Hüterin des Schicksals - Rätselhafter Fremder (German Edition)
„Die Verkleidung hast du besorgt, schon vergessen?“ Er lachte samtig auf, ein Laut, der trotz der gefährlichen Lage, einen heißen Schauer durch ihren Körper schickte. Er stoppte sein Pferd und wartete, bis sie an seiner Seite war, dann wandte er sich ihr zu, musterte sie intensiv, bis sie nervös wurde, und schnurrte dann: „Die Verkleidung ist gut. Aber selbst mit der besten Verkleidung würde eine Schönheit wie du, nicht als eine dieser Bauersfrauen durchgehen.“ Sie protestierte: „Ich bin keine Schönheit.“ „Nicht?“, fragte er gedehnt, griff zu ihr rüber und zog ihr die Kappe vom Kopf. „He lass das“, schimpfte sie. Ohne ihren Protest zu beachten, griff er in ihr Haar und ließ sich eine ihrer schulterlangen gelockten Strähnen durch die Finger gleiten, „wie Seide“, seufzte er genüsslich. Sie fuhr so hastig zurück, dass ihr Pferd tänzelte. Mit einem routinierten Griff in die Zügel brachte er es wieder zum Stehen. Aber er ließ die Zügel nicht los, sondern nützte sie, um sich näher zu ihr zu beugen und ihr ins Ohr zu flüstern: „Und erst deine weiche, makellose Haut, keine dieser armen bedauernswerten Frauen ist auch nur im Entferntesten so begehrenswert wie du.“ Sie hätte ihn von dem verdammten Pferd schubsen sollen, aber sie war wie gebannt. Sein warmer Atem an ihrem Ohr, die Nähe seines schlanken harten Körpers, ohne es zu wollen, wurde ihr Atem schneller. Er beugte sich noch etwas näher und hauchte einen Kuss auf die empfindliche Stelle hinter ihrem Ohr. Verlangen durchfuhr sie wie ein Schlag, sie keuchte auf, er flüsterte heiser: „Ich will dich.“ Das reichte, sie riss an dem Zügel und stieß ihn gleichzeitig vor die Brust. Sie fauchte: „Behalt deine Finger bei dir.“ Er war zwar gehorsam zurückgewichen, lächelte sie aber sinnlich an und erwiderte: „Ich sage nur, wie ich es sehe. Oder würdest du eine Lüge vorziehen?“ „Du bist unmöglich. Wie kannst du jetzt nur an Sex denken?“ „Du denkst doch auch daran“, lachte er. Röte schoss ihr in die Wangen, „ich mache so etwas nicht“, wehrte sie ab. Sein Lächeln vertiefte sich noch, als er fragte: „Was machst du nicht? Sex mit einem Mann haben, der dir gefällt?“ „Woher willst du überhaupt wissen, ob du mir gefällst?“, schleuderte sie ihm entgegen. „Also findest du mich hässlich?“, neckte er sie. „Das habe ich nicht gesagt.“ „Also findest du mich doch attraktiv.“ Ihr wurde langsam schwindlig, sie knurrte ihn an: „Du hast ja wohl einen Spiegel und weißt verdammt genau, wie gut du aussiehst. Aber das heißt nicht, dass ich deshalb mit dir ins Bett steige. Ich könnte ja auch verheiratet sein und fünf Kinder haben“, schnaubte sie. Sein makelloses Gesicht wurde schlagartig ernst, ebenso wie seine Stimme, als er erwiderte: „Es gibt keinen Mann in deinem Leben.“ Ihr klappte fast das Kinn nach unten, sie schnappte: „Woher willst du das wissen?“ Ein warmer Glanz trat in seine Augen, „du meine schöne Cassandra bist ein durch und durch anständiger Mensch. Ich wette Treue ist für dich kein leeres Wort. Falls es jemand geben sollte, dann hättest du nicht so auf meinen Kuss reagiert, wie du es getan hast.“ Sie hatte das Gefühl, er würde in sie hineinsehen, sie starrte ihn an wie ein Kaninchen die Schlange. Er seufzte wehmütig: „Es wäre viel einfacher für dich, wenn du aufhören würdest, dich gegen deine Gefühle zu wehren.“ Er streckte abermals die Hand nach ihr aus, aber diesmal zuckte sie rechtzeitig zurück. Sie keuchte: „In Ordnung, du hast eine Wirkung auf mich. Aber ich schlafe nicht einfach so mit jemand, da muss schon mehr als nur Verlangen im Spiel sein. Also bitte hör auf damit.“ Er zog seine Hand zurück und antwortete ernst: „Eine noble Gesinnung, aber du solltest deine Prioritäten möglicherweise überdenken.“ „Warum?“, fuhr sie ihn an. Er erwiderte sanft: „Weil das Leben einer Hüterin sehr einsam sein kann. Oder hältst du es für einen Zufall, dass weder deine Tante noch deine Großmutter verheiratet waren? Ich habe viele von deinen Vorgängerinnen getroffen, die wenigsten hatten eine längere Beziehung. Etwas wie das mit uns, könnte alles sein, was du haben kannst. Man lernt mit der Zeit, auch kleine Momente des Glücks zu schätzen.“ Seine Stimme war beim letzten Satz bitter geworden. Ihr Zorn verrauchte, sie fragte sanft: „Warum hast du denn keine Frau an deiner Seite?“ Er sah sie überrascht an, aber auch diesmal
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