Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
ordentliches Bäuerchen heraus. Vor Entsetzen über dieses peinliche Missgeschick schluchzte sie direkt wieder los.
»Vielleicht war Elvis nur ein bisschen streunen«, versuchte Theo Feldmann sie zu beruhigen. »Wahrscheinlich sitzt er längst wieder vor deiner Haustür und wartet auf dich.«
»Oh, Elvis«, heulte Friede weiter. Wenigstens hatte Ida aufgehört.
»Bestimmt hat Theo recht«, sagte Doris Feldmann. »Sollen wir dich nicht besser nach Hause fahren?«
»Um Himmels willen, nein«, nuschelte Friede. Sie nahm einen weiteren, großen Schluck aus der Likörflasche. Stöhnend streifte sie ihre pinkfarbenen Stöckelschuhe ab und schwang ihre Beine auf die Couch. Hugo konnte gerade noch zur Seite springen, ohne zerquetscht zu werden.
»Lasst mich jetzt nicht allein«, schluchzte sie und streckte alle viere von sich. Keine Minute später lag Tante Friede schnarchend auf der Wohnzimmercouch der Familie Feldmann. Vorsichtig nahm Merlins Mutter ihr die Likörflasche aus der Hand.
»Die schnarcht ja lauter als Papa«, flüsterte Merlin beeindruckt.
Tante Friedes rechter Arm war vom Sofa gerutscht und hing schlaff auf den Boden. Aus ihrem leicht geöffneten Mund lief ein dünner Speichelfaden.
›Die Ärmste‹, dachte Merlin. Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie er sich fühlen würde, wenn Hugo verschwinden würde. Er warf einen Blick zu seinem Vierbeiner. Der hatte sich auf Friedes Beinen eingerollt und schnarchte mit ihr um die Wette.
Als Merlin wenig später in seinem Bett lag, dachte er noch mal darüber nach, wie sehr der kleine Vierbeiner sein Leben verändert hatte. Hätte Charlotte damals nicht darauf bestanden, die Abkürzung zu nehmen, wären sie an dem Tag gar nicht durch den Hinterhof des Naturkundemuseums gekommen. Und hätten den kleinen Welpen nicht in der Mülltonne entdeckt.
›Und unseren Detektivclub gäbe es auch nicht‹, kam es Merlin in den Sinn. ›Sollte Elvis morgen immer noch nicht wieder aufgetaucht sein, wird sich die Schwarze Pfote dieses Falls annehmen‹, beschloss er. Mit einem Lächeln döste er ein.
Ohne zu wissen, dass der Perserkater nicht das einzige verschwundene Tier bleiben würde.
Frühstück
Am Morgen wurde Merlin von einem Kitzeln an seiner Nase geweckt. Verschlafen öffnete er die Augen. Neben ihm auf dem Kopfkissen hatte es sich Hugo gemütlich gemacht. Er schlief tief und fest. Nur seine Schwanzspitze bewegte sich hin und her und streifte immer wieder Merlins Gesicht. Eigentlich durfte Hugo gar nicht in Merlins Bett. Er hatte extra ein riesiges Hundekissen bekommen, das unter dem Schreibtisch am Fenster lag. Doch Hugo hielt es mit diesem Verbot nicht immer so genau. Und sein Herrchen auch nicht. Es gab doch nichts Schöneres, als jemanden zum Kuscheln im Bett zu haben.
Ganz leicht blies Merlin das linke Hundeohr an. Sofort zuckte es, als müsste es eine lästige Fliege vertreiben. Merlin grinste. Er ließ noch zwei Mal das Ohr zucken, dann pustete er auf die Schnauze. Im Halbschlaf rieb Hugo sich mit beiden Pfoten über die Nasenspitze.
›Wie ein Eichhörnchen‹, dachte Merlin.
Hugo drehte sich grummelnd auf den Rücken und streckte alle vier Pfoten von sich. Langsam öffnete er ein Auge.
»Fressi?«, fragte Merlin lächelnd.
Es war immer wieder faszinierend, was dieses Wort bei seinem Hund auslöste. Wie eine Sprungfeder katapultierte sich Hugo auf seine Beine. Mit einem Satz hüpfte er aus dem Bett, setzte sich neben die Zimmertür und wedelte mit dem Schwanz.
»Hund müsste man sein«, sagte Merlin gähnend. »Aus dem Tiefschlaf von null auf hundert in zwei Sekunden.«
Nach einem kurzen Besuch im Bad machten sich Merlin und Hugo auf den Weg in die Küche. Doris Feldmann stand am Kühlschrank und kontrollierte das Verfallsdatum einiger Lebensmittel. Ida saß in ihrem roten Kinderstuhl und brabbelte vor sich hin.
»Gugo«, rief sie begeistert und winkte zur Begrüßung mit ihrem vollen Breilöffel. Dabei flogen ein paar der matschigen Stückchen bis an die Zimmerdecke. Hugo lief zu ihr und leckte ihr Füßchen ab. Ida schrie vor Begeisterung.
»Wo ist denn Tante Friede?«, wollte Merlin wissen.
»Schon nach Hause gefahren«, sagte seine Mutter. »Aber vorher hab ich ihr noch einen extra starken Kaffee gemacht.«
»Und Elvis?«, fragte Merlin.
»Leider ist er bis jetzt noch nicht aufgetaucht.«
Auf dem Tisch stand ein Teller mit fertig geschmierten Honigbroten. Merlin stopfte sich schnell eines davon in den Mund.
»Wir müssen los«,
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