Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
besser als sie ins Chaos zu stürzen. Wenn Herrscher wie Isobel es zu schlimm treiben, werden sie in andere Sphären versetzt. Dafür solltest du das Amulett finden. Mit dem könntest du sie in ein anderes Gefängnis schicken. Das würde die Leute hier erlösen.“ Sie wich seinem Blick aus und murmelte: „Und wenn ich es nicht schaffe?“ „Das wirst du, wenn es an der Zeit ist. Ich werde dir dabei helfen. Iß jetzt deinen Eintopf und ruh dich aus. Bei Anbruch der Nacht reisen wir weiter.“
8.Kapitel
Nach der kargen Mahlzeit war Darios wieder verschwunden und erst bei Anbruch der Nacht zurückgekehrt. Sie vermutete, dass er anderswo geschlafen hatte, denn er hatte sehr agil gewirkt. Sie selbst fühlte sich wie durch einen Fleischwolf gedreht. Auf dem harten Bett, die Angst vor Entdeckung im Kopf hatte sie mehr gedöst als geschlafen. Er hatte ihr ein Bündel Kleidung gebracht und sie angewiesen, sobald sie fertig war, nach draußen zu kommen.
Das Bündel bestand aus einer Hose, einer Kappe und einer Jacke, die kaum weicher waren als die grobe Bettdecke. Zum Glück bestand wenigstens das Hemd aus Leinen, damit und mit ihrer eigene Unterwäsche würde sie die Reise wohl überstehen, ohne sich die Haut abzureiben. Hochachtung für die Menschen hier, stieg in ihr auf, die mussten immerhin ständig mit all dem zurechtkommen.
Ihre eigenen Sachen rollte sie zu einem Bündel zusammen, nur die Schuhe zog sie wieder an, denn die anderen waren ihr hoffnungslos zu groß gewesen. Zögernd öffnete sie die Tür, im Vorraum stand ihre Gastgeberin und musterte sie unsicher. Cassandra räusperte sich, trat zu ihr und sagte ernst: „Ich danke ihnen für ihre Gastfreundschaft. Ich hoffe ich kann mich irgendwann dafür erkenntlich zeigen.“ Bei Cassandras Worten kam Leben in das müde Gesicht der Frau, sie antwortete hart: „Schickt Isobel zur Hölle, das ist aller Dank den ich mir wünsche Hüterin.“ Dabei funkelten ihre Augen vor Hass. Ein kalter Schauer rann über Cassandras Rücken. Sie nickte ihr nur noch hastig zu und ging nach draußen.
Es war inzwischen stockdunkel, da es keine Straßenbeleuchtung gab. Darios saß auf einem Pferd und hielt ein weiteres am Zügel. „Ich hoffe du kannst reiten.“ „Ein wenig.“ Langsam dämmerte ihr, warum ihre Tante damals beim Reitunterricht gemeint hatte, sie würde ihn vielleicht gebrauchen können. Sie hatte zwar seit Jahren nicht mehr im Sattel gesessen, aber hoffentlich war es wie Fahrrad fahren und man verlernte es nicht. Sie zog sich in den Sattel und fasste nach den Zügeln. Er nickte ihr zufrieden zu. Sie fragte unsicher: „Wie sollen wir in der Dunkelheit unseren Weg finden? Man sieht ja kaum die Hand vor Augen.“ Er griff in den Beutel an seiner Satteltasche und zog etwas heraus. Sie kniff die Augen zusammen, um es zu erkennen, aber es war zu dunkel. Er murmelte: „Lumen.“ Das Etwas in seiner Hand begann sanft zu leuchten. Sie weitete überrascht die Augen, er hielt zwei Steine in der Hand, die nun in einem warmen gelben Licht schimmerten. Nicht gerade wie ein Scheinwerfer, aber hell genug um die nähere Umgebung zu beleuchten. Er gab ihr einen und ritt los.
Trotz der Steine war der Ritt mühsam, sie brauchte all ihre Konzentration, um ihr Pferd sicher durch die engen Gassen zu führen. Nachdem sie die Stadt verlassen hatten, wurde es etwas leichter. Ein verstohlener Blick auf ihre Armbanduhr, die sie auch nicht abgelegt hatte, verriet ihr, dass sie schon einige Stunden unterwegs waren, inzwischen dämmerte es schon ein wenig. Sie fragte besorgt: „Es wird bald hell, ist es nicht zu gefährlich weiterzureiten?“ „Nein, wir sind schon einen halben Tagesritt von der Stadt entfernt, so weit weg werden sie nicht nach dir suchen. Sie werden erwarten, dass du versuchst, über den Platz, in deine Welt zurückzukommen.“ Ihr Blick glitt zweifelnd über ihre Umgebung. Rund um sie waren, Felder, Wiesen und einige vereinzelte Gebäude. Sie waren etwas größer als die Stadthäuser, sie tippte auf Bauernhöfe. „Wir fallen bestimmt auf“, stellte sie fest. Er sah über seine Schulter zu ihr zurück, musterte sie belustigt und fragte lächelnd: „Wie kommst du darauf?“ Sie biss die Zähne hart aufeinander und erinnerte sich daran, wie sehr sie auf ihn angewiesen war. Statt ihn anzufauchen, erwiderte sie ironisch: „Nun ich glaube zwei Reiter wären schon auffällig genug, aber du siehst nicht eben wie die Leute hier aus.“ „Du auch nicht“, schmunzelte er.
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