Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
oft lange Zeit allein und ein Hund gäbe einen guten Gefährten für sie ab.«
»Ist dein Sicherheitssystem neu?« Er deutete auf die Eingabetastatur direkt neben der Flurtür. »Du benutzt es ja gar nicht.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Levi wollte, dass in jedem unserer Häuser ein Sicherheitssystem installiert wird, und daher haben wir sie eingebaut, aber es ist so lästig.« Sie ging ihm auf der breiten, geschwungenen Treppe in das untere Stockwerk voraus.
»Lästig?«, soufflierte er ihr. »Judith, Sicherheitssysteme sind nicht lästig. Sie sind zu eurem Schutz installiert worden. Jedes eurer Häuser ist ein gutes Stück von den anderen entfernt. Im Grunde genommen bist du eine Frau, die ganz allein hier draußen lebt.«
Sie verdrehte die Augen. »Jetzt klingst du wie Levi. Ich gehe nun mal gern mitten in der Nacht auf meinen Balkon. Manchmal sitze ich auch im Garten, oder wenn ich lange aufbleibe, weil ich male, ab und zu die ganze Nacht, lasse ich die Glastüren offen. Meine Schwestern schneien auch ständig unangemeldet bei mir rein. Ich mag das. Wir gehen alle beieinander ein und aus. Wenn wir das Sicherheitssystem einschalten würden, gäbe es ständig Alarm.«
»Das finde ich problematisch, Judith. Dir muss anscheinend erst ein Minimum an Selbsterhaltungstrieb eingebläut werden. Daran scheint es euch übrigens allen zu fehlen.«
»Ich werde dich niemals mit Levi bekannt machen. Er hat uns alle dazu gebracht, Selbstverteidigung, den Umgang mit Waffen und sogar das Schießen zu lernen. Wenn ihr beide euch jemals zusammentätet, wäre das keine Farm mehr, sondern ein bewaffnetes Lager.« Sie stieß die Tür zu einem riesigen Raum auf, trat mit einem stolzen Lächeln zurück und bedeutete ihm einzutreten.
Judiths Studio war riesengroß und lichtdurchflutet. Die Außenwand bestand aus dickem Glas und die breiten Glastüren in der Wand zum Garten mit seinem Wildwuchs und den leuchtend bunten Farben luden dazu ein hinauszugehen. Leuchtstoffröhren an der Decke verströmten ihr Licht auf die Reihen von Glasperlen und Edelsteinen, Glas und Draht, Amuletten und Glücksbringern. Dieser Raum war von echter Freude erfüllt und in der chaotischen, farbenfrohen Kreativität, die in jeder Ecke des Raumes aus Behältern quoll, spiegelte sich Glück wider.
Die weißen Wände und die Leuchtkörper, die Glaswand und die breiten Glastüren sorgten für viel Helligkeit. Judith hatte Bilder von ihren Lieblingsmandalas aufgehängt – Bilder, die sich durch die Spiegel und die Objekte in den Kammern der Kaleidoskope in Mustern wiederholten. Er betrachtete sie eingehend, da er wusste, dass dieser Raum und diese Bilder einen der Schlüssel zu Judiths Charakter enthielten. Hier erschuf sie Schönheit. Frieden. Das war der Ort, an dem die Künstlerin ihre Seele in ihre Kreationen einfließen ließ.
Er sah sich um und nahm jedes Detail zur Kenntnis. Hier lebte Judith wirklich, nicht oben in ihrer schönen, behaglichen Wohnung. Hier, in diesem fröhlichen Chaos, fand ihre Seele Frieden. Er konnte sie beinah lachen hören, unbeschwert und zuversichtlich. Dieser Raum verkörperte Judith mehr als jeder andere Raum, den er im Haus gesehen hatte.
»Hier an dieser Wand werden die Spiegel geschnitten«, erklärte Judith und deutete auf die Rückwand, an der auf einem großen quadratischen Tisch ein Apparat stand, wie er noch nie zuvor einen gesehen hatte. »Ich brauche jedes Mal perfekte Schnitte und gerade Linien. Dieses Gerät erlaubt es mir, die Spiegelkante mit dieser beweglichen Stange, die die Schneideklinge führt, an der Eisenstange anzubringen.«
»Das sieht nicht ganz ungefährlich aus.«
Sie grinste. »Du hättest mich sehen sollen, als das Ding neu war.«
Die Vorstellung, dass ihr etwas Schmerz zufügte, setzte ihm auf einer Ebene zu, die er nicht verstehen konnte. Stefan war nicht klar gewesen, dass er überhaupt noch Beschützerinstinkte besaß, doch Judith schien sie alle aus ihm herauszuholen.
Er warf einen Blick auf den zweiten Tisch an derselben Wand. Klingen, Leimpistolen, Schneidemesser und spezielle Klebebänder lagen dort fröhlich durcheinander. »Wenigstens bist du hier gut bewaffnet, wenn du deine Alarmanlage schon nicht einschaltest. Ich möchte jedenfalls nicht der Eindringling sein, den du in diesem Raum erwischst.«
Judith lachte wieder und deutete auf die zweite Innenwand. »Das ist mein Arbeitsplatz für die Lampenarbeit und zum Perlenwickeln, wo ich farbige Glasstäbe drehe und forme, ehe sie in
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