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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ja
richtig verstanden zu haben«, meinte er gedehnt. »Haben Sie schon mit Blanche
Arlington gesprochen?«
    »Nein«, log ich. »Warum hätte
ich das tun sollen?«
    »Sie ist eine Freundin von
Reid«, erwiderte er beiläufig. »Eine Exgeliebte , um
genau zu sein. Aber immerhin noch befreundet genug mit ihm, um ihm
beispielsweise zu verraten, daß Virginia und Erik hier sind.«
    »Dann kann ich mich ja morgen
mal bei ihr melden«, sagte ich unbefangen. »Vielen Dank für den Hinweis.«
    »Ihnen bleiben gerade noch zehn
Sekunden Zeit, um zu verschwinden«, knurrte Larsen.
    »Keine Angst«, besänftigte ich
ihn. »Ich habe eine äußerst sensible Natur und weiß, wann ich überflüssig bin.
Sollte mir aber der Sinn danach stehen, mich dennoch zu Ihnen zu gesellen, wo,
bitte, habe ich dann die Ehre, Sie zu finden?«
    »Das spielt keine Rolle«,
erklärte Virginia kühl. »Wir rufen Sie an, wenn wir Sie brauchen.«
    »Ich habe ein Büro in der Fort
Street«, sagte Choy . »Sollten Sie in Schwierigkeiten
geraten, brauchen Sie nur nach mir zu verlangen.«
    »Okay, Kayo «,
sagte ich strahlend. Dann stand ich auf.
    »Jetzt aber dalli, Boyd«, ließ
Larsen sich vernehmen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, ich sei nicht so ganz
sein Typ. »Sie haben noch eine Sekunde.«
    »Wenn Sie nicht aufhören mit
Ihren albernen Drohungen, Larsen«, sagte ich kalt, »stülpe ich Ihnen einen
Südwester über die Ohren, und Sie finden sich beim Bekleben von Sardinenbüchsen
wieder, ehe Sie merken, wie Ihnen geschieht.«
    Beim Hinausgehen ließ ich einen
gründlichen Blick durch die großen Fenster schweifen, um mich zu vergewissern,
daß der Diamond Head immer noch auf seinem alten Platz stand.
     
    Kurz nach Mitternacht langte
ich in meinem Hotel an, was aber nicht gleichbedeutend war mit dem Entschluß,
mich augenblicklich zu Bett zu begeben. Mit dem Vorbedacht des unerschrockenen
Touristen, der die erste Nacht in einer fremden Stadt weilt, hatte ich mir
unterwegs eine Flasche Whisky mitgenommen. Ich machte sie auf und goß mir ein
Glas davon ein.
    Der Whisky nahm mir die Furcht
vor der Einsamkeit. Honolulu, dachte ich in einem Anflug von tiefem
Weltschmerz, war so entsetzlich weit von New York entfernt. Noch mehr jedoch
erschreckten mich die riesigen, leeren Landstriche, die wie von genialer Hand
planlos in der Gegend verstreuten Felsbrocken von den Dimensionen des Diamond
Head. Oder die Felsen auf dem Pali-Paß — und ringsherum nichts als der
gestirnte Himmel über mir.
    Glücklich und geborgen fühle
ich mich nur in meinem Apartment am Central Park West, eingerahmt von soliden
zehn Stockwerken über mir und ebenso soliden fünfzehn unter mir. Einer der New
Yorker Hirnklempner, die wie Pilze nach einem warmen Sommerregen aus dem Boden
schießen, erklärte mir einmal, ich würde an hochgradiger Agoraphobie leiden.
Worauf ich ihm sagte, mein Liebesleben ginge ihn gar nichts an. Aber er
erklärte, das seien Angstneurosen, die sich dann einstellten, wenn Leute wie
ich der freien Natur gegenüberstünden. Eine Erscheinung, die schon in der
Antike dazu geführt hatte, daß die Menschen sich riesige Arenen bauten und sich
darin versammelten. Ich hatte es damals für Unsinn gehalten. Inzwischen sah ich
die Sache anders an.
    Nach diesen entscheidenden
Überlegungen machte ich mir einen zweiten Drink und wandte mein Interesse den
Ereignissen des Landes zu; ich dachte an Blanche Arlington und an die Person,
die ihr die Kehle durchgeschnitten hatte, an den Telefonanruf — und an den Ort,
von wo aus Emerson Reid telefoniert hatte, falls er es gewesen war, der
angerufen hatte. Und wenn er es nicht gewesen war, wer kam dann in Frage? Der
Kummer mit dem Nachdenken besteht bei mir darin, daß Nachdenken mir jede
Übersicht nimmt. Deshalb ließ ich es sein und widmete mich ausschließlich
meinem Bourbon.
    Während ich mir gerade
überlegte, ob ich mir noch einen dritten Whisky genehmigen sollte oder nicht,
vernahm ich ein leises Klopfen an der Tür, woraus sich für mich unversehens ein
neues Problem ergab. Vielleicht stand irgendein Bursche draußen, der mir ein
Dutzend Hulamädchen zu herabgesetztem Preis anbieten
wollte, oder der Boß des Ladens, der sich nach meinem Wohlergehen erkundigen
wollte — oder die Person, die Blanche Arlington zu einem schöneren Jenseits
verholfen hatte und mir nun eine ähnliche Wohltat angedeihen lassen wollte.
Mein alter Herr pflegte immer zu sagen, wenn er sich in einer heiklen Situation
zu befinden glaubte:

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