Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
Vom Netzwerk:
Viere, rang nach Luft, keuchte, würgte,
und die feuchten Enden ihrer Haare malten ihr blutige Linien ins Gesicht.
    „Ich werde. Nicht. So. Enden." Ein Panzer, mit so
vollkommener Arroganz geschmiedet, war nicht so einfach zu knacken. „Ich
bin!" atmete sie. „Ich lebe, und ihr seid tot!"
    Triumphierend hob sie den Kopf und sah, wie die Schatten
sich bewegten. Sah die letzten beiden Jungen, den, den sie gar nicht verwendet
hatten, den, den man ohne große Umstände im Hafenbecken versenkt hatte, sah
die anderen, all die anderen ...
    Sie sahen auf sie herab.
    Und waren tot.
    Ihre Münder standen offen. Sie heulten die abschlägige
Antwort auf Henrys Frage. Heulten Verzweiflung. Heulten Rache.
    Zwangen die Ärztin, den Tod zu sehen, den sie ihnen hatte
zuteil werden lassen.
    Mit einem feuchten Krachen fiel der Körper auf das Verdeck
des Ü-Wagens. Ein Bein baumelte schlaff an der einen Seite hinab, schwang vor,
schwang zurück und hing dann still.
    Fünf Meter entfernt auf dem Parkplatz klammerte sich
Patricia Chou, die wie ein Wunder vom Glassplitterhagel verschont geblieben
war, krampfhaft und mit schneeweißen Fingerknöcheln an den Unterarm ihres
Kameramanns. „Hast du das?" keuchte sie und achtete nicht darauf, wie rauh
ihre Kehle aufgrund ihrer unmittelbaren Reaktion auf dieses sensationelle
Ereignis geworden war. Professionalität hin oder her, auf einen schrillen
Schreckens- und Panikschrei meinte Patricia Chou Anrecht zu haben. Später würde
sie sich fragen, ob sie versucht hatte, mit ihrem Schrei den der
herabstürzenden Frau zu übertönen, weil sie lieber ihre eigene Stimme hatte im
Gedächtnis behalten wollen als dieses panische NEIN, das immer lauter geworden
war, je mehr die Schwerkraft gesiegt hatte. Aber im Moment waren andere Dinge
wichtiger. „Hast du das?"
    Brent nickte und starrte weiterhin mit der Unberührtheit
aller Kameraleute von Nordirland bis zum Libanon durch den Sucher. „Ich
dachte, in diesen neuen Häusern seien die Fensterscheiben bruchsicher."
    „Bruchsicher schon, aber zerschmettern kann man sie
dennoch."

„Ja? Womit hat sie denn deiner Meinung nach das Fenster
zerschmettert?" Glas war heruntergefallen und mit dem Glas zusammen auch
die Leiche -im Fallen noch lebend, aber letztlich doch eine Leiche -, aber
sonst nichts. Einen Moment lang schwiegen die Reporterin und ihr Kameramann,
dann gab Patricia Brent ihr Handy, bat ihn, die Polizei zu benachrichtigen und
eilte hastig zum Übertragungswagen, wobei sie im Geiste bereits die Liste der
Dinge, die sie jetzt tun mußte und die Liste der Menschen, die es nun anzurufen
galt, durchging. Sie machte sich Gedanken darüber, wie sich das schnell
schwindende Licht am besten nutzen ließ. „Das hier...", sagte sie sich,
duckte sich unter dem baumelnden Fuß hindurch, der einen perfekt passenden
gespenstischen Hintergrund für den Dreh abgeben würde und langte nach ihrem
Mikrophon, „... ist doch wirklich mal eine erstklassige Story!"
    „Wir alle wußten doch, daß das passieren würde",
sagte Celluci, der am Fenster stand, beide Hände gegen die Scheibe gedrückt.
„Wir alle wußten das!"
    Vicki zog ihn vom Fenster weg und drehte ihn zu sich um.
„Nein, das wußten wir nicht", sagte sie leise.
    „Wir wußten es! Wir wußten, daß die Geister Leute
umbringen. Sie hatten auch vorher schon Leute umgebracht."
    „Sie ist durch eine bruchsichere Scheibe gesprungen, Mike.
Niemand hat sie geschubst."
    „Wir wußten es", wiederholte der Detective hartnäckig
und schüttelte den Kopf. „Wir wußten es."
    Vicki packte sein Gesicht mit beiden Händen und neigte
seinen Kopf so, daß er sie ansehen mußte. In ihren Augen blitzte es silbern.
„Nein, wir wußten es nicht", sagte sie.
    Als die Polizei auftauchte, um ihre Stellungnahmen
aufzunehmen - zusammen mit den Stellungnahmen der Bewohner aller Wohnungen,
von denen aus man den Unfall hatte verfolgen können -, wurde ihnen eine
angenehme Überraschung zuteil.

„Mike Celluci? Der Name kommt mir bekannt vor." Der
junge Wachtmeister runzelte die Stirn. „Haben Sie vor kurzem ihren Kleinbus
als gestohlen gemeldet, Detective?"
    „Nicht seinen Bus, meinen." Vicki lehnte sich vor und
flehte Celluci im Geiste an, jetzt den Mund zu haken. Es fiel dem Detective zu
leicht zu vergessen, daß die Polizei in dieser Sache nicht notwendigerweise
auf ihrer Seite stand. „Mir hat er gesagt, er hätte ihn nur verlegt. Er weiß
noch, wo er ihn geparkt hat, ist aber irgendwie auf der anderen Seite der

Weitere Kostenlose Bücher