Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
Rosa
Achim gab ein ordentliches Tempo vor. Charlotte, Hugo und Merlin liefen direkt hinter ihm. Fips musste sich ordentlich ins Zeug legen, um nicht den Anschluss zu verpassen.
»Was für ein Glück, dass dieser Typ genau im richtigen Moment vor der Glotze saß«, rief er keuchend.
Bei ihrem letzten Fall waren die Mitglieder der Schwarzen Pfote unfreiwillig auf der Bühne der Fernsehshow Das Megatalent gelandet. So war der Chef einer Castingagentur, der die Sendung gesehen hatte, auf Charlotte aufmerksam geworden. Er war gerade auf der Suche nach dem passenden Gesicht für die Werbung einer großen Haarshampoo-Firma. Und noch überzeugender als Charlottes strahlend grüne Augen war für diesen Job ihre unvergleichliche Lockenpracht.
»Na ja«, gab Charlotte unsicher zurück. »Ich weiß nicht so recht.«
»Du machst das schon«, munterte Merlin seine Freundin auf.
An einer großen Doppeltür blieb Achim stehen und drehte sich um. »Bereit?«, fragte er.
»Äh, also w… w… wenn ich ehrlich b… bin …«, stotterte Charlotte.
Doch der Maskenbildner wartete ihre Antwort gar nicht erst ab. Er öffnete die Tür und ging in einen riesigen, hell erleuchteten Raum.
»Na komm schon«, drängte Merlin. Ihr blieb nichts anderes übrig. Charlotte atmete noch einmal tief durch und dann folgten sie Achim.
Keine zehn Minuten später saß Charlotte auf dem Rand einer rosafarbenen Badewanne. Für den Werbedreh war extra ein komplettes Badezimmer aufgebaut worden, das sogenannte Set. Und nicht nur die Wanne war rosa. Auch die Fliesen, der Teppich, die Handtücher, der Strauß Tulpen auf dem langen Waschtisch, sogar die Seife in Herzform, die neben dem Waschbecken lag. Es musste ja alles zu der rosaroten Schampolino-Verpackung passen. Für viele Mädchen sah so bestimmt das Traum-Bad aus. Für Charlotte, die lieber Hosen als Röcke trug und Blümchentapeten verabscheute, war es ein Graus. Schampolino war das neueste Produkt der Firma Schwensens Kosmetikgalaxy . Ein Haarshampoo für die ganze Familie, hundert Prozent hautverträglich und deshalb sogar für Babys geeignet.
»Ich hasse Rosa«, meckerte Charlotte.
Merlin konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ich finde, es steht dir toll.« So hatte er seine Freundin noch nie gesehen. Ausnahmsweise sah sie mal aus wie ein richtiges Mädchen.
»Ich bin doch kein Bonbon«, schimpfte Charlotte. Zu allem Überfluss trug sie ein rosarotes Kleid mit roten Bündchen. Achim war gerade dabei, ihr eine Schleife in die Haare zu binden. Natürlich in Rosa.
»Zuckersüß«, schwärmte er. »Da kann sich diese Prinzessin verstecken, wie heißt die noch gleich?«
»Achtung, Wasser marsch«, wurde er in seiner Überlegung unterbrochen. Ein junger Mann mit Vollbart stellte sich neben sie. Mit einem grünen Gartenschlauch ließ er Wasser in die Wanne laufen. Gleichzeitig schüttete er aus einer Plastikflasche eine rote Flüssigkeit dazu. Sofort schäumte es wie verrückt. Die Wanne füllte sich langsam und wurde zu einem rosafarbenen Schaumbad.
»Okay, Leute«, rief der Typ mit dem Schlauch. »In zwei Minuten müsst ihr loslegen. Sonst fällt der Schaum wieder zusammen.«
Jetzt wurde es hektisch. Merlin, Fips und Hugo durften sich hinter den Tisch des Regisseurs stellen. Hier konnte man auf drei Monitoren sehen, was am Set passierte. Eine Frau mit einem Klemmbrett unter dem Arm brachte Charlottes-Werbe-Eltern. Den Vater spielte ein sympathischer Mann mit schwarzen, halblangen Haaren. Die Mutter hatte ähnliche Locken wie Charlotte. Auf dem Arm trug sie ein süßes, kleines Baby mit roten Pausbacken. Alle drei steckten in flauschigen, rosafarbenen Bademänteln.
»Achim!« Charlotte zupfte ihn aufgeregt am Ärmel. »Ich glaub, ich hab vor Aufregung meinen Text vergessen.«
»Keine Panik«, beruhigte er sie und sprach ihr den Satz, den sie gleich aufsagen musste, noch mal langsam vor. »Egal ob groß oder klein, für unsere Haare darf es nur Schampolino sein.«
Dann griff er nach einem rosaroten Föhn, der neben ihm lag, und stellte ihn an.
»Für den letzten Schliff«, übertönte er das surrende Geräusch.
Merlin konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Für Hugo war das Geräusch des Föhns ganz klar eine Aufforderung, das lustige Spiel von vorhin zu wiederholen. Vor Freude kläffend, raste er in Achims Richtung. Genau auf das rosarote Schaumbad zu.
Herr Schwensen
»Nein«, schrie Merlin seinem Hund hinterher. Doch Hugo war nicht mehr zu halten. Er schlüpfte durch die
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