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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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hatte sie jedoch nicht zugegeben. Sie wusste, dass auch ihre Schwestern sich für die gewaltsamen Tode in ihren Familien verantwortlich fühlten, aber in Wirklichkeit sah es so aus, dass sie, im Gegensatz zu den anderen, tatsächlich dafür verantwortlich war.
    Bisher hatte es keinen einzigen Menschen gegeben, der das wusste. Thomas hatte sich nicht von ihr abgewandt und ihm war auch nichts zugestoßen, als sie wieder einmal die Kontrolle über ihre Gefühle verloren hatte. Das Wissen, dass sie mit ihm reden konnte, ohne diesen Teil ihrer selbst vor ihm zu verbergen, brachte eine ganz erstaunliche Freiheit mit sich. Sie brauchte ihn nicht zu belügen. Er wusste das Schlimmste über sie und er stand immer noch da und sah sie mit dieser ungemein gefährlichen und unwiderstehlichen Gier an.
    Sie würde sich in diesem Mann verlieren. Wenn sie ihn näher an sich heranließ, wenn sie ihm noch einen Zentimeter mehr Platz in ihrem Leben einräumte, würde er ihre Welt werden. Es gab keinen anderen für sie und sie war der uralten Verlockung sexueller Anziehungskraft erlegen. Da er jetzt das Schlimmste über sie wusste und geblieben war, befürchtete sie, sie seien beide mit keinem Mittel mehr zu retten. Er mochte zwar glauben, er könnte einen Mann leiden lassen, ehe er ihn tötete, aber in Wahrheit war das, was er im Dienste seines Landes getan hatte, eine vollkommen andere Situation. Sie könnte niemals etwas so Schreckliches von ihm verlangen und sie bezweifelte, dass er dazu in der Lage sein würde, wenn es darauf ankam. Es lief der menschlichen Natur zuwider.
    Stefan behielt Judith sorgsam im Auge. Er hatte viel Erfahrung damit, Körpersprache zu deuten. Er hatte eine harte Schule durchlaufen und kannte jede Nuance des menschlichen Ausdrucks. Sie versuchte gerade, eine würdevolle Rückzugsmöglichkeit zu finden. Sie akzeptierte, dass er glaubte, ihre Rachegelüste verstehen zu können, aber er würde ein solches Vorhaben niemals zu Ende führen. Bestimmte Verhörtechniken wurden von manchen Menschen oft als Folter bezeichnet. Judith wäre gewiss dieser Meinung gewesen. Auch das hatte er beim Durchlaufen einer harten Schule gelernt. Er wusste alles über Verhöre und die Folgen, wenn man die erforderliche Information nicht bekam.
    Sie erwartete nichts von ihm, was er nicht ohnehin sein Leben lang getan hatte, doch er war sicher, dass sie ihr Vorhaben niemals wirklich ausführen würde. Sie könnte fähig sein, Jean-Claude rasch und sauber zu töten, aber selbst das nur, wenn sie in dem Moment nicht klar denken konnte. Judith war unfähig, jemanden zu foltern. Sie mochte zwar davon träumen, es vielleicht sogar planen, aber sie war vollkommen frei von Killerinstinkten.
    »Du wirst nicht vor mir fortlaufen, Judith«, sagte er und meinte es ernst. Er war teilweise aus den Schatten herausgekommen und hatte etwas Unglaubliches im Visier. »Ich weiß, dass du dich fürchtest, mein Engel, aber wir können das hinkriegen. Lassen wir uns Zeit. Zeig mir dein Haus. Lass uns das Mittagessen rausholen, das ich für uns hergerichtet habe. Wir kommen ein anderes Mal darauf zurück.«
    Sein Daumen strich über ihren Puls, fühlte ihn in die Höhe schnellen und dann wieder regelmäßiger schlagen. Sie blickte blinzelnd zu ihm auf, ehe ein Teil der Anspannung von ihr abfiel. Ihre Zunge berührte ihre Unterlippe und nahm seine vollständige Aufmerksamkeit gefangen.
    »Du hast mich in drei verschiedenen Sprachen ›mein gefallener Engel‹ genannt.«
    Er grinste sie an. »Ich wollte ein bisschen angeben.«
    Das stimmte, aber noch entscheidender war, dass er ihr einen Kosenamen in seiner eigenen Sprache geben wollte und es besser war, sie von der Fährte abzubringen, indem er nicht nur Russisch, sondern mehrere Sprachen benutzte. Wieder einmal stellte er fest, dass er es verabscheute, sie zu belügen. Es erschien ihm sogar falsch, sie irrezuführen. Sie hatte alles für ihn aufs Spiel gesetzt, und doch konnte er sich nicht dafür erkenntlich zeigen. Wenn er ihr gestand, dass er Levs Bruder war, brächte er sie damit in eine schreckliche Lage. Eines wusste er mit Sicherheit über Judith: Sie war extrem loyal und sie würde leugnen, Lev zu kennen, und ihn bis zum letzten Atemzug beschützen. Und genau darauf würde sich sein Bruder verlassen.
    Judith würde gezwungen sein, ihn zu belügen, und noch schlimmer war, dass sie Verdacht schöpfen würde, er sei ein russischer Agent, der geschickt worden war, um Lev zu töten. Zweifellos hatte sein

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