das Kaleidoskop selbst anfertigte, würde sie in sein Inneres blicken – ebenso wie er in ihr Inneres geblickt hatte, als er in ihr finsteres Kaleidoskop geschaut hatte. Sie gab ihm diese eine Chance. Er wusste, dass er für sie mit geschlossenen Augen den Schritt von der Klippe machen würde. Er hielt ihr seine Hand hin und nickte.

15.
    D u kannst dich an meinen Arbeitsplatz setzen, auf meinen Stuhl, und ich werde Behälter mit Perlen, Amuletten und Glücksbringern, Draht, Glas und Edelsteinen vor dich hinstellen, aus denen du wählen kannst. Du wirst mit einem Spiegelprisma beginnen müssen«, erklärte Judith. »Das hier ist ein Fünfkantsystem, ein Standardmuster. Das hier ist eines, das ich gern benutze, ein Sechskant. Dieses hier ist ein Siebenkant. Ein Siebenkantprisma erschafft ein komplexeres Mandala. Ein Mandala ist das Bild, das entsteht, wenn du durch das Spiegelprisma in die Kammer schaust.«
    Ihr Studio wirkte beruhigend auf sie, ein vertrauter Ort, an dem sie Stunden des Glücks verbrachte, wenn sie Kaleidoskope anfertigte und wusste, dass Menschen in anderen Ländern, Menschen, die sie nicht kannte, Blicke in die Welt werfen würden, die sie erschuf, und aus ihrer Arbeit Trost oder Freude schöpfen würden.
    Judith behielt Stefan im Auge, als sie Behälter mit Amuletten und Glasperlen herauszog, sie beliebig aufstellte und die leuchtend bunten Edelsteine und Drähte, aus denen er wählen konnte, dazustellte. Stefan sah sich jedes der Spiegelprismen sorgfältig an, musterte sie unter jedem Blickwinkel und studierte sie so eingehend, als prägte er sich jedes ins Gedächtnis ein – und vielleicht tat er das ja auch.
    Stefan war ein hochintelligenter Mann, daran bestand für sie kein Zweifel, und er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, Menschen zu durchschauen und ihnen das zu geben, was sie wollten, um seine eigenen Ziele zu verfolgen. Er könnte versuchen, Dinge auszuwählen, von denen er glaubte, sie würde sie gutheißen, aber angesichts einer so großen Auswahl würde am Ende doch seine wahre Natur enthüllt werden, ob er es wollte oder nicht.
    Ihr Herz pochte heftig und sie schmeckte Furcht in ihrem Mund. Sie köderte einen Tiger und das konnte sehr schnell in hohem Maß schiefgehen. Ihre Welt würde zusammenbrechen, wenn er all die falschen Dinge wählte, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als es zu riskieren. Sie wollte diesen Mann. Sie wollte diese Frau sein, für die er lebte, diejenige, um die herum er sein Leben aufbaute. Sie wollte zu ihm gehören. Erst hatte ihr Element ihn auserkoren und dann ihr Körper, lange bevor sie Gelegenheit gehabt hatte klar zu denken. Sie war schon jetzt im freien Fall und es lag an ihm, ob er sie auffing oder nicht.
    Stefan musterte die Spiegelprismen. Ihn faszinierte die Idee, sein eigenes Kaleidoskop zu bauen. Bis er in das eine in Judiths finsterem Studio geblickt hatte, hatte er nie wirklich in Betracht gezogen, was mit einem Kaleidoskop alles möglich war. Die meisten Menschen sahen sie als Kinderspielzeuge an und auch er war diesem Irrtum aufgesessen. Selbst als sie ihm gesagt hatte, mit Kaleidoskopen könnte man den Blutdruck senken und Frauen bei der Geburt unterstützen oder Autisten helfen, war ihm noch nicht klar gewesen, was sich damit erreichen ließ. Als er jedoch in ihrem düsteren Studio in Judiths Kaleidoskop geschaut hatte, war ihm klar geworden, dass er in ihre Seele blickte.
    Er betrachtete die Amulette, Perlen, den Draht und die Edelsteine vor sich auf dem langen Tisch und wusste, dass die Auswahl, die er traf, Judith eben diesen Einblick in ihn selbst gewähren würde. Wenn er sich auf dieses Vorhaben einließ, lief es im Grunde genommen darauf hinaus, dass er sein wahres Ich vor ihr entblößte. Tausende von Wahlmöglichkeiten lagen vor ihm ausgebreitet. Diese winzigen Teilchen aus Metall und Edelsteinen würden Judith allen Grund dazu geben, vor ihm davonzulaufen, doch er weigerte sich zu mogeln. Entweder sie liebte ihn so, wie er war, zerbrochen und verbogen wie das Metall, oder sie würden ohnehin keine Chance haben.
    Das Siebenkantprisma sprach ihn an. Er warf einen Blick auf sie,

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