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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 04 - Blutpakt
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empor. Henrys Blick fiel
auf den sanften Pulsschlag unter der elfenbeinweißen Haut ihres schlanken
Halses, folgte unwillkürlich dem Lauf einer zarten Ader, bis diese unter den
weichen Falten der Magen taseide verschwand, die Brust und Schultern der Frau sanft
umspielten und signalisierte, wortlos und mit
Bedauern, seine mangelnde Bereit schaft,
der Einladung zu folgen. Die Frau nahm sowohl den Blick als auch die Ablehnung zur Kenntnis und wandte sich auf
der Suche nach zugäng licherer Beute
ab. Henry verbarg ein Lächeln: Er war also nicht der ein zige Jäger, der in dieser Nacht unterwegs war.
    Zu
seiner Linken versperrte ihm ein breiter Rücken in einem anthra zitgrauen Anzug fast die Sicht. Das Haar über der
Anzugjacke war über eine Halbglatze
gekämmt, der Anzug selbst gekonnt so geschneidert, daß
    der
Körperstellen kaschierte, die nach dem vierzigsten Geburtstag Speck angesetzt
hatten. Henry streckte die Hand aus und klopfte auf eine in Wolle
gehüllte Schulter.
    Der Anzugträger wandte sich um, sah ein
fremdes Gesicht und runzel te ärgerlich die Stirn. Dann versank
er in den Tiefen zweier brauner Au gen, die viel dunkler schienen,
als braune Augen das eigentlich sein dürf ten, viel unergründlicher, als die Augen eines
Sterblichen sein sollten.
    „Wir müssen reden,
O'Conner."
    Selbst ein
stärkerer Mann hätte den Blick nicht abwenden können.
    „Es ist besser, wenn Sie mitkommen." Ein
Schweißfilm bildete sich auf der Stirn des anderen. „Hier ist
zuviel Publikum für das, was ich mit Ihnen ..." - zwei Eckzähne, um einen
Tick länger als normal, tauchten ei nen Augenblick zwischen geöffneten Lippen auf-
„... bereden will."
      „Und?"
    Henry stand am Fenster und hielt eine Handfläche gegen
das Glas ge preßt. Auch wenn es schien, als blicke er hinunter auf die Lichter
der Stadt, beobachtete er in Wirklichkeit
doch das Spiegelbild der Frau, die hinter ihm auf der Couch saß. „Was
und?"
    „Hör'
auf, die untote Nervensäge zu spielen. Konntest du O'Connor/ Simmons bewegen zu bleiben, bis die Polizei
kommt?"
    Wie sehr er ihren Anblick liebte, wie gern er zusah, wie
sich Gefühle auf ihrem Gesicht spiegelten, wie gern er ihren Bewegungen zusah,
wie er es liebte, sie ruhen zu sehen! Wie sehr er sie liebte. Aber das war etwas,
was Henry nicht sagen durfte, und so sagte er lediglich: „Ja."
    „Toll. Ich hoffe,
ihm ging der Arsch auf Grundeis dabei!"
    ,Vicki!" Henry wandte sich um, die Arme vor der
Brust verschränkt, und runzelte die Stirn. „Ich bin nicht dein Schwarzer Mann,
den du aus dem Hut zaubern kannst, wenn du denkst, jemand hat es nötig, daß man in
ihm Gottesfurcht..."
    Vicki schnaubte: „Du hast eine sehr
hohe Meinung von dir!"
    „... weckt!" fuhr er unbeirrt
fort.
    „Habe ich dich je wie meinen .Schwarzen Mann'
behandelt?" Vicki hob die Hand, um Henrys Antwort
abzuwehren. „Sei ehrlich. Du verfügst über bestimmte
Fertigkeiten, so wie ich, und wenn ich es für nötig halte,

deine Fertigkeiten einzusetzen,
dann tue ich das. Außerdem", Vicki schob ihre Brille zurecht, „hast du gesagt, du willst stärker
in meine Arbeit ein bezogen
werden. Gipfel der Lila Leidenschaft ist fertig, und du wolltest mir bei meinen Fällen helfen, ehe du dich
dann nächsten Monat an ein neues Meisterwerk setzt."
    „Fortwährende Liebesmüh". Henry
schämte sich nicht, Autor histori scher Liebesromane zu
sein; er hatte Talent für diese Arbeit, und sie wur de
sehr gut bezahlt. Er bezweifelte aber, daß Vicki je einen historischen Liebesroman gelesen
hatte. Flucht in die Produkte der Poesie war nicht ihr Stil; sie sehnte sich nicht einmal danach. „Das heute nacht - das
hat te ich nicht im Sinn, als ich sagte, ich hätte gern mehr mit deiner
Arbeit zu tun."
    „Wir kennen uns jetzt über ein Jahr."
Sie klang belustigt. „Du solltest mittlerweile wissen, daß
ein Großteil der Ermittlungsarbeit aus tagelangen langweiligen, ermüdenden
Nachforschungen besteht. Nervenaufreibende, aufregende, lebensbedrohliche
Situationen kommen selten vor."
    Henry hob eine rotgoldene Braue.
    Nun wirkte Vicki schuldbewußt. „Es ist nicht meine
Schuld, wenn im merfort Leute versuchen, mich umzubringen -
und dich dazu. Du weißt genau, daß das letztlich die Ausnahmen sind, die die
Regel bestätigen." Sie richtete sich auf und schob einen turnschuhbekleideten
Fuß unter den Po. „Heute mußte ich einen ekelhaften Schleimer davon
überzeugen, daß es besser für ihn ist, sich nicht von der Stelle zu rühren,

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