Huff, Tanya
ihre beste Chance bei Carl Biehn, der verwirrt und
trotz seiner unzweifelhaften Fähigkeiten mit einem Gewehr irgendwie gebrechlich
und alt wirkte. „Dies ist zu weit gegangen", sagte er ruhig und gab
seiner Stimme den Klang der Stimme der Vernunft, die sich über die Spannung wie
Balsam legte. „Was immer Sie geglaubt haben, als Sie damit begannen, die Dinge
haben sich geändert. Es ist Zeit aufzuhören."
„Schnauze!" fuhr
Mark ihn an. „Sie müssen nicht auch noch Ihren Senf dazugeben."
Carl hob die Hand, die
fast wie zur Segnung auf Sturms Kopf gelegen hatte, und packte das Gewehr
fester. „Was hast du jetzt vor?" fragte er betont, Verzweiflung färbte
seine Stimme, und in der Frage hallten Gebete nach, die unbeantwortet
geblieben waren.
„Du hast selbst
gesagt, die Kreaturen des Teufels müssen sterben. Für den da", Mark nickte
zu Sturm hin, „ist schon gesorgt worden. Die da", Wolke winselte wieder
und preßte sich eng an Stuarts Beine, „kann ich ebenfalls brauchen. Schade, daß
wir den Großen nicht dazu bringen können, sich zu verwandeln, ehe er
stirbt."
Stuart knurrte und
spannte sich an.
„Nein!" Henry
Fitzroys Befehl ließ Stuart sich augenblicklich wieder entspannen, schäumend
vor Wut und ohnmächtig, etwas zu unternehmen. Da beide Waffen aus
unterschiedlichen Richtungen auf sie gerichtet waren, wäre ein Angriff, ob er
nun erfolgreich war oder nicht, für mindestens ein Mitglied der Gruppe tödlich
gewesen. Es mußte einen anderen Weg geben, und sie mußten ihn schnell finden,
denn obwohl Sturms Herz immer noch ums Überleben kämpfte, konnte Henry hören,
wie sehr es geschwächt war, wie schwach es sich nur noch ans Leben klammerte.
„Sie halten Ihr
Maul", empfahl Mark. Seine Hände an der Schrotflinte waren schweißnaß,
aber er wagte nicht, sie abzuwischen, obwohl sein Onkel die „Gäste" in
Schach hielt. Ihm war klar, daß die Kreatur in dem Augenblick, wenn die
Schießerei losging und sie nichts mehr zu verlieren hatte, vorstürmen würde.
Alles mußte gut arrangiert werden, damit er und die Felle heil da herauskamen.
Und wenn er Onkel Carl nicht auf seine Seite bringen konnte... der arme alte
Mann war nicht ganz bei Verstand, wissen Sie... „Okay, Ihr alle dreht Euch
um und stellt Euch mit dem Gesicht zur Wand in einer Reihe auf."
„Warum?"
„Damit ich sie in
Schach halten und du sie zurück in die Hölle schicken kannst, wo sie
hingehören." Aufgrund einer plötzlichen Inspiration fügte er hinzu:
„Gottes Wille geschehe."
Carl Biehn hob den
Kopf. „Gottes Wille geschehe." Es stand ihm nicht zu, den Willen Gottes in
Frage zu stellen.
„Mr. Biehn."
Celluci befeuchtete seine Lippen. Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen. „Ich
bin Detective Sergeant der Polizei von Toronto. Meine Dienstmarke ist in der
linken Vordertasche meiner Hose."
„Sie sind
Polizist?" Der Gewehrlauf senkte sich.
„Er hat Umgang mit den
Kreaturen des Satans!" schrie Mark. Der Bulle würde durch eine
Gewehrkugel sterben. Armer Onkel Carl...
Der Gewehrlauf hob
sich wieder. „Die Polizei ist nicht immun gegen Versuchungen des Teufels."
Er sah Celluci an. „Sind Sie Christ?"
„Mr. Biehn, ich bin
praktizierender Katholik, und ich werde gern für Sie das Vaterunser, das
Glaubensbekenntnis und drei Ave Maria aufsagen, wenn Sie wollen." Mike
Cellucis Stimme wurde sanft, die Stimme eines Mannes, dem man vertrauen konnte.
„Ich verstehe, warum Sie diese Leute erschossen haben. Wirklich. Aber ist
Ihnen nie der Gedanke gekommen, daß Gott Pläne hat, die Sie nicht kennen und
daß Sie sich vielleicht, nur vielleicht, irren?" Da sie noch lebten, war
ihm der Gedanke offensichtlich gekommen; Celluci versuchte, das Beste daraus
zu machen. „Warum legen Sie nicht das Gewehr weg, und wir unterhalten uns, Sie
und ich, und schauen, ob wir nicht einen Weg aus dem Schlamassel heraus
finden." Und dann, aus den Tiefen seiner Kindheit heraus, als seine
winzige, schwarzgekleidete Großmutter ihn jeden Sonntag einen Bibelvers hatte
lernen lassen, ergänzte er: ,„Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar
werde, noch heimlich, was man nicht wissen werde.'"
„Lukas zwölf, Vers
zwei." Carl Biehn schauderte, und Mark sah, daß er ihn verlor.
„Selbst der Teufel
zitiert die Schrift, Onkel Carl."
„Und wenn er nicht der
Teufel ist?" Ein Muskel zuckte in der Wange des Alten. „Willst du einen
Mann des Gesetzes töten?"
„Das Gesetz der
Menschen, Onkel, nicht das des Herrn!"
„Antworte mir!"
„Ja,
Weitere Kostenlose Bücher