Hüterin der Seele -: Sea Haven 2 (German Edition)
einen kompletten Überblick über den Grundriss des Hauses und die exakten Gegebenheiten verschaffen. Die Fenster erschwerten es zwar, für ihre Sicherheit zu sorgen, doch ihre Gärten schirmten sie ab und boten ihr, zumindest um diese Jahreszeit, einen dichten Sichtschutz.
Sie lächelte erfreut. »Zum Malen ist eine Menge Licht erforderlich. Ich bin aber nicht nur Malerin, sondern auch Restauratorin. Für beides braucht man viel Licht, ebenso wie für die Anfertigung von Kaleidoskopen. Ich bin gern von Farben umgeben, und meine Gärten sind alle sehr unterschiedlich. Ich mische die Blumen mit höheren Gräsern und Sträuchern, weil das dazu beiträgt, mir ein Gefühl von Sicherheit zu geben.«
Er legte seinen Arm um ihre Taille und beugte sich hinunter, um sie zu küssen. Falls er von ihrer Seite aus das kleinste Zögern wahrnahm, ignorierte er es. Er würde sie sehr oft küssen, denn er hätte sie, ehrlich gesagt, immer und ewig küssen können.
»Lass uns zusehen, dass du etwas zu essen bekommst, Judith. Du kannst auf dem Weg die Türen aufmachen, an denen wir vorbeikommen, und mich einen schnellen Blick in die Räume werfen lassen. Die komplette Führung verschieben wir auf ein anderes Mal.«
Sie schlang ihm die Arme um den Hals und zog ihn an sich. »Ich kann kaum glauben, dass ich dich nicht schon mein Leben lang gekannt habe. Alles fühlt sich brandneu an und doch so behaglich und vertraut. Es ist schon ein wenig beängstigend, wie richtig es mir vorkommt, mit dir zusammen zu sein.«
Hinter ihrem Rücken hob Stefan seine Hand, um seine Faust zu inspizieren, die von der Ausbildung und von Kämpfen vernarbt und schwielig war. Ein Teil von ihm konnte es immer noch nicht fassen, wie lebendig er sich plötzlich fühlte und dass er tatsächlich ein Leben in diesem Haus mit dieser Frau in Betracht zog – ein kühner Traum. Eine Frau wie Judith hatte er nicht verdient. Aber er würde bis zu seinem letzten Atemzug um sie kämpfen und alles tun, was nötig war, um sie glücklich zu machen.
»Ich weiß, dass es dir so vorkommen muss, als hätte plötzlich der Teufel vor deiner Tür gestanden, und vielleicht ist es ja auch so. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass wir füreinander geschaffen sind, Judith.«
Sie drückte ihm Küsse auf die Kinnpartie und trat dann zurück. »Komm schon, bevor wir wieder von vorn anfangen.«
»Von mir aus können wir das gern tun.«
Sie lachte. »Von mir aus auch, aber leider musste ich Airiana bitten, an meiner Stelle in meinem Laden zu arbeiten, und sie hat selbst noch etwas zu tun. Das heißt, wenn wir essen wollen, müssen wir es jetzt tun, und ich bin wirklich ausgehungert. Außerdem«, sagte sie und sandte ihm ein weiteres schelmisches Lächeln, »will ich sehen, wie gut du in Wirklichkeit kochen kannst.«
Stefan ließ sich von ihr an der Hand nehmen und zur Tür führen. Er atmete tief ein und sog die Gerüche von ihnen beiden in sich auf, die sich miteinander verbunden hatten. Jetzt roch die Werkstatt nach ihnen beiden, nach Sünde und Sex. Er war die Sünde und sie war der Sex. Er lächelte in sich hinein, als er ihr zur Tür hinaus und in den Flur folgte. Direkt gegenüber von der Werkstatt, in der sie die Kaleidoskope anfertigte, befand sich eine weitere Tür. Sie stieß sie auf und trat zurück.
»Dieses kleinere Schlafzimmer hier unten habe ich nur für den Fall, dass ich die ganze Nacht aufbleibe, was häufig vorkommt, und dann mache ich einfach hier unten ein Nickerchen.«
»Ein weiteres Schlafzimmer, das wir erkunden können«, murmelte er beifällig und wurde mit Gelächter belohnt.
Bei dem Raum neben dem Schlafzimmer handelte es sich um ein weiteres Bad, diesmal nur mit Toilette und Dusche, doch es war sehr geräumig. Allmählich wurde ihm klar, dass Judith Platz um sich herum brauchte und eigentlich keine geschlossenen Räume mochte. Sie machte auch diese Tür wieder zu und ging zur nächsten Tür, die viel weiter hinten vom Flur abging, auf derselben Seite wie die Kaleidoskopwerkstatt.
»Hier male ich, aber hier gehe ich auch meiner Arbeit als Restauratorin und Konservatorin nach.«
Stefan trat ein, ehe sie die Tür wieder schließen konnte. Auch in diesem Raum war Judith so deutlich vorhanden, dass er sie fühlen konnte. Dieses Studio war total durchorganisiert, ein starker Kontrast zu dem fröhlichen Chaos der angrenzenden Werkstatt. Auch hier führten zweiflügelige Glastüren in einen Garten hinaus und eine lange Fensterreihe ließ den Sonnenschein
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