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Hüttengaudi

Hüttengaudi

Titel: Hüttengaudi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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Die anderen spürten ihre Präsenz, keiner sagte etwas, alle warteten.
    »Heute früh haben sich die Ereignisse etwas überschlagen. Ich fasse für Kathi, aber auch für uns andere zusammen: Xaver Fischer wird am Freitag am Hausberg durch eine Insulinspritze ermordet, am Samstag in aller Früh stirbt Martin Maurer ebenfalls durch eine Insulininjektion. Es kann Mord oder Selbstmord sein. Wir haben nach einer Verbindung gesucht, die haben wir jetzt.«
    Irmi berichtete kurz von ihrer juckenden Begegnung und davon, dass die beiden Männer ebenfalls mit dem Riesen-Bärenklau in Berührung gekommen waren.
    »Ihr werdet natürlich sagen, das genügt als Beweis noch nicht – also gut: neuer Schauplatz. Franz Utschneider wurde von Fischer wirklich gepiesackt, sommers wie winters, dennoch will er ihn nicht ermordet haben. Er hat uns eine Spur auf dem Silbertablett serviert: den Bruder Hans Fischer, der offensichtlich ganz andere Ansichten zum Thema Waldwirtschaft hat als Xaver. Der Bruder ist momentan der Letzte, der Xaver Fischer lebend gesehen hat. Er bestätigt aber, dass sich der Bruder Xaver mit einem unbekannten Mann am Berg treffen wollte. Dass dieser Mister Unbekannt tatsächlich Martin Maurer war, weiß ich seit eben. Er war Immobilienmakler, und Xaver Fischer wollte die Skihütte kaufen. Davon hat uns der Hüttenwirt allerdings kein Sterbenswörtchen erzählt! Und es gibt zwei weitere Interessenten. So weit die Fakten, ich hab euch einiges zusammengestellt. Überfliegt das mal eben.«
    Und während die anderen Kopien der Akte aus dem Allgäu lasen und die Mail von Anastasia Römer, warf Irmi eine kurze Skizze aufs Flipchart, in der sie die beiden Todesfälle stichpunktartig gegenüberstellte.
    »Puh!«, kam es von Kathi. »Das ist ja ein Ding!«
    »Allerdings. Ich bin offen für alle Hypothesen. Vorher aber noch die Frage an Andrea und Sailer: Was hat euer Besuch beim Gastroservice Maus ergeben?«
    »Franz Utschneider war einmal um elf da, um ein paar Bestellungen aufzugeben«, erklärte Andrea. »Das nächste Mal war er um vier da, da hat er einen Teil der Waren schon mitgenommen, den nächsten Schwung hat er Samstagmittag geholt.«
    »Okay, noch was?«, fragte Irmi.
    »Utschneider hat uns doch erzählt, dass niemand in seiner Familie Diabetes hat, oder?« Andrea klang etwas unsicher.
    »Ja, und?«
    »Das stimmt zwar, aber er hat ja auch ein großes Haus in Garmisch, wo er mit seiner Familie lebt. Da hat er nämlich eine Einliegerwohnung vermietet, und die Mieterin hat Diabetes.«
    Irmi sah Andrea verblüfft an. »Woher weißt du das denn?«
    »Eine Freundin von mir arbeitet bei seinem Hausarzt. Na ja, da hab ich mal nachgefragt, und ihr ist das so rausgerutscht. Weil doch die Mieterin den gleichen Arzt hat.«
    »Sauber! So viel zum Arztgeheimnis. Und natürlich genial!« Irmi lächelte Andrea an und fing dabei Kathis Blick auf. Pure Verachtung.
    »Und das Auto von Xaver Fischer?«, fragte sie schnell.
    »Des stand do, sogar offen. Des hat jetzt der Hase«, sagte Sailer, der seine Stimme wiedergefunden hatte.
    »Gut, dann stimmt immerhin die Geschichte des Bruders. Was den Wirt betrifft …«
    »… hätte der schon Zeit gehabt, Fischer zu ermorden«, ergänzte Andrea.
    »Wie ich das sehe, haben wir vier Verdächtige«, meinte Kathi. »Nummer eins: Franz Utschneider. Der bringt Xaver um, wird von Maurer gesehen, folgt ihm und bringt den Zeugen auch noch um.«
    Irmi nickte Kathi zu. »Und weiter?«
    »Nummer zwei: der Bruder. Find ich auch plausibel, weil die meisten Verbrechen ja Beziehungstaten sind. Wieder kommt Maurer dazu, gleiches Spiel. Oder drittens: Die beiden anderen Interessenten wollten den Mitbewerber aus dem Feld schlagen. Vielleicht war Fischer kurz vor dem Abschluss.«
    »Aber würde einer morden, bloß weil er eine Skihütte nicht kriegt?«, fragte Andrea.
    »Hey, Andrea, weißt du, was so ein Ding abwirft? Das ist die Lizenz zum Gelddrucken, wenn man das geschickt anstellt. Da wurde schon wegen weniger gemordet!«, rief Kathi.
    »Nehmen wir mal an, das genügt als Motiv. Wie passt der Makler dazu?«, sagte Irmi.
    »Na, den hat er entweder auch ermordet, weil er im Weg war, oder der Makler hat zugesehen und musste weg«, schlug Kathi vor.
    Irmi blickte auf das Flipchart. »Das klingt alles plausibel. Nur eine Frage: Wäre es nicht auch eine Hypothese, dass ein Mörder bewusst beide umgebracht hat? Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Maurer sozusagen in die Schusslinie geraten ist.«
    Alle

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