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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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dass sie mit Martin zusammen war. Gut, eventuell eine Affäre, aber Irmi hatte im Gefühl, dass Martin sich darauf nicht eingelassen hätte. Man vögelte nicht mit Domestiken, hätte er gesagt.
    »Ja, das ist alles sehr tragisch«, murmelte Irmi. »Hatte Martin Maurer denn sonst keine Mitarbeiter? Einen Kompagnon vielleicht?«
    »Nein, er hatte Berater. Einen Bausachverständigen, zwei Architekten. Mein Mann hat sich ab und zu um die Finanzierungen gekümmert. Mit den Fachleuten bin ich auch in Kontakt. Aber die sind alle ebenso ratlos und betroffen. Können Sie mir denn auch nicht sagen, wie es jetzt weitergeht?«
    »Beim momentanen Stand der Ermittlungen leider nein. Aber Sie können mir helfen.« Irmi machte eine kurze Pause. »Was war das für ein Objekt in Garmisch?«
    »Moment!«
    Irmi hörte die Computertastatur klackern.
    »Eine Skihütte«, kam dann vom anderen Ende der Leitung. »Die Sache kam mir etwas merkwürdig vor. Herr Maurer hatte sonst größere Objekte, aber ich erinnere mich, wie er sagte: ›Das ist eine Goldgrube. Gute Courtage bei dem Preis!‹«
    Irmi rang nach Luft. »Und können Sie mir sagen, wer der Verkäufer war, Frau Römer?«
    Es war genau so, wie Irmi befürchtet hatte: Die Namen, die Anastasia Römer nannte, waren die der beiden Hüttenwirte. Dabei hatte Irmi sich doch ausführlich mit Franz Utschneider unterhalten. Warum hatte er ihr nichts von den Verkaufsabsichten erzählt?
    »Und der Interessent?«, erkundigte sich Irmi.
    »Es waren sogar gleich drei Interessenten: Alois Pirker, Titus Zwetkow und Xaver Fischer.«
    Und schon wieder hatte Irmi das Gefühl, als würde ihr Herz kurz aussetzen. Doch sie versuchte, nach außen gefasst zu bleiben, und fragte nach weiteren Details zu dem Skihüttendeal. Anastasia Römer jedoch konnte dazu nicht mehr sagen, weil Martin bei seiner Rückkehr nach Frankfurt mit neuen Informationen hatte aufwarten wollen.
    »Wann haben Sie denn zum letzten Mal mit ihm telefoniert?«, wollte Irmi wissen.
    »Er hatte mir Freitagmorgen wohl noch eine Mail geschickt, die ich aber erst am Montag geöffnet hatte, weil ich Freitag nicht im Büro war. Da rief dann auch schon der Kommissar aus dem Allgäu an. Martin Maurer war zu dem Zeitpunkt ja schon tot.«
    Sie unterdrückte ein Schluchzen, und Irmi wartete, bis sie sich geschnäuzt hatte. Dann bat sie Anastasia Römer darum, ihr die E-Mail zum Vorgang »Skihütte« weiterzuleiten.
    »Es wird doch auch eine Beerdigung geben, oder?«, erkundigte sich Maurers Assistentin. »Wo wird die denn stattfinden? Die muss doch jemand organisieren?«
    Irmi versprach, ihr die nötigen Informationen zukommen zu lassen, und legte auf.
    Wer würde Martin beerdigen? Letztlich war er sehr allein gewesen. Und es war genau das eingetreten, was alle prognostiziert hatten: dass einer wie Martin einmal ganz alleine dastünde. Die Tochter tot, die Gattin irr – wer kümmerte sich nun um Grab, Kränze, Sarg oder Urne?
    Irmi empfand weder Triumph noch Trauer. Sie fühlte gar nichts, nur eine grenzenlose Müdigkeit.

11
    Irmi holte sich einen neuen Kaffee, wie ferngesteuert wankte sie zur Maschine. Kam zurück, starrte auf die angenagte Käsesemmel. Der Appetit war ihr vergangen.
    Inzwischen war die weitergeleitete Mail von Anastasia Römer eingetroffen. Irmi öffnete sie.

    Liebe Frau Römer,
    wir werden wohl in der Sache von Bojan Novák in Mellau zum Abschluss kommen, Preis wie besprochen. Sie bereiten schon einmal alles vor?
    Wegen der Skihütte bin ich heute nochmals auf einem Ortstermin. Wie schon angedeutet, überbieten sich die Interessenten – uns kann das nur recht sein.
    Ich melde mich Montag, schönes Wochenende!
    Mit freundlichen Grüßen
    Martin Maurer

    Das klang neutral und gar nicht nach einem Mann, der vorhatte, sich umzubringen. Die E-Mail hatte einen Anhang, der sich auf den Verkauf der Skihütte bezog. Da waren die Namen noch einmal schwarz auf weiß: Alois Pirker, Titus Zwetkow, Xaver Fischer.
    Herr Pirker war augenscheinlich Österreicher mit einer Firmenadresse in Innsbruck, Pirker Mountainlodges. Titus Zwetkow wartete mit Büros in Moskau, Chur und Villach auf. Xaver Fischer hatte nur eine Adresse in Ohlstadt.
    Der Preis für die Hütte war für Irmis Begriffe atemberaubend. Was ihr noch viel mehr den Atem raubte, war die Tatsache, dass Franz Utschneider nicht nur die Verkaufsabsichten verschwiegen hatte, sondern auch, dass ausgerechnet Xaver Fischer zu den Interessenten gehört hatte.
    Irmi googelte erst mal Herrn

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