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Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)

Titel: Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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aus und reichte sie ihr. »Ich finde, das klingt gut.«
    Er sorgte dafür, dass Judith den unbehaglichen Moment, als sie im Flur vor der abgeschlossenen Tür gestanden hatten, vollständig vergaß. Er brachte sie zum Lachen, küsste sie immer wieder und sprach mit ihr über die Anfertigung von Kaleidoskopen, ein Thema, an dem er sein Interesse nicht heucheln musste. Der Nachmittag zerrann und als sie einen Blick auf ihre Armbanduhr warf, verstand er den Wink und stand auf, um zu gehen.
    Ein Auge fürs Detail, wenn nicht gar pedantische Detailbesessenheit, war die geheime Formel, die Männer wie Stefan Prakenskij am Leben erhielt. Er nahm seine Umgebung in jedem Moment bis ins kleinste Detail wahr. Die Nummernschilder von Fahrzeugen, ihre Marken und Modelle, Tiere und Fußspuren, ob Rollläden vor Fenstern hochgezogen oder heruntergelassen waren – jede kleinste Einzelheit war von Bedeutung und konnte ihm das Leben retten. Er hatte diese Dinge in einer harten Schule gelernt, wo ihm ein kleiner Patzer Schläge eintrug, die bewirkten, dass er nur noch kriechen konnte; oder sie hatten ihn bei Schnee und Eis in der Kälte ausgesperrt, bis er kein Gefühl mehr im Körper hatte.
    Diese Jahre des Trainings, in denen er starke Schmerzen ertragen und trotzdem durchgehalten hatte, hatten ihn gelehrt, seinen Auftrag ungeachtet aller Entbehrungen und Beschwerden auszuführen und selbst dann weiterzumachen, wenn sein Körper und sein Gehirn protestierten und ihn nur noch seine Willenskraft antrieb. Jetzt war Judith Henderson zu seiner Mission geworden. Er würde sein Ziel erreichen. Er erhob Ansprüche auf sie und niemand – niemand – würde ihn aufhalten. Stefan machte keine halben Sachen; er ging immer aufs Ganze – Leben oder Tod. Für ihn war Judith das Leben und alles andere war der Tod.
    Stefan lenkte sein Fahrzeug durch das Tor und die Vögel folgten ihm immer noch auf Schritt und Tritt. Die Torflügel schlossen sich automatisch hinter ihm. Er fuhr, von Wäldern umgeben, in Richtung Schnellstraße, bis er mehrere Kurven durchfahren hatte und wusste, dass sein Wagen längst aus der Sicht- und der Hörweite verschwunden war, falls ihn jemand von der Farm aus beobachten sollte. Dann bog er von der Straße ab, fuhr in den dichten Wald hinein und parkte im Schutz von Bäumen. Er brauchte nur wenige Minuten, um seine Kleider und Schuhe zu wechseln und anschließend Waffen und Werkzeuge an seinem Körper zu verbergen. Heute Nacht hatte er zwei Besuche zu machen. Der erste Besuch galt Judiths abgeschlossenem Studio, der zweite seinem Bruder. Bis dahin würde er schlafen. Er hatte gelernt, überall und jederzeit zu schlafen, selbst wenn es nur für ein paar kurze Minuten war.

10.
    E in einziges Geräusch weckte Stefan. Er riss die Augen auf, seine Sinne schwärmten aus und eine Hand tastete nach dem vertrauten Kolben seiner Glock. Um ihn herum war es dunkel im Wald. Über seinem Kopf hatten sich Wolken gebildet und eine dunkle Hügellandschaft am Himmel erschaffen. Fledermäuse waren jetzt die uneingeschränkten Herrscher und schossen bei der Jagd auf Insekten in alle Richtungen. Links von ihm streifte etwas Schweres ein einziges Mal Zweige. Sowie er den Leihwagen abgeholt und, wie immer, bar dafür bezahlt hatte, hatte er die Innenbeleuchtung ausgebaut. Er schlüpfte aus dem Fahrzeug, ohne die Tür ganz zu schließen, und kauerte sich hin, während er den Schalldämpfer auf seine Waffe steckte.
    Stefan schlich langsam über den unebenen Untergrund und sicherte sich vor jedem Schritt mit dem Fußballen ab, dass er nicht auf frisch abgebrochene Zweige oder Äste trat. Der Waldboden war mit einer dichten Schicht von Kiefernnadeln, Laub, Moos und anderem Bewuchs bedeckt und seine Füße sanken tief in die eng miteinander verwobene Masse ein. Er hielt sich dicht über dem Boden, bewegte sich nach rechts, schlug einen Bogen und versuchte auf der windabgewandten Seite von allem zu bleiben, was sich in den dicht beieinanderstehenden Bäumen verbergen könnte.
    Eine Eule schrie und eine andere Eule antwortete. Das Echo lag eine winzige Spur daneben. Stefan ließ die Waffe wieder in ihr Halfter gleiten und das Messer in seiner Hand verschwinden.
    Ich weiß, dass du dich irgendwo dort draußen rumtreibst und Jagd auf mich machst.
    Die Stimme seines Bruders ertönte in seinem Kopf. Das war schlau. Er verriet seinen Standort nicht. Stefan blieb stumm. Er hatte Lev nur ein einziges Mal gesehen, seit sie als Kinder voneinander getrennt

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