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Hulamädchen auf Abwegen

Hulamädchen auf Abwegen

Titel: Hulamädchen auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich Ulani mit einem Mietwagen zur Hauoli Bar zurückgebracht und hatte voll
Zufriedenheit beobachtet, wie sie leichtfüßig im Hintereingang versch wand. In der folgenden Nacht
würde sie wieder zu mir kommen, hatte sie mir schlicht erklärt — was in mir das
erregende Gefühl auslöste, daß Alt-Hawaii in meinen Händen lag. Ganz allein in
meinen Händen.
    Ich ließ mich sacht auf einen
der Segeltuchstühle sinken, die neben dem Swimmingpool standen, und zündete mir
eine Zigarette an. Ein weißgekleideter, grinsender Hawaiiojapaner kam auf mich zu und erkundigte sich aufs höflichste, ob ich irgendwelche
Wünsche hätte. Ich nannte ihn der Einfachheit halber Charlie, weil er einen
unaussprechlichen Namen hatte, den ich mir nicht merken konnte. Ich bestellte Irish Coffee, weil das die hinreißendste Mischung zum Aufwachen ist — meines Erachtens.
    Der Tag versprach ein Gedicht
zu werden. An einem wolkenlosen Himmel stand eine strahlende Mittagssonne. Ich
freute mich schon jetzt auf den Zauber einer neuen hawaiianischen Nacht.
Zwischendurch blinzelte ich befriedigt — mit mir und der Welt zufrieden — in
das Bassin und entdeckte einen Mann mit massigem Unterkiefer, der mit
tiefernster Hartnäckigkeit auf und nieder schwamm, um seiner voluminösen
Leibesfülle Herr zu werden. Am Ufer saß seine Ehehälfte, deren traurige Augen
die Hoffnungslosigkeit widerspiegelten, daß er trotz aller Anstrengungen doch
nicht untergehen würde. Ich zog gedankenverloren an meiner Zigarette und
stellte mit plötzlichem Abscheu fest, daß sie auf seltsame Weise schwammig
schmeckte.
    Charlie kam mit dem Kaffee und
stellte das Tablett auf ein kleines Tischchen neben mich. Der Kaffee gab mir
den Lebenswillen wieder, wenigstens zum Teil, was mich dazu verleitete, mir
eine zweite Zigarette anzuzünden. Diesmal schmeckte sie nicht mehr ganz so
erbärmlich. Um ganz ehrlich zu sein, ich genoß sie sogar bis zu einem gewissen
Grad.
    In dieses Frühlingserwachen
fiel eine ungehaltene Stimme. »Boyd«, sagte sie, »ich habe Sie schon überall
gesucht!«
    Ich wandte den Kopf, dem Klang
der Stimme folgend — und da war es, das alte Holzhackergesicht. Er trug einen
untadeligen Tropenanzug aus italienischer Rohseide — und seine getigerten Augen
fauchten und verspritzten Gift auf alles, was kreuchte und fleuchte .
Im Moment am meisten auf mich. Die kurzen Stoppeln seines ergrauenden Haares
standen auf eine Weise zu Berge, die darauf schließen ließ, daß er sich mit der
ganzen Welt keineswegs im Einklang befand, am wenigsten mit mir.
    »So eine Überraschung!« staunte
ich. »Mr. Emerson Reid höchstpersönlich. Warum haben Sie mich denn diesen
weiten Weg von New York hierher geschickt, wenn Sie selber herkommen?«
    »Hab’s mir anders überlegt«,
erwiderte er kurz angebunden. »Muß mal selbst erst die Lage peilen. Aber was,
zum Teufel, machen Sie hier am hellichten Tag? Mitten
am Busen der Natur, wo Sie, verdammt noch mal, für mein Geld in meinem Auftrag
arbeiten sollen? Ist Ihnen Honolulu zu Kopf gestiegen, oder was ist los?« Seine
Stimme überschlug sich fast gegen Ende seiner Tirade.
    Ich füllte meine Tasse wieder
und sah ihn fragend an.
    »Kaffee?«
    »Kaffee!« Er schauderte und
schüttelte entrüstet den Kopf. »Wissen Sie denn nicht, was passiert ist?«
    »Was passiert ist?« echote ich
höflich.
    »Lieber Himmel! Lesen Sie keine
Zeitung? Es steht auf der ersten Seite! Blanche Arlington ist ermordet worden — irgend jemand hat ihr die Kehle durchgeschnitten.«
    »Ach so, das!« winkte ich
gleichgültig ab. »Ich dachte, es sei was Neues!«
    Reid starrte mich an wie ein
Gnu im Zoo, wobei sich seine Bürstenhaare für eine Sekunde weich wie bei einem
Baby um den Kopf schmiegten. Dann richteten sie sich jedoch sofort wieder auf.
    »Sie haben davon gewußt?«
fragte er mit erstickter Stimme.
    »Natürlich. Ich war gestern abend mit ihr verabredet, aber als ich hinkam, war
sie schon tot. Ich habe es nicht gemeldet, weil ich annahm, daß es für unsere
Sache nicht gerade das Richtige sei.«
    »Um wieviel Uhr war das?« fragte er scharf.
    »Halb neun.«
    »Das ist unmöglich! Ich rief
sie an und habe noch kurz nach halb neun mit ihr gesprochen.«
    »Nein«, belehrte ich ihn
bescheiden. »Sie sprachen mit mir.«
    Er beschäftigte sich eine
kleine Weile mit diesem Gedanken. »Sie waren das?« staunte er stumpfsinnig.
    »Meine entzückende Wenigkeit«,
bestätigte ich ihm. »Das ist auch der Grund, weshalb ich hier in der Sonne
sitze, mein

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